Thema: Meine Mama
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Alt 05.09.2014, 23:59
zarah zarah ist offline
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Standard AW: Meine Mama

Hallo Katja,

Zitat:
Bzgl. der Probleme von der Kurzzeitpflege in ein Hospiz zu gehen, habe ich auch schon gehört und daraufhin den Psychoonkologen in der Klinik angesprochen. Er konnte mich insofern beruhigen, dass die KK meiner Mutter (AOK) da keine Schwierigkeiten macht.
ganz ehrlich: ich würde mich in einem so wichtigen Punkt nicht auf die Aussage eines Psychoonkologen verlassen. Sondern mir das zumindest von der KK bestätigen lassen. Vorzugsweise schriftlich.

Ansonsten vielleicht noch ein Argument, das deine Mutter einem Hospiz gegenüber positiver stimmen könnte: Hospize sind offener für Angehörige, als Pflegeheime das sind. Klar kann man im Pflegeheim zu Besuch kommen. Aber doch eher tagsüber, und eher zu den Zeiten, zu denen man die normalen Abläufe nicht durcheinanderbringt. Im Hospiz war es bei uns so, dass mit meinem Bruder praktisch auch unsere Mutter und ich (abwechselnd) eingezogen sind. Weil er oft Angst hatte, und nicht ohne unsere Begleitung sein wollte. Also war eine von uns immer da: Wir haben dort gegessen, dort im Angehörigenzimmer übernachtet. Eine von uns beiden war immer da. Fast drei Monate lang. Eine solche Gastfreundschaft kann ich mir bei einem Pflegeheim, so wie ich es kenne, nicht vorstellen. Leider. Und es gab auch für uns Angehörige Angebote, z.B. in Gesprächen mit Ehrenamtlichen Unterstützung zu bekommen. Was sehr hilfreich war.

Lange Rede, kurzer Sinn: Vielleicht überzeugst du deine Mutter eher, wenn du ihr das Hospiz als eine Möglichkeit für dich/euch, zu deiner/eurer Entlastung darstellst. Vielleicht kann sie sich den Schritt, dort hinzugehen, so eher vorstellen.

Letzlich bleibt aber auch die Tatsache, dass deine Mutter (egal ob durch das Morphium oder durch eventuelle Hirnmetastasen) zumindest zeitweise nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist. Es gibt Punkte, da muss man nahestehende Menschen zu ihrem Wohl zwingen. Was schwer ist, und was wahrhaftig gut bedacht sein muß. Aber manchmal ist es erforderlich. Im besten Fall läßt es sich nachträglich auflösen. Ich habe meinen Bruder (leider) auch eher gegen seinen Willen in's Hospiz bringen müssen. "Ich habe es mir angesehen, es ist ein guter Ort, probier es zumindest aus, wenn es nicht taugt, dann kannst du ja wieder gehen", habe ich ihm gesagt. Ich hatte aber auch das große Glück, nachdem er 10 Tage dort war, mit ihm in aller Ruhe sprechen zu können, ob das nun letztlich ok war. Er hat mit großer Klarheit geantwortet: Ja, es war richtig, daß du mich hierhergebracht hast. Es war gut so. Worüber ich sehr froh und wofür ich sehr dankbar bin.

Mausi69 hat deine Oma bedauert. Sicher zu Recht, denn es ist wahrhaftig traurig, ein Kind in den Tod begleiten zu müssen. Andererseits: Oma ist, wie meine Mutter, nicht diejenige, die die volle Last derartiger Entscheidungen tragen muß. Diese Verantwortung liegt bei unserer Generation. Es ist keine geringe Last und keine geringe Verantwortung.

Nochmal alles Gute, zarah