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Alt 08.09.2010, 10:03
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Sonnenblümchen Sonnenblümchen ist offline
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Standard AW: Ich war seine Liebe

Hallo liebe Elke,

auch ich hoffe, dass es dir ein wenig erträglicher geht.

Morgen, am 9.09. ist es genau 3 Monate her, dass ich meinen Schatz an seinen Feind verloren habe.( DK 01/09 mit Peritonealkarzinose)
Ich erkenne sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen uns. Auch wir waren gerade 31 Jahre verheiratet, insgesamt 36 Jahre zusammen, untrennlich, wie siamesische Zwillinge, beruflich und privat haben wir alles gemeinsam gemacht.
Wir hatten uns, wir brauchten keinen Freundeskreis....so wie du es von euch auch schreibst. Heute fehlt nicht nur mein Schatz so unendlich, sondern auch mal diejeneigen, wo man sich etwas Trost holen kann.
Ich schreibe schon länger hier im Forum, jetzt bin ich wie du im Hnterbliebenen-Forum gelandet.
Hier hätte ich noch zu Lebzeiten nicht einen Fuss reinsetzen können...sowas war undenkbar.....und doch sind es nun hier die Menschen, die die selben Gefühle und Gedanken spüren, die so wie ich selber alleine gelassen worden sind, wo man verstanden wird.
Obwohl heute mittlerweile 13 Wochen seit unserem Abschied vergangen sind, sind viele Tage einfach unerträglich und ich empfinde manchmal, dass es von Tag zu Tag schlimmer wird mit der Einsamkeit.
Habe mich auch schon manches mal an seinem Grab gefragt, warum er dort alleine liegen muss....er hätte mich doch an seine Hand nehmen können. Ich wollte nicht alleine zurück bleiben. Dann schimpfe ich genau wie ihr mit ihm, weil er mich einfach allein gelassen hat. Aber er wollte es ja selber garnicht, hat gekämpft und zuletzt einfach alles verdrängt. Ich hatte anfänglich auch Schuldgefühle, weil ich es war, die ihn auf diese Möglichkeit einer komplizierten OP aufmerksam gemacht habe, die er dann nicht überlebt hat. Wir haben uns zur Lebensverlängerung durch diese OP auf den Weg nach Bad Frankenhausen begeben und stattdessen wurde ihm das Leben dort genommen.
Lange habe ich seinen Satz im Ohr gehabt.......

Du hast mich hier hin gebracht, nun schau auch, dass ich wieder hier wegkomme.

Ich weiß, dass er es nicht wirklich so gemeint hat. Es sollte wohl eher ein Ansporn für mich sein.....aber das war garnicht erforderlich, da ich alles in meiner Macht stehende versucht habe, ihn nach Hause zu bekommen.

Er hat es dennoch nicht mehr geschafft.

Aber es war auch eine Chance, diese OP und daran denke ich immer, um meine Schuldgefühle wegzubekommen.
Wenn dein Schatz dich hätte dabei haben wollen, glaub mir, er hätte auf dich gewartet. Du musst dich nicht schuldig fühlen, warst wie ich in der ganzen Zeit bei ihm. Er hat mit dir vorher noch gesprochen, solange es ihm möglich war und er hat dir nichts zu verzeihen, hat er dich doch so sehr geliebt.

Als ich Teenager war, gab es in der Bildzeitung immer eine Serie, die hieß:

"Liebe ist...."

Was mir daraus immer noch in Erinnerung ist, ist folgender Spruch

Liebe bedeutet, dass man einander nie um Verzeihung bitten muss.

Ich wünsche dir und allen anderen weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Das ist das einzige, was wir nun noch für unsere Liebsten tun können.....auch wenn es jeden Tag auf`s Neue schmerzt und nicht zu schaffen scheint.
Wie die meisten anderen hier kannst du dich im Job ablenken. Ich hab nicht mal diesen Ausweg.

Traurige Grüße
Sonnenblümchen
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Er hat nie aufgehört, daran zu glauben, wieder gesund zu werden.....
Aus dem Glauben wurde Hoffnung, doch die Krankheit hat der Hoffnung keine Chance gelassen.



*28. Mai 1949 + 9. Juni 2010 in Bad Frankenhausen
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