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Alt 12.06.2011, 02:22
Claro* Claro* ist offline
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Standard AW: Darmkrebs und LEBERmetastasen

Hallo allseits!

Weit davon entfernt irgendjemanden beeinflussen - geschweige denn belehren - zu wollen werde ich zu den Unstimmigkeiten in diesem Thread nur insofern meinen "Senf" dazu geben, als ich denke, dass es für intensiv Betroffene (egal, ob direkt oder indirekt) durchaus hilfreich sein kann, von anderen Betroffenen an deren (positive wie negative) Erfahrungen zu partizipieren. Wenn man sich plötzlich in einer völlig neuen Lebenssituation wiederfindet ... so kann es doch sehr hilfreich sein, wenn man möglichst viele Infos dazu von "allen Seiten" erhält - oder?

Den Spreu vom Weizen sondern werden wir doch wohl auch noch schaffen!

Und somit möchte ich auch von meinen Erfahrungen berichten: Nach einer Darmkrebs-OP (im Sigmabereich, 12/2006) und anschließender adjuvanten Chemo (und daran anschließender Reha) dachte ich, dass nun eigentlich das "wiedergefundene" Leben beginnt. Brav alle 3 Monate zur Kontrolle ins OP-Spital (Blutbild, Lungenröntgen und Abdomen-Sonografie) war obligat und immer ohne Befund. Bis zum Dezember 2008 - da war plötzlich die heile Welt in Unordnung und im Ultraschallbild eine 10cm große Leber-Solitärmetastase zu erkennen. Wahrlich kein Weihnachtsgeschenk ...

Sofort wurde mit einer Chemo begonnen, um die Metastase zu schrumpfen (da sie sonst infolge ihrer ungünstigen Lage inoperabel gewesen wäre) - eine Chemo, die es in sich hatte. Niedergeschlagenheit war das herausragende Thema ...

Doch nach knapp einem halben Jahr war die Metastase "nur mehr" 6cm groß und DER Experte im Wiener AKH (Hr. Prof. Kacirek - ein großes Dankeschön, dass es ihn gibt und er für mich da war!) befand, dass die nicht gerade simple OP (unmittelbar an der/einer? Hohlvene) zu machen sei. Und sie wurde gemacht - zu Pfingsten anno 2009!

Auf Anraten meiner Frau (Frauen haben dafür ja ein ganz besonders Gespür!) haben wir vorher einen wirklich "befreienden" Urlaub im schönen Kärnten gemacht und etliche Berge "erklommen". Und ich habe nach der OP (etwa 1/3 der Leber wurde herausgeschnippelt) schon am 2. Tag dieses unsäglich miese Riesenspital namens AKH (ich weiß, das ist eine völlig unzulässige Beurteilung, aber auf mich hat das anno 2009 exakt diesen Eindruck gemacht!) nach dem Nachhausegehen gefragt und am 5. Tag durfte ich!!! Mit der U-Bahn hin und mit der U-Bahn wieder zurückgefahren. Kein Taxi. Und ich bin mächtig stolz auf diesen "Kraftakt" gewesen!

Und seither? Seither sind wir nach über 45 Jahren wegen mittlerweile unzumutbar gewordenen Umständen (die Wohnumgebung betreffend) in eine neue (leere) Wohnung umgezogen, ich richte diese nahezu alleine mit Hilfe von Kreissäge, Bandschleifer, Bohrmaschine, IKEA, OBI & Co seit November 2009 so ein, wie wir es uns für die noch verbleibenden Lebensjahre als optimal vorstellen. Auf 2 Terrassen mit insgesamt etwa 5m² Blumentrogfläche (!) wird "gegartelt" was das Zeug hält ... und das hält uns/mich fit und am Leben!

Mein Fazit (als knapp 70-Jähriger): Möglichst jeden Stress von sich fernhalten - der selbstgemachte ist dabei womöglich der ärgste! Sich das Erstrebenswerteste - soweit leistbar - als Ziel suchen. Den Tag genießen - jeder Tag, den uns Ärzte, OPs, Medikamente & Co. schenken ... ist ein neuer geschenkter Tag! Wenn es einem in den Sinn kommt, einen Ausflug in die herrliche Natur zu unternehmen: in's Auto setzen (2008 wurde "mein Traum" wahr - ein Toyota-Prius ...) und dorthin fahren, wo es einem gefällt; sich an den einfachen Dingen rundum erfreuen; nicht darauf schauen, wo es die Kiste Bier (um ein Synonym zu strapazieren) um wenige Cents billiger gibt); die Ansprüche zurückstecken; sich für getane Dinge belohnen; beim Heurigen im Garten entspannt sitzen (und an die nächsten Wohnungsarbeiten im positiven Sinn denken); sich mit jenen Menschen umgeben, die man mag und die einem mögen; möglichst regelmäßige Pflege der Freundesrunde; usw. usw. usw.

Für ein erfülltes Leben kann es kein Rezept geben - aber ein solches Leben ist imho eine gute Basis für ein Leben, das frei von bösen Krankheiten wie eben das uns allesamt berührende Übel namens KREBS ist. Geht es uns ECHT gut (wenn wir uns nach tiefem Grübeln noch immer sicher sind, dass es uns rundherum gut geht!) dann wird unser Körper mit "Wohlwollen" (ausgeglichen) reagieren.

Schluss mit Reminiszenzen, mit Selbstdarstellung - Jede(r) muss sehen, wie sie/er mit den Lebensumständen zurechtkommt. Und dazu zählt aus das Thema KREBS! Nicht nur warten, dass Jemand kommt und uns hilft - auch Selbsthilfe (a la Baron Münchhausen, der sich angeblich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog) ist unbedingt von Nöten!

Ich wünsche allen hier Hilfe / Beratung Suchenden alles erdenklich Gute - und viel Kraft aus sich selbst, um das Problem zu bewältigen!
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Liebe Grüße - Heinz