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Alt 27.08.2014, 00:08
Sphere85 Sphere85 ist offline
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Standard BSDK:Gehofft, gekämpft und doch verloren?

Erst einmal möchte ich hier erwähnen, wie dankbar ich für dieses Forum bin.
Ich habe seit der Diagnose bis heute viel dazu gelernt, Hoffnung geschöpft und Informationen gewonnen.

Ich habe heute beschlossen als Dank auch meine Gedanken und Erfahrungen für andere offen zu legen, denen es vielleicht in einem Augenblick weiterhelfen könnte.

Bei meinem Vater (69 J.) wurde Ende Januar ein Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse entdeckt. Er hatte zuvor keine wirklichen Symptome. Nur 3 Wochen vorher hatte er mit Verdauungsproblemen und Appetitlosigkeit zu kämpfen. Als noch starke Rücken und Bauchschmerzen dazu kamen sind wir zum Internisten und er hat sofort die richtige Diagnose gestellt.
Nach Tagen voller bangen, Angst und viel Schmerz kam die freudige Nachricht, dass der Tumor operabel ist. Wir waren so voller Freude und Hoffnung.
Wir sind an die Uni Klinik Mannheim und mein Vater wurde von Herrn Prof. Post behandelt, der ein wahrer Spezialist in diesem Bereich ist.
Anfangs war es nicht klar, ob der Tumor an der Hauptschlagader liegt und die Chance lag bei 50% das der Tumor nicht entfernt werden konnte.
Wieder dieses Gefühl von schmerzhafter Hilflosigkeit und hoffnungsvollem Bangen.
Nach fast 9 Stunden Whippel-OP konnte der Tumor entfernt werden.

Ich werde den Augenblick nie vergessen...wir waren so glücklich und dachten für den Moment wir haben es hinter uns...

Nach ein paar schwierigen Wochen hat mein Vater Ende März mit einer leichten Chemo begonnen. Insgesamt war seine körperliche Verfassung nicht gut...er hatte starke Verdauungsprobleme, musste mit Appetitlosigkeit und Übelkeit kämpfen....zudem ständig starke Bauchschmerzen....irgendwann wog er nur noch 45 Kg.
Ende Mai musste er wieder in die Uni Klinik Mannheim aufgrund
starker Bauchschmerzen....Diagnose: Loch im Darm.
Wieder eine OP....wir dachten diesmal wacht er nicht auf..doch sein starker Lebenswille und seine Liebe zu uns haben ihm Kraft geben.
Dann kam der Verdacht der Ärzte es könnten sich im Bauchfell Metastasen gebildet haben...und wieder wurde uns der Boden unter den Füßen weg gezogen.
Dann aufgrund der sehr guten Behandlung vom Arzt und einem Befund vom Labor konnte der Verdacht ausgeschlossen werden und es wurde ein Pilz im Körper entdeckt....
Nach paar Wochen im Krankenhaus und einem schriftlichen Befund, dass mein Vater völlig geheilt ist und keinerlei Metastasen gefunden wurden, haben wir Ende Juni den Weg nach Hause angetreten.
Chemo wurde abgebrochen und wir waren guter Hoffnung....
Bis ich Ende Juli meinen Vater erneut ins Krankenhaus gebracht habe aufgrund plötzlich eintretenden starken Bauchschmerzen. Dort entdeckte der Arzt Lebermetastase und stellte den Verdacht auf Lymphmetastasen an.
Wir konnten es nicht begreifen. Vier Wochen zuvor wurden alle möglichen Untersuchungen gemacht und man gab uns voller Freude bekannt, dass der Krebs bislang nicht zurück gekehrt ist. Wie kann es sein das nach so kurzer Zeit, der Krebs sich so rasend schnell verbreitet???
Ich kann es nicht wahrhaben!!
Die Ärzte Haben etwas von einen Monat gesprochen...
Seit drei Wochen werden wir von einem Palliativteam betreut. Meine Mutter, Schwester und ich übernehmen die Pflege und sind 24 Stunden am Tag abwechselnd für ihn da....
Er ist reaktiv aktiv und hat soviel Lebenswillen in sich, aber die starken Schmerzen setzen ihm sehr zu.
Es tut so endlich weh meinem Vater jden Tag ins Gesicht zu sehen und ihm nicht helfen zu können. Ich bin so verzweifelt und weiß nicht wie ich mit der Situation umgehen soll...ich kann schwer mit jemanden darüber sprechen, da ich Angst habe der Schmerz lässt mich nicht mehr los und ich kann nicht die nötige Kraft, die ich brauche um für meinen Vater dazu sein, dann aufbringen.
Derzeit funktioniere ich wie ein Roboter...ich gehe zur Arbeit lächle meinen Kollegen ins Gesicht und Abends muntere ich meinen Vater auf....so funktioniere ich.
Ich bin 29 Jahre und noch nicht bereit meinen Vater gehen zu lassen. Wie geht man damit um? Der Gedanke daran ihn bald nicht mehr bei mir zu haben nimmt mir die Luft zum atmen
Wir haben gehofft, gekämpft und doch verloren...

LG

Sara
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