Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 30.12.2013, 15:36
puppe88 puppe88 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.07.2011
Beiträge: 205
Standard AW: Magenkrebs mit Metastasen auf der Leber - was nun?

Hallo Tine,
als ich gerade deine Zeilen las, habe ich mich wieder ganz deutlich an die Zeit erinnert, als ich ganz ähnliches durchmachen musste, wie du gerade.
Vor einigen Jahren bekam mein Vater zuerst die Diagnose Knochenmetas - man wusste noch nicht, wo der Haupttumor sitzt.... Da ich selber Krankenschwester bin, war mir sofort klar, was das heißt - Lebenserwartung deulich eingeschränkt...
Auch ich wohnte 100 km von meinen Eltern weg. Ich bin am selben Tag noch zu ihnen gefahren und habe auf der Fahrt dorthin und zuhause nur noch geweint, geweint....

Nach 2 Wochen war dann klar, dass der Tumor im Magen saß. Mein Papa sollte operiert werden. Bei der OP sah man dann das ganze Ausmaß...das Bauchfell war betroffen und man ließ den Tumor drin. Er bekam lediglich eine "Umleitung", weil der Krebs den Magenausgang versperrte.
Als ich mit meiner Mutter damals auf die Intensivstation kam, glaubte ich erst, dass mein Vater seinen Tumor los geworden ist, er war operiert....
Aber dann kam ein Arzt und erzählte von der Peritonealcarcinose (Bauchfellmetas) und ich bekam einen Kreislaufkollaps. Man brachte ich mich in das Stationszimmer, wo mir ein Arzt auf meine Nachfrage antwortete, dass uns nur noch ein paar Monate bleiben würden.

Das zusätzlich Schlimme war, dass ich diese Info für mich behalten musste. Weder meiner Mutter (die es als sehr gutes Zeichen empfunden hatte, dass der Magen drin geblieben war) noch meinem Vater, der zu diesem Zeitpunkt noch so kämpferisch war, durfte ich das gerade Gehörte anmerken lassen.
Es war unbeschreiblich furchtbar.
Ab diesem Zeitpunkt pendelte ich ständig zwischen meinen Eltern und meiner Familie hin und her.
Meine Tochter war damals 5 . Sie bekam ein schwere Neurodermitis in dieser Zeit...
Mein Sohn war 13. Er rutschte am Gymnasium total ab...
Alles drehte sich irgendwie um meinen Vater. Wenn ich bei meinen Eltern war, mobilisierte ich alle Kräfte (meine Mutter hatte Parkinson und ich musste mich um alles kümmern), und wenn ich dann bei meinem Mann und meinen Kindern war, war ich ständig am weinen und war total leer...

Es ist aber erstaunlich, wozu man in der Lage ist, wenn es sein muss. Man wächst in gewisser Weise über sich hinaus.
Ich schreibe dir das, um dir Mut zu machen! Ja, es wird eine schwere Zeit auf dich zu kommen. Aber du wirst das schaffen - dein Kind wird dich Kraft kosten - dir aber auch Kraft geben. Und später mal, (so ging es mir zumindest) wirst du vielleicht sehr froh sein, um jede Minute, die du noch mit deinem Papa erlebt hast.
Mein Vater lebte noch 7 Monate nach der Diagnose - er bekam 3 verschiedene Chemos, die aber außer sehr schweren Nebenwirkungen keine Wirkung zeigten (wobei es für meinen Vater psychisch soooo wichtig war zu kämpfen - ich konnte ihm die Chemos leider nicht ausreden), und er starb dann in einem Hospiz (was trotz allem Leid eine sehr schöne Erfahrung war).
Rückblicken kann ich sagen, dass diese 7 Monate die wohl intensivsten Monate waren, die ich je erlebt habe. Aber ich bin dennoch dankbar dafür, weil ich Zeit hatte, um meinem Vater so nahe zu kommen , wie ich es 40 Jahre lang nicht geschafft hatte...wir führten noch so tolle Gespräche und ich hatte Zeit, mich zu verabschieden. Ich würde alles wieder so machen wie damals.

Ich wünsch euch alles alle Gute und einen günstigen Verlauf der Krankheit!Es gibt durchaus positive Berichte, wo die Betroffenen noch einige Jahre mit ganz ordentlicher Lebensqualität erleben durften!
Mit Zitat antworten