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Alt 11.02.2008, 13:32
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Anke LE Anke LE ist offline
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Standard AW: Nichts mehr zu machen,kann man als Kind trotzdem einen lange gebuchten Urlaub mac

Es ist sehr schwer, die richtige Entscheidung in dieser Situation zu treffen. Versucht auf Euer Bauchgefühl zu hören. Ich kann Eure Zwiespältigkeit sehr gut verstehen, wirklich.
Vielleicht hilft Euch ein wenig, wenn Ihr Euch in die Situation Eurer Mutti versetzt: wie würdet Ihr Euch fühlen, wie empfinden, wenn in vergleichbarer Situation Euer Sohn/Eure Tochter in einen lange vorbereiteten Urlaub fahren würden? Ihr würdet sicher auch sagen: fahrt nur. Aber tief im Inneren würdet Ihr Euch die Hilfe und Unterstützung wünschen, die nur "vor Ort" möglich ist. Es geht doch nicht nur um die körperliche Anwesenheit bei Euch. Es geht um das Abends mal bei Mutti vorbeischauen, das Reden, das in-den-Arm-nehmen. Das geht nicht am Fon. Es geht um handfeste Unterstützung und wenn es "nur" ein 5-min-Besuch beim Vati ist. Als Ihr als Kinder krank wart - wie wär es da gewesen, wenn keiner da gewesen wär? Auch wenn es nur ein Schnupfen war: allein im Bett zu liegen ist nicht so doll, oder? Ohne Besuch... Und jetzt steht die Endgültigkeit "vor der Tür".

Ich würd es in dieser Situation nicht machen, ganz ehrlich. Es geht um Wertigkeit, um Prioritäten. Mit Eurem (vorübergehenden) Verzicht auf Euren Traumurlaub zollt Ihr Deinen Eltern Respekt und Achtung. Und stell Dir jetzt noch den Tag X vor, an dem Deine Mutti allein ist und alle die schweren Wege alleine, ohne Eure Unterstützung gehen muss. Keiner der mit ihr von Angsicht zu Angesicht trauert, keiner der für sie da ist.

Und ich glaube, wir reden hier nicht über einen Kurztrip übers WE mit 1 Stunde Flugzeit, um ganz schnell wieder zu Haus zu sein.

ABER: dies ist meine Meinung; aber Ihr wolltet unsere Meinung. Ich kann Euch nur raten, hört auf Euren Bauch. Und vielleicht ist ja Eure Entscheidung schon gefallen und Ihr hättet gern noch die restlichen 10% Bestätigung von uns, die Reise antreten zu können.
Ich wünsche Euch sehr viel Kraft bei Eurer jetztigen Urlaubs-Entscheidung, aber auch für den schweren Weg, der jetzt vor Euch liegen wird.
Alles Gute!

Herzlichst aus Leipzig

Anke Schmidt
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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