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Alt 18.10.2004, 11:59
Gast
 
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Standard Kampf verloren

Hallo Sunny,

das mit deiner Mutter tut mir echt von Herzen Leid. Ich habe im Dezember meinen Bruder wegen Hautkrebs verloren, derzeit werde ich selber wegen Hautkrebs behandelt.

Ich kann daher nachfühlen, wie es dir geht, ein bisschen auch, wie es deiner Mutter geht. Sie hat offensichtlich genug von der Chemo, da diese ja das Leben nicht gerade lebenswerter macht.

Mein Bruder hat ebenfalls nach Auftreten von Tumoren in der Leber und einer Chemo, die nicht wirklich Fortschritte brachte, beschlossen, den Rest seines Lebens in Ruhe und bei seiner Familie zu verbringen. Therapien im Ausland hat er kategorisch abgelehnt, um eben diese Zeit zu nutzen, zu Hause zu sein.

So schlimm die Krankheit auch war, die Schmerzen kann man lindern. Befrag dich dazu mal bei palliativen Einrichtungen oder Hospizen.

Und zum Thema Tod und Sterben ist meine Meinung zwischenzeitlich auch revidiert. Seine Freundin hat meinem Bruder zu Hause gepflegt, und er konnte in dem gewohnten Umfeld sterben. Der Tod ist ruhig gekommen, nachdem er sich von allen verabschiedet hat.

Natürlich hatten wir auch noch so manche Auseinandersetzung, weil ich es nicht lassen konnte, ihm eine Alternativtherapie nach der anderen zu empfehlen. Heute tut mir das Leid, da er seinen Willen nicht akzeptieren konnte und ihn damit unnötig unter Druck gesetzt habe. Ich habe dann mit ihm vereinbart, dass ich ihm alle Möglichkeiten per e-Mail zukommen lasse und es in seiner Entscheidung liegt, was er damit macht.

Letztendlich war es einerseits eine fürchterliche Zeit, auch nach seinem Tod, und die Trauer ist noch immer nicht bewältigt. Aber es war auch die vielleicht schönste Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte, weil ich sie bewusst mit ihm verbringen konnte.

Du sollst deine Mutter jetzt unterstützen, so schwer das auch fällt, und einfach für sie da sein. Dein zweites Mail zeigt da eine Einstellung, die nicht von Vorteil ist: Jammern und Wehklagen bringen deiner Mutter nichts, sondern zieht dich nur weiter in den Sog. Sorry.

Ganz wesentlich ist aber eins: Auch wenn deine Mutter keine Chemo oder eine andere Alternative mehr versuchen will, ihr dürft niemals die Hoffnung aufgeben, auch wenn ihr vor den Tatsachen die Augen nicht verschließen dürft. Aber gib deiner Mutter die Chance, die Krankheit auf ihre Weise und in Würde zu bekämpfen.

Ich wünsche dir und deiner Mutter alles Gute.
Frankie
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