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Alt 27.01.2006, 00:03
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Meine geliebte Uschi, mein Schatz und Engel,

am Mittwoch habe ich Dir nichts schreiben können, ich war bis mitten in der Nacht unterwegs. Ich habe u. a. Susanne besucht. Wir haben uns die ganze Zeit von unseren Lieben erzählt. Das hat so gut getan, mit jemandem persönlich zu sprechen, der auch alles so miterlebt hat, wie ich auch, die ganze Krankheit und alles drum herum. Eigentlich ist das ja eine übermenschliche Aufgabe, die die Angehörigen leisten, erst beim Ausbruch der Krankheit und dann das alles „danach“.

Ich bin bei der Rückfahrt auf der Autobahn in einen ordentlichen Wintereinbruch gelangt. Ich habe zweimal das Auto nur mit ganz großer Mühe stabilisieren können (oder hast Du mir geholfen?).
Bis vor einigen Tagen wäre mir das egal gewesen, ob ich einen Abflug mache, doch gestern hatte ich sogar ein wenig Angst davor.

Irgendetwas ist mit mir in den letzten Tagen passiert.

Ich bin hier vormittags losgefahren, die Sonne schien und ich habe auf einem Parkplatz angehalten, bin ein Stück gegangen und habe tief durchgeatmet. Die noch winterliche Natur habe ich mir angesehen und ich fühlte mich überhaupt nicht schlecht dabei. Natürlich habe ich dabei an Dich gedacht, es war aber im Augenblick keine so große Traurigkeit.

Aber in der Nacht, als ich wieder zu Hause war, ist es doch wieder durchgebrochen, darf ich mich jetzt schon wieder über die Sonne und das Autofahren freuen? Ich habe nicht nur ein schlechtes Gewissen, ich kann’s im Augenblick nicht erklären.

Am Mittwoch vor 8 Wochen, um 12:05 Uhr, bist Du von mir gegangen und ich stell mich auf einen Parkplatz, habe ein gutes Gefühl weil die Sonne scheint und mache das, was wir immer zusammen gemacht haben, betrachte eine schöne Landschaft.

Jetzt bei diesen Zeilen, merke ich doch, wie es mir eigentlich immer noch geht, ich habe zu schnell gemeint, dass es mir besser geht. Vielleicht habe ich mich bei Susanne so stark zusammen gerissen um nicht einfach loszuweinen und dass musste dann doch raus. Aber ich möchte nicht, dass mich jemand anderes weinen sieht.

Warum tut das immer noch so schrecklich weh.


Ich habe hier wieder einen Text eines Lieds von uns.

Das letzte Lied verklingt und langsam stirbt das Licht
und keiner sieht die Tränen auf meinem Gesicht
wenn der Vorhang fällt vergeht der Augenblick
und er lässt oft nur den Traum in uns zurück
das Leben ist halt oft stärker als man denkt
und Ewigkeit bekommt man nicht auf dieser Welt geschenkt
wenn der Vorhang fällt dann trennt sich unser Weg
doch tief in uns weiß ich die Hoffnung lebt

Irgendwo und Irgendwann werden wir uns wieder sehen
und zusammen werden wir dann ein Stück des Weges gehen
und der schöne Augenblick kehrt in unser Herz zurück
die Erinnerung wird wieder Wirklichkeit
Irgendwo und Irgendwann alles fängt noch einmal an
ein Gefühl so stark und echt dass es jeder spüren kann
den es sind die gleichen Sterne die dann scheinen über uns
und kein Augenblick des Lebens ist umsonst

Ich sing mein Lied hier mit ganzem Herz
das heißt auch Tränen, heißt auch Schmerz
und jedes Lied ist irgendwann einmal vorbei
nur Liebe kann unvergänglich sein

Irgendwo und Irgendwann werden wir uns wieder sehen
und zusammen werden wir dann ein Stück des Weges gehen
und der schöne Augenblick kehrt in unser Herz zurück
die Erinnerung wird wieder Wirklichkeit

(Gaby Albrecht)


Meine Liebe zu Dir ist unendlich groß und Du wirst immer in meinem Herzen sein
Gerhard
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Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
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