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Alt 25.06.2007, 21:09
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Als die Krebs-Diagnose noch neu war und ich im Krankenhaus lag, hab ich mich mit dem Thema erstmal gar nicht auseinandergesetzt. Ich hatte einfach zu wenig Informationen.

Als ich aus dem Krankenhaus draussen war, also während der Chemo, hab ich mich mit den Statistiken schon mehr beschäftigt. Aber ich habe nie einen Arzt nach einer persönlichen Prognose gefragt. Irgendwie fand ich das dem Arzt gegenüber nicht fair. Wenn er seriös ist, kann er m.E. keine Aussage über ein Individuum machen. Das ist die Logik der Statistik. Da muss ich ihn auch nicht in endlose Erklärungen drängen, hab ich mir gedacht.

Heute (die Chemo ist jetzt einen Monat vorbei) denke ich, dass ich mich während der Chemo nicht sehr intensiv mit der Frage "Prognose" auseinandergesetzt habe. War aber vielleicht auch gut. Sollte man durch die Beschäftigung in die Stimmung "hat doch alles keinen Sinn" kommen, ist das vermutlich nicht hilfreich für die Laune, wenn man sich mal für ne Chemo entschieden hat.

Aber irgendwas ist da doch. Letztes Jahr hab ich noch eine Riester-Rente abgeschlossen. Hätte ich mich dieses Jahr überhaupt noch mit dem Thema beschäftigt? Ich sage solche Dinge wie: Wenn ich ein Aktienpaket mit der Gewinnchance hätte, wie meine 5-Jahres-überlebensrate, dann würde ich zum Verkauf raten... Klar, für Patienten mit einer Überlebenschance von 80% sollten die Auswirkungen deutlich schwächer sein als für jemanden mit Prognosen von 20%. Und ganz klar. Es sagt nichts über das Individuum. Das Individuum kann natürlich immer zu dem einen % oder auch zu dem halben % gehören, dass noch 40 Jahre lebt.

Aber dennoch gehört doch die Planung zu unserer Kultur. Und als ich mich noch gesund wähnte, hätte ich doch auch nicht konkrete Planungen gemacht für etwas, was ich mache, wenn ich 100 bin. Weil ich das schon immer für unwahrscheinlich alt gehalten habe. Ist es also sinnvoll heute z.B. für etwas zu planen, was in 20 Jahren sein könnte? (darüber hab ich als ich mich noch gesund wähnte durchaus nachgedacht...) Wie seid ihr damit umgegangen, bzw. wie geht ihr damit um? Welche Konsequenzen haben schlechte Prognosen ? (außer vielleicht der Einstellung "jetzt kämpfe ich erst recht...")