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Alt 14.05.2013, 11:25
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juttam15 juttam15 ist offline
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Standard AW: FEC Chemo abgebrochen!

Hallo,

ich bin 54 Jahre alt und bekam im Mai 2012 die Diagnose Brustkrebs. Mein Tumor (ca. 2,6 cm) war stark hormonrezeptorpositiv, Her2 neu negativ, kein Lymphknotenbefall und keine Metastasen.

Trotzdem erhielt ich von der Tumorkonferenz die Empfehlung für 6 x FEC mit der Begründung: G2, T2, KI67 15-25 %

Ich war sehr ambivalent, hatte ich doch inzwischen gelesen, dass ich in die große Gruppe der Frauen falle, bei denen man davon ausgeht, dass 70 Prozent allein durch die Operation geheilt sind und 30 Prozent nicht. Von 100 Frauen aus dieser Gruppe würden nur 15 von einer Chemo profitieren!

Als ich den Chemo-Arzt darauf ansprach, ob nicht auch 4 Zyklen ausreichend wären (ich hatte gelesen, dass Tumorzellen schnell resistent werden können), meinte er: "Na, wenn Sie eine Chemo mit weniger Zyklen machen möchten, kann ich Ihnen eine ganz andere anbieten: 4 x TC."

So landete ich bei 4 x TC, was mir nur recht war. Ohne große Überzeugung habe ich mich dann auf die Chemo eingelassen. Nachdem ich in der Woche davor eine Port-OP hatte, die ich als sehr schmerzhaft und traumatischer als die Brust-OP empfand, nachdem ich nach dem 1. Zyklus vier Tage Verstopfung hatte, hat es mir schlichtweg gereicht und ich war nicht mehr bereit, eine weitere Verschlechterung meiner Lebensqualität hinzunehmen.

Ich habe die Chemo abgebrochen und dies dem Arzt schriftlich mitgeteilt. Nach diesem Entschluss hatte ich drei Tage schwere Depressionen. Warum? Mir wurde klar, wenn ich mir die nächsten Jahre ständig Sorgen machen würde, Metastasen zu bekommen und dann womöglich zusätzlich Schuldgefühle, dass ich bei der ED nicht alles getan habe, dies ja eine größere psychische Belastung sein könnte/würde, als die Chemo durchzustehen.

Daraufhin habe ich mich entschlossen, die Chemo doch fortzuführen (zum Glück konnte der Arzt mit meiner Wankelmütigkeit professionell umgehen) und zwar für mein eigenes "Seelenheil" unabhängig von der medizinischen Indikation.

Ich war nun immer noch ambivalent, aber entschlossen, die Chemo durchzustehen und zwar so gut wie möglich. Dies bedeutete, dass ich in der Zeit der Chemo zur besten Kundin im Reformhaus wurde und mich mit allen möglichen Mitteln und Maßnahmen, z. B. zur Darmsanierung, unterstützt habe. Erfolgreich, denn ich habe ich nächsten drei Zyklen besser überstanden als den ersten und hatte sehr gute Blutwerte.

Für mich war jedes Stück Lebensqualität, das ich mir während der Chemo erhalten konnte, wichtig. Leider werden diese komplementären Möglichkeiten, Nebenwirkungen der Chemo zu kompensieren, von der Schulmedizin immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Gute Tipps fand ich z. B. in einer Broschüre der "Gesellschaft für biologische Krebsabwehr" in Heidelberg mit dem Titel "Nebenwirkungen aggressiver Therapien".

Heute bin ich froh, dass ich die Chemo durchgestanden habe. Denn ich habe mich wieder gut erholt und offenbar ist nichts zurückgeblieben. Aber das weiß man ja vorher nicht! Und ich denke heute auch, dass die Erfahrung des "Abbruchs" für mich notwendig war, um überhaupt die Motivation zum Durchstehen zu bekommen.

LG
Jutta
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