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Alt 01.04.2009, 18:04
A.J. A.J. ist offline
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Standard AW: Die Sanduhr läuft langsam ab! (Glioblastom VI)

Hallo Eva,

von mir auch nochmal mein aufrichtiges Beileid zu Deinem Verlust.

Ich habe leider auch durch einen Hirntumor gute Freunde verlieren müssen. Es tat sehr weh, vor allem nachdem mein bester Freund verstarb. Ich habe so viel Zeit mit ihm verbracht, so viele Höhen und Tiefen durchlebt, er war ein sehr bedeutender Mensch für mich. Sozusagen meine Vernunft, der grössere Bruder, den ich liebend gerne so gehabt hätte, in seiner Wertigkeit fast wie mein Vater.

Zitat:
Zitat von eva2104 Beitrag anzeigen
(...) vielleicht kennt das ja einer von euch?! es fühlt sich warm an und fühlt sich so an als ob mir jemand an mein herz greift und mir glück schenkt.
Ich kann Dir da nachfühlen. Manchmal, in genz bestimmten Situationen, habe ich ein solches Gefühl. Meist, wenn ich etwas mache, was er mir so beigebracht hat. Es ist, wie eine schützende Hand. Ich weiß dann tief in mir, dass ich ohne ihn bzw. seine damalige Hilfe diese bestimmte Situation nie so angegangen wäre. Dann ist sie da, diese Wärme und ich nehme ihn wieder als einen ganz wichtigen Teil meines Lebens wahr. Leider muß ich dann wieder zurück, oft viel zu früh. Die Realität holt mich ein und ich weiß, dass in den nächsten unzähligen Momenten seine Abwesenheit mich einholen und mir klar
wird, dass ich ohne ihn unvollständig bin.

Zitat:
Zitat von eva2104 Beitrag anzeigen
(...)kennt ihr das wenn ihr wut darauf bekommt, das der vater deines patners noch lebt und deiner ist nicht mehr bei dir?(...)...aber wenn sie ihn dann so begrüßen und sich freuen, dass der sohnemann da ist, dann.. dann tut es einfach tierisch doll weh.
Ein solches gefühl hatte ich (zum Glück) noch nicht. Es liegt aber vielleicht daran, dass wir alle viel Zeit hatten uns mit dem Gedanken anfreunden zu müssen und dann für die anderen da zu sein. So sind wir eigentlich sehr froh, dass es den jeweils anderen gibt bzw. einigen ihre Buddys geblieben sind. Vielleicht kannst Du es irgendwann auch so sehen. Auch wenn es noch so schmerzt, keiner unserer "Helden" hätte es sich anders gewünscht, niemand hätte gewollt, dass ein anderes ind, kein anderer Bruder oder Freund für ihn leiden muß. Darum waren diese Menschen für uns so bedeutend, weil sie eben sind, wie sie sind, nur halt jetzt als Teil von Dir, der eben erkennbarer ist.

Du bist Dein Vater. Von ihm steckt so viel in Dir, nicht nur seine Gene, vielleicht die Ähnlichkeit, die Augenfarbe, Du wurdest durch ihn und sein Leben, seinen Umgang mit Dir geprägt, Du bist er. Du mußt also gar nicht so vermissen, Dir nur manchmal bewußter werden, was alles von ihm in Dir steckt. o mache ich es, beinahe täglich, seit er fort ist.

Zitat:
Zitat von eva2104 Beitrag anzeigen
(...)ich fühle mich teilweise noch immer so wie ein kind und mein vater wurde mir viel zu früh weggenommen. ich bin momentan wie ein trotzkopf!!! "ich will meinen papa zurück"!!!!!!
Das kann ich wieder nachvollziehen. In Situationen wo er besonders fehlt, seine Besonnenheit, wenn mit mir mal wieder die Pferde durchgehen, seine Vernunft, wenn ich mal wieder alles tue, um tiefer abzurutschen, dann wird es mir bewußt. Ich hätte gerne noch mehr von ihm gehabt, er war ein besonderer mensch. Aber leider ist dem nicht so. Ich kann mich ihm nur würdig erweisen und alles was er mir beigebracht hat leben lassen und pflegen.


Ich wünsche Dir viel Kraft, vor allem auch die traurigen Momente geschehen zu lassen, sie zu artikulieren und zu erkennen, dass andere (mit Sicherheit auch der Vater Deines Freundes) so viel Verständnis und Hilfe bieten können.

LG
AJ
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Viele Grüße
Stefan
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