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Alt 23.07.2006, 18:21
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Witwenrente reicht einfach nicht aus!

Liebe Rahel

Ich gehe davon aus, dass du um die 24 Jahre alt bist, also im Alter unserer Kinder und dass deine Eltern im Alter von uns sind/waren. Frage wie alt ist deine Mam?

Wir sind beide seit Jahren krank, Krebs (seit 2002) und MS (Multiple Sklerose seit 2001 - Erstsymptoem und Erstverdacht 1982), haben einen Sohn mit Mukoviszidose (oder Cystische Fibrose -CF) und einer mit Behinderungen. Z.Z. leben wir nur von meiner Invalidenrente, weil Willy's Rente noch im Abklärungsverfahren steckt (seit 6.12.2002!) und den Lehrlingslöhnen der Boys. Wir müssen mit meiner Rente nicht nur die hohen von der Kasse und Invalidenversicherung nicht gedeckten gesundheitlichen Kosten von 4 Personen decken, sondern eine ganze 4köpfige Familie versorgen. Muss aber anmerken, dass beide Boys noch in der Ausbildung sind und sie einen Beitrag an die Miete bezahlen. Also wir kennen das Leben am Existenzminimum, aber auch wie es früher war als wir beide verdienten.

Eines haben wir ablegen resp. lernen müssen, ja wir mussten regelrecht über unseren eigenen Schatten springen - das ist das "sich darüber zu schämen". Wir, wie auch deine Mam können nichts dafür dass Krankheiten und den Tod des Partners uns in diese Situation gebracht haben. Wir sind auch nicht die einzigen, auch nicht hier im KK. Versucht euer Scham abzulegen und ihr mit diesem Schamgedanken nicht noch mehr Druck auszuüben.

Wir wissen aber auch nur allzu gut, dass man sehr lange versucht nach Aussen hin die Probleme zu verbergen, auch so zu leben als ob man das Problem gar nicht hat, um ja nicht aufzufallen. Erst recht wenn man bekannt ist und die Leute weitere Familienagehörige kennen. Das passiert auch wenn jemand arbeitslos wird, er versucht seine Arbeislosigkeit nach Aussen hin zu verbergen in dem er morgens zur Arbeit geht obwohl er gar keine mehr hat. Viele Freunde sogar Verwandte wissen nicht einmal was los ist. Dies versuchst du, wie auch dein Opa, ja auch in dem mit der Bank geredet wird etc.

Wichtig ist für die Angehörigen, wir meinen sogar die ganze Gesellschaft sollte heir endlich die Augen öffnen, zu wissen Verwitwetsein, Armut und Krankheit oder Invalidität führen rel. rasch zur schleichenden gesellschaftlichen Isolation. Deshalb ist es wichtig, dass sie nach aussen geht und sich den Kaffee im Café noch gönnt.

Wir wissen nicht wie die finanziellen Verhältnisse vor dem Tod deines Vatis waren, aber wenn du sagst dein Opa hat genügend, gehen wir davon aus, dass sie sicher mehr als 400 Euro hatte. Vielleicht musste sie mit 200 Euro pro Monat als reines Taschengeld auskommen, und nun muss sie plötzlich mit nur 400 für alles aufkommen,. Das kann, ne ist es sogar mit Sicherheit eine Überforderung erst recht wenn dein Vati sonst die Geldangelegenheiten erledigte.

Wie die anderen schon geschrieben haben ist einerseits das Haushaltsbuch, aber auch die engmaschigere Geldausgabe statt einmal monatlich ne Hilfe ja sogar sinnvoll. Was auch hilfreich sein kann ist eine Budgetberatung wo fachlich gut beraten die Einnahmen und Ausgaben gegenüber gestellt werden. So ist es eine neutrale Drittperson die deiner Mam erklärt wie es gemacht wird und verhindert somit einen familiären Konflikt. Sie kann dann auch Kritik deiner Mutter gegenüber äussern und diese wird von ihr besser akzeptiert als wenn es von der Tochter kommt.

Was uns bei deinen Postings auffällt, vor allem beim letzten ist, dass du dich mit dem Verhalten deiner Mam vergleichst. Das darfst du nicht. Du hast zwar schon auch nur 400 zur Verfügung, du kommst aber auch nicht für alles auf, weil dein Partner mittragen tut. Also wie man mit 400 ein Auto halten kann oder gar eine Eigentumswohung ist für uns echt ein Rätsel - wir wohnen aber in der Schweiz und haben hier andere Verhältnisse. Vielleicht bekommst du auch Zustüpfe von deinem Opa und evtl. deinem Freund die du nicht einkalkulierst - dich aber wesentlich entlasten. Wir können es nicht beurteilen, aber hier hätte man keine Chance ein Budget von 400 einzuhalten mit solchen Ausgaben.

Wichtig sit aber liebe Rahel, Geld ist es nicht der Wert sich darüber aufzuregen und sich das Leben gegenseitig schwer zu machen. Es gibt im Léeben weit wichtere Werte als das blöde Geld. Der Spruch "zu wenig zum Leben und zuviel zum Sterben" hat schon was. Auch der Spruch "Geld macht nicht glücklich" hat so viel Wahres an sich. Es lohnt sich nicht Konflikte zwischen dir und deiner Mam aufkommen zu lassen nur wegen Geld.

Viel Glück und noch mehr Gelassenheit wünschen wir dir...

LG s'Doppelpäggli
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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