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Alt 26.07.2015, 09:55
Stefanie24 Stefanie24 ist offline
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Standard Eine Zusammenfassung des Unfassbaren.

Hallo ihr Lieben,
ich melde mich nach sehr langer Zeit zurück, einfach um zu schreiben. Zu beschreiben, was passiert ist.

Eine kurze Zusammenfassung:

Ich habe mich im April zurück gezogen was Haushalt usw betroffen hatte.
Ich war zu der Zeit so 3-4 Mal die Woche bei meiner Mutti, habe mit ihr geredet, die Wäsche gemacht und mich um die medizinische Versorgung gekümmert.
Sie ist da mit ihrem Rollator gut zurecht gekommen, ist einkaufen und Essen gegangen mit meinem Vater.
Mein Vater musste dann die Aufgaben übernehmen, die ich nicht mehr gemacht habe, wie kochen, aufwaschen, staubsaugen usw.

Ende Mai, Anfang Juni wurde meine Mutti schwächer und lag viel aber Ihre Hygiene konnte sie noch erledigen. Das ging dann seit Anfang Juni nicht mehr. Da lag sie nur noch, stand nur noch auf, wenn sie auf Toilette musste.

Da hat es mir dann gereicht und ich habe "bestimmt" dass ein Pflegedienst eingeschaltet werden muss, der einmal pro Tag kommt, um sie zu waschen.
Was meine Eltern, Gott sei Dank, auch angenommen haben.

Da wurde dann das Ausmaß ersichtlich. Meine Mutti hatte einen Tumordurchbruch am Hintern und es war alles offen. Sie hatte nie geklagt , nur selten, dass sie Schmerzen hatte, beim Waschen.
Das wurde dann fachmännisch versorgt - auch mit Hilfe eines ambulanten Palliativteams mit Palliativärztin, was ich auch in die Wege leitete. Dieses Team kam dann mindestens 1x pro Woche.

Meine Tante kam ab dem Zeitpunkt etwa 1x alle 2 Wochen für 1- 2 Stunden zu Besuch - weil sie ja den armen Opa ( der immer noch gesund ist, nur alt ist ) betreuen musste - rund um die Uhr.

Ich war dann wieder jeden Tag dort , um zu schauen, wie es meiner Mutti geht.

Sie wurde immer mutloser und schwächer, meinte, dass es nicht mehr beser wird, sagte mir was sie für Musik auf Ihrer Beerdigung haben möchte...
Ich habe ihr immer weiter Mut zugeredet..... Sie hat immer gesagt:" Es ist wie es ist" und " es wird nicht besser"


Dann kam das Pflegebett.

Sie hatte immer noch Hunger und auf den Toilettenstuhl ging sie mit Hilfe meines Vaters weiterhin. Ansonsten lag sie nur noch. Wir haben uns jeden Tag gut unterhalten, manchmal schlief sie aber die Gespräche waren normal, mal lustig, mal traurig, mal normal.....

Am 11.7. hat sie sich dann morgens umgebracht.

Mein Vati hat sie gefunden, weil ich angerufen hatte. Sie schlief morgens immer nochmal, ich rief immer so zwischen 9-10 Uhr an. So auch an dem Tag.

Er schrie nur ins Telefon, ich soll den Notarzt anrufen, was ich auch tat und mein Mann u ich sind gleich hingefahren.
Da haben die Sanitäter noch reanimiert...

Dann musste der Notarzt die Polizei holen - wegen unnatürlicher Todesursache.
Die kam dann, und die holten dann die Kripo.

Wir standen die ganze Zeit draußen, durften nicht ins Haus und meine Mutti lag die ganze Zeit auf dem kalten Boden - was unerträglich für mich ist.


......





Die Zeit zwischen dem 11.7. und der Freigabe des Staatsanwaltes liegt im Nebel.

am 16.07. wurde sie freigegeben und wir fingen an die Trauerfeier zu organisieren.
am 18.07. erschien unsere Traueranzeige. Wir haben die unmittelbare Familie namentlich genannt - meine Tante und ihre Kinder und auch den Vater meiner Mutti ( der nicht einmal zu Besuch kam oder mal alleine angerufne hat ) nur als Angehörige bezeichnet - mein Vater und ich waren völlig neben uns durch den Schock - haben nur reagiert ohne denken zu können.....

am 20.07. kam die Trauerrednerin zu uns nach Hause. Meine Tante hatte sich aufgedrängt, dass sie dabei sein müsse, um aus der Kindheit zu erzählen.

Sie hat bei dem Gespräch gelogen um Sachen schön dar zu stellen. Ihre Tochter - meine Cousine, die immer gerne bei Feiern da war - hat meinem Vater und mir bis zur Trauerfeier kein Beileid ausgesprochen, sollte aber laut meiner Tante in der Trauerrede als Mensch, mit einer "besonderen Beziehung" zu meiner Mutti benannt werden - was ich entschieden abgelehnt habe.

Meine Tante hat null Interesse an der Organisation der Trauerfeier/ Beerdigung gezeigt. Sie rief nur mehrfach an, um uns mitzuteilen, wie sie den Opa zur Trauerfeier bringen will, was sie nicht alles organisiert hat - Rollstuhl, Fahrdienst usw....

und? Im Enddeffekt war er nicht da - weil es ihm nicht gut ging.



Am 24.07. war die Trauerfeier. So wie sie sich es gewünscht hatte. Es waren soviele Menschen da..... als sie krank war, war niemand da.


Und gestern erschien von meiner Tante und dem Vater meiner Mutter in der Zeitung eine Todesanzeige für meine Mutter. Einen Tag , nach der Trauerfeier.

Das Geltungsbedürfnis mancher Menschen ist so schrecklich, dass sie ohne nachzudenken, Dinge tun, die absolut fragwürdig sind, um sich mit diesen Taten vollends der Lächerlichkeit Preis zu geben und damit die Würde und den Willen Wehrloser in Frage stellen.

Ich bin so entsetzt und traurig und sprachlos, was alles passiert ist und auch noch passiert.

Das hätte meine Mutti niemals gewollt.

Geändert von Stefanie24 (26.07.2015 um 11:17 Uhr)
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