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Alt 19.02.2007, 19:21
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Ich bin so verunsichert

Liebe Irmgard,

es ist richtig, dass Du Dir hier alles von der Leber schreibst. Ich kann Dich sehr gut verstehen.

Ich war ja nicht selbst betroffen, kenne aber Deine Gedankengänge durchaus. Gerade weil Du jetzt erst, wenn auch nur eine kleine OP, hinter Dir hast, kommt die Angst hoch, wann das nächste kommt. Mir ging es bei meinem Vater auch so, immer die Angst im Nacken. In unserem Ort sind viele Krebskranke, das macht mir oft große Angst. Durch die Geschichte meines Vaters rede ich oft mit den Betroffenen und mit ihren Angehörigen. So richtig nachvollziehen kann das sowieso nur jemand, der selbst mit einer Krebserkrankung zu tun hat oder hatte. Genau wie Du machen sich die meisten Gedanken darüber, was vielleicht in ein paar Monaten oder Jahren sein wird.

Einen Rat diesbezüglich kann ich Dir leider nicht geben. Ich glaube, dass jeder, der an Krebs erkrankt ist, ein Leben lang Angst haben wird. Auch wenn man versucht es zu verdrängen, es ist immer gegenwärtig.

Am schönsten war immer die Zeit, wenn mein Vater zur Nachsorge war und wenn alles ok war. Die ersten 2 Monate danach ging es uns allen super gut. Ich habe mir immer gesagt, jetzt geht es aufwärts. Einen Monat vor dem nächsten Termin kam dann aber schon wieder die Angst, dass etwas sein könnte.

Liebe Irmgard, dass Du Angst hast, verstehe ich. Aber Dir geht es jetzt ganz gut. Ärzte, die so einen Mist reden, wie Du es geschrieben hat, müsste man anzeigen. Das ist unverantwortlich. Kein Arzt weiß wie lange jemand lebt.

Seit der Krankheit meines Vaters lebe ich viel bewusster. Man sollte einfach jeden Tag genießen und sich nicht wegen irgendwelcher Banalitäten Gedanken machen. Damit meine ich aber nicht Deine Krankheit, sondern ganz allgemein. Für uns alle kann jeder Tag der letzte sein.

Bei uns kommt seit Oktober ein Schlag auf den anderen. Erst ist mein Vater verstorben, am Samstag war ich zur Trauerfeier bei meiner Tante. Sie ist ganz plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, ohne vorher krank zu sein. Meiner Oma geht es auch nicht gut. Seit dem Tod meines Vaters hat sie total abgebaut. Sie ist jetzt fast 88. Am Wochenende hatte der Vater meiner Schwiegertochter zwei Schlaganfälle. Auch ganz plötzlich, er arbeitet 600 km von hier und ist gerade zu Hause gewesen als es losging. Irgendwie Schicksal, dass es nicht auf der Autobahn passiert ist - zum Glück. Er ist gerade etwas über 40, also noch ziemlich jung für einen Schlaganfall.

Damit will ich Dir nur sagen, dass immer etwas passieren kann. Im Falle einer Krebserkrankung ist es allerdings so gegenwärtig. Deshalb verstehe ich Dich auch so gut.

Plane weiter Deine Zukunft, sie kann noch ganz ganz lang sein. Was kommen soll, kommt sowieso. Genieße jeden Tag mit Deinen Lieben. Unternimm immer etwas, setze Dir Ziele. Du wirst noch viele Ziele erreichen. Und wenn Du mal am Boden bist, dann hast Du auch noch uns. Wenn Du Deine Familie nicht mit Deinen traurigen Gedanken belasten willst, dann schreib hier. Mir hat es immer sehr geholfen, dass mir hier zugehört wurde und mich viele tröstende Worte wieder aufgebaut haben.

Jetzt wünsche ich Dir viel Spaß mit Deiner Tochter in Köln, Bonn etc. Ihr werdet sicher viel Spaß haben.

Alles Gute für Dich und Deine Familie!!!!

Sei lieb gegrüßt von
Viola

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