Thema: Meine Mama
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Alt 08.09.2014, 14:43
zarah zarah ist offline
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Standard AW: Meine Mama

Zitat:
Nach einem Gespräch mit der Ärztin und der Psychologin werde ich das Hospiz wohl gegen ihren Willen durchsetzen, da es auch in ihrer Patientenverfügung so vermerkt ist. Bei klarem, geistigen Zustand hätte sie es auch so entschieden und hat es ja bei Erstellung der Patientenverfügung auch so gemacht.

Es fühlt sich trotzdem Sch.... an.
Hallo Katja,

ich kann dir nicht viel tröstendes sagen, sondern eigentlich nur bestätigen: Ja, so ist das. Es eindeutig, es ist richtig, es ist notwendig. Und trotzdem fühlt es sich Sch... an.

Vielleicht noch eine subjektive Beobachtung, über die du mal nachdenken könntest: Ich habe im letzten Jahr drei Menschen (zeitweise) verwirrt erlebt (meinen Vater, meinen Bruder und einen weiteren Gast im Hospiz, in dem mein Bruder war). Bei allen dreien schien es mir, dass die Betroffenen ihre Verwirrtheit unterschwellig selbst mitbekamen, aber nicht einordnen konnten. Die Aktivitäts- und Bewegungsdrang-Schübe wirkten auf mich zumindest zeitweise so, als seien sie in diesem Phasen auf der Suche. Sei es auf der Suche nach irgendeinem Ausweg aus dem selbst als bedrohlich erlebten Verwirrtheitszustand (hier stimmt was grundlegend nicht - nur weg hier!). Oder sei es auf der Suche nach einem Ziel oder einer Tätigkeit, das/die so vertraut ist, dass sie Anhalt gegen die Verwirrtheit geben. Den Aspekt "vertraute Tätigkeit gibt Orientierung" kann man sich manchmal zunutze machen. Meinem Vater halfen die extrem regelmäßigen Abläufe im Pflegeheim. Meinem Bruder, der schon als Kleinkind stundenlang Zahlenreihen schrieb, habe ich manchmal die Zahlensteine eines Spiels unsortiert auf die Bettdecke geschüttet und ihn um Hilfe gebeten, weil "alles so fürchterlich durcheinander" ist. Da hat er dann Zahl für Zahl in die richtige Reihenfolge sortiert. Und wurde dabei ruhiger. Der andere Gast im Hospiz, eine ältere Dame, hatte ihr Leben lang immer gearbeitet. Sie wurde ruhiger, wenn sie um Hilfe beim Kartoffelschälen oder Handtücher zusammenfalten gebeten wurde. Vielleicht fallen dir Tätigkeiten ein, die du deiner Mutter anbieten kannst. Du schriebst, glaube ich, dass sie Sekretärin war. Vielleicht gibt es einen Stapel (unwichtiger) Unterlagen, der "sortiert und abgeheftet" werden muß? Oder halt evt. auch irgendwas aus dem Spielebereich, bei dem der Aspekt "zielgerichtet ordnen" im Vordergrund steht? Oder ein Gewinnspiel-Kreuzworträtsel, bei dem du ja soo gerne den Gewinn bekommen würdest, die Lösung aber nicht selbst findest? Wichtig ist allerdings, scheint mir, dass man sowas nicht als "lass uns spielen" anbietet. Sondern eher auf der Ebene "so viel Arbeit, ich schaff das nicht, du kannst dass doch so toll, hilfst du mir bitte?"

Manchmal helfen allerdings trotzdem nur (starke) Beruhigungsmittel. Leider.

Nochmal alles Gute, zarah