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Alt 14.12.2008, 18:05
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Streit um Beerdigung, eure Meinung

Hallo,

Zitat:
Zitat von Sanni412 Beitrag anzeigen
-Um nicht als Egoistin dazustehen habe ich mich nun zurückgezogen und überlasse meinem Bruder und Geli das Feld, habe nur den einen Wunsch geäussert bei Papa etwas in die Urne tun zu wollen!

Das liest sich wie ein schlechter Krimi!
Wie ist eure Meinung dazu?
Ich finde es zunächst mal einfach nur beschämend, wenn angesichts des Todes und der Trauer die liebe Familie nichts besseres zu tun hat, als sich um (sorry) Formalkram wie die Beerdigung zu streiten. Und vor allem, sich unter dem Aspekt zu streiten, was nun der oder der oder der Angehörige will. Und es ausser dir scheinbar niemanden interessiert, was dein Vater wollte.

Dass du da "das Feld geräumt" hast, kann ich verstehen. Dieser Streit ist einfach unwürdig, und je vehementer man sowas macht, desto schlimmer wird es. Also gibt vielleicht doch der Klügere nach, damit endlich Ruhe ist und dein Vater in Frieden (wo und wie auch immer) seine letzte Ruhestätte bekommt.

Jetzt ist es zwar zu spät, aber: wenn dein Papa es dringend gewollt hätte, hätte er einfach mit einem handschriftlichen Dreizeiler bestimmen können, wie und wo er bestattet werden möchte, und wer sich nach seinem Tod darum kümmern soll. Vielleicht führt die Erfahrung aus diesem Versäumins wenigstens dazu, dass es die jetzt als "Überlebende" betroffenen für sich selbst beizeiten eindeutig regeln.

Meine Frau wird in Kürze an Krebs sterben, und sie hat das zum Glück vorab geregelt. Ich werde mich darum kümmern (als Ehemann darf ich das sowieso, auch ohne dass sie das im Detail schriftlich festgehalten hat). So wie sie es will. Und so, dass voraussehbar ist, dass die Verwandschaft völlig empört sein wird. Meine Frau will nämlich nicht, wie ihre Mutter es wünscht, in ihrer "alten Heimat" beerdigt werden. Sie will überhaupt nicht beerdigt werden, sondern verbrannt, und die Urne wird danach mir ausgehändigt. Keine Beerdigung, keine Trauerfeier am Grab, kein Grabstein, kein Platz, wo man sich am Gedenkstein treffen kann.

Die Urne meiner Frau werde ich dann an ihre Schwester weitergeben. Weil ich so ein "Relikt" zum trauern nicht brauche. Mir reicht die Erinnerung. Aber weil meine Schwägerin, die für meine Frau nach mir der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist, darauf wert legt. Also wird die Schwester meiner Frau entscheiden, in welchem Wald unter welchem Baum in ihrer Nähe sie die sterblichen Überreste meiner Frau zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Zeremonie und mit welchen Teilnehmern bestattet. Und so wird sie meine Frau zur letzten Ruhe tragen - und künftig besuchen können, weil ihr das wichtig ist. Ob / wem sie verrät, wo meine Frau dann liegt, das bleibt ihr überlassen.

Vielleicht nehme ich mir aus der Urne, bevor ich sie weitergebe, sogar einen Teelöffel Asche zum Angedenken an meine Frau raus, fülle ihn um und veranstalte damit eine kleine, ganz private "Neben-Bestattung", nur für meine tote Frau und mich. Weiss ich aber noch nicht, wird man dann sehen.

Wie auch immer. Ich finde solche "formalen" Fragen nach dem Tod nicht so wichtig. Wichtig ist für mich allein, was der Tote wollte. Und selbst, wenn der das zu Lebzeiten nicht eindeutig und "wasserdicht" bestimmt hat, sollte es unter normalen erwachsenen Menschen (Angehörigen) doch möglich sein, einen Kompromiss im Sinne des Verstorbenen zu finden, ohne sich über diese Frage in die Haare zu geraten. Und wenn das wirklich nicht möglich ist... dann würde ich das Gleiche tun wie du: den Rückzug antreten und sich die Leichenfledderer weiter unter sich zanken lassen; weil diese Art von Streit einfach widerlich ist. Du wirst so oder so deine persönliche Art und Weise finden, wie du um deinen Vater trauern kannst. Unabhängig, ob seine sterblichen Überreste da oder da liegen. Einen "Fixpunkt" zum Trauern (falls du einen brauchst), kannst du dir auch so suchen. Vielleicht einen Ort in Berlin, wo er gerne war, oder wo du mit ihm warst, und woran du gute Erinnerungen hast? Oder wo / was auch immer.

Du wirst einen Ort der Erinnerung finden, an dem du deinem Vater immer nahe sein kannst. Ob nun genau da seine Urne liegt oder sein Grabstein... Das wird deinem Vater, behaupte ich einfach mal, relativ egal sein, wenn du ihm im Gedenken nahe bist.

Viele Grüße,
Stefan

Geändert von Stefans (14.12.2008 um 18:16 Uhr)
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