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Alt 31.03.2009, 11:42
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Die Sanduhr läuft langsam ab! (Glioblastom VI)

Liebe Eva,

es ist bei Dir genauso wie bei mir. Immer, wenn ich in mein Elternhaus komme,
muss ich daran denken, dass im Esszimmer das Pflegebett stand. Jeden Tag winkte mein Papa mir, selbst bis zuletzt. Er ist auch zuhause gestorben. Dieses Bild habe ich immer vor Augen.

Aber auch das ganze Leiden und die ganzen tränenreichen Szenen, die sich
dort abgespielt haben. Soetwas kann man wirklich nicht glauben, und auch wenn man in dem Moment denkt, das ist alles so schlimm, dann weiß man
nicht, wieviel schlimmer das alles noch wird. Erst am Ende weiß man es.
Vielleicht ist das auch gut so, denn sonst würde man das nicht ertragen
können... Vielleicht, wenn es Schritt für Schritt immer schlechter wird, lernt
man sich darauf einzustellen, auch wenn es einem das Herz bricht...

Ich sehe so oft die Bilder von meinem Papa vor mir. Auch als es ihm noch gut ging und wir noch nichts von der Krankheit wußten. Ganz oft ist mein Papa mir abends mit Auto entgegengekommen, wenn ich von der Arbeit nach Hause fuhr und er von seinem Fischteich kam. Dann hat er immer Lichthupe gemacht und gewunken. Und halt viele Sachen mehr.... Das wird glaube ich, nie vergehen. Und das ist schön so.

Im Moment besuchen wir viele Verwandte, bei denen vor einem Jahr noch
mit Papa waren. Da konnte er sogar noch laufen -bis Mitte /Ende April.
Diese Besuche fallen mir sehr schwer. Immer habe ich vor Augen, das Papa da schon nicht mehr den Urin halten konnte, und wenig sprach. Aber er hat sogar
manchmal noch gelacht. Und das war so schön, und wir so glücklich in den Momenten.

Ich hoffe, dass wir das nie vergessen werden... Sein Lachen und seine Lebensfreude.

Und für mich und auch für Dich, liebe Eva, kann ich Dir zusichern, es kommt wieder, die Lebensfreude und auch das Lachen. Und wenn man vorher nur geweint hat, wenn man an Papa dachte, so kommt einem jetzt schon oft
ein Lächeln über die Lippen, wenn wir an Papa denken und über ihn reden.

Ich wünsche Dir von ganzen Herzem, dass Du auch diese Erfahrung machen wirst und rede Dir kein schlechtes Gewissen ein, weil Du bei seinem Sterben nicht dabei warst. Du warst vorher für ihn da und nachher und er würde wollen, dass Du weißt, was es ihm bedeutet hat, was Du ihm bedeutet hast und dass Du nach all dem Leid wieder glücklich wirst.

Viele liebe Grüße
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In liebevoller Erinnerung
(Foto 17.09.07)
Manfred 10.07.45-07.06.08


Leise kam das Leid zu dir, trat an deine Seite,
schaute still und ernst dich an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es deine Hand, ist mit dir geschritten,
ließ dich niemlas wieder los, du hast viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel,
und uns war´s, als wüchsen still deiner Seele Flügel.


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