Thema: berg ab
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Alt 23.08.2005, 17:02
Kim Kim ist offline
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Standard AW: berg ab

Hallo Nordisch,

ich drück dich erstmal. Es ist eine schwere Zeit, die ihr im Moment durchmacht und ich wünsche euch, dass ihr alle sie gut "durchsteht" und deinem Vater, dass er ohne große Schmerzen gehen darf. Warum Menschen nicht einfach sterben dürfen? Ich weiss es nicht. Aber ich habe mich das auch schon oft gefragt - menschenwürdiger wäre es in manchen Fällen wohl.

Wie Lady Molly schon schrieb: zum Sterben ist es ganz wichtig, dass beide Seiten loslassen können. Das ist nicht einfach, aber es hilft. Sag deinem Vater, dass du ihn liebst, dass er aber auch gehen darf. Er kann dich gar nicht wirklich alleine lassen, weil er immer bei dir sein wird, ebenso wirst du immer bei ihm sein. Die Menschen, die man liebt, verliebt man nur auf einer "Ebene" - niemals jedoch ganz.

Mit deiner Oma und dem Grab: ich denke, sie hat einfach nur Angst davor, ihren Sohn zu verlieren und will ihn so "festhalten", indem sie plant, dass sie irgendwann zusammen dort liegen werden. Habt ihr denn mal mit deinem Vater gesprochen, was er gerne möchte? Versucht mit deiner Oma darüber zu sprechen und sagt ihr auch, dass es euch wehtut, das zu sehen, aber dass ihr genauso Angst davor habt, ihn zu verlieren.

Die Zeit danach - davor mach dir jetzt noch keine Sorgen. Sie kommt eh von ganz alleine und gehört dazu. Es wird schwer werden, aber es wird dir auch helfen, nach und nach, damit umzugehen. Noch ist dein Vater bei euch, sei auch bei ihm. Für die vielen Gedanken, was danach kommt, ist später mehr als genug Zeit. Und wenn du reden magst, dann schreib einfach und lass alles raus, was in dir ist. Du bist mit deinen Gedanken nicht aleine.

Die Menschen um dich herum reagieren anders auf dich, weil sie Angst haben. Und durch dich werden sie an ihre eigene Angst erinnert. Krankheit, Tod, die sind für die meisten Menschen ganz weit weg und sie wollen nicht daran denken. Aber du bist ihnen nahe und mit dir sind diese Themen auch auf einmal da und wenn sie dich sehen, dann müssen sie auch daran denken und auch, dass es sie auch treffen kann und irgendwann auch wird.

Geh auf sie zu und sage ihnen, dass dein Vater zwar krank ist, dass du aber dennoch auch noch ein "normales" Leben irgendwo hast und brauchst und dass sie dir helfen können, wenn sie dich normal behandeln. Es ist ganz wichtig, dass es irgendwo immer auch noch ein Stückchen Normalität gibt, auch wenn durch die Krankheit deines Vaters alles anders geworden ist. Aber an die Krankheit wirst du Tag für Tag von ganz alleine erinnert.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Liebe. Und wie gesagt: wenn du reden magst, dann schreib einfach - egal, wie "blöd" es klingt, oder wie unwichtig es dir erscheint, lass es einfach raus.

LG Kim
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