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Alt 25.02.2007, 18:12
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: Adenokarzinom mit Lebermetastasen und Übergriff aufs Duodenum

Liebe Janet,

ich würde dir so gern helfen, deinen Vater zu verstehen oder zumindestens seine Art zu akzeptieren. Ich will es mal so versuchen und hoffe, dass ich dir damit nicht weh tue.
Du sagtest selbst, dass dein Vater (in gesunden Zeiten) gar nicht der Typ war, dir alles so zu erzählen. Nun kam die niederschmetternde Diagnose. Mit dieser müssen nicht nur wir Angehörige, sondern in aller erster Linie die Betroffenen umgehen können. Das geht nicht von heut auf morgen. Ich weiß nicht, wie alt dein Vater ist, aber wenn er sein ganzes Leben lang nicht viel über sich erzählt hat, stellt es für ihn eine mächtige Überwindung dar, dies plötzlich zu tun. Ich spreche da aus Erfahrung! Auch er muss erst in die ganze Sache hineinwachsen. Und glaube mir, er wird mindestens genau so verzweifelt sein, wie du. Ich glaube nicht, dass dies was mit Sturheit zu tun hat.

Du ärgerst dich über seine Aussage (Arsch zukneifen)? Warum eigentlich? Er nennt es beim Namen! Wenn es dann wirklich soweit sein sollte, glaube mir, dann wird sich sein ganzes Wesen, ob gewollt oder ungewollt, ändern und garantiert auch seine Wortwahl. Ich sehe es als Zeichen, dass es ihm noch relativ gut geht.

Wäre es dir lieber, wenn er dich weinenderweise begrüßen würde, so wie es mein Pa derzeit tut? Könntest du damit besser umgehen?

Ich bin zu dem Schluss gekommen, und es war ein harter Weg dorthin, egal wie sie drauf sind oder sich verhalten, es wird uns immer weh tun. Sämtliche Versuche, mich in meinen Pa reinzuversetzen, scheiterten. Es geht einfach nicht. Ich hatte mich anfangs genau so geärgert. Bis ich schlussendlich begriffen habe, dass nur ich meine Einstellung ändern kann und nicht die meines Pa`s. Er hat ein Recht darauf, mit der Krankheit so umzugehen, wie er es möchte und kann.

Ich hoffe, dass meine Worte nicht zu hart waren und du dich jetzt nicht auch noch über mich ärgern musst. Das ist nur meine ehrliche Meinung.
Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst und wie bitter es ist, zuzugucken, aber bitte tu deinem Vater nicht unrecht und ärgere dich nicht über ihn. Das hilft weder dir noch ihm.

Ich wünsche euch, dass ihr den Kampf schafft. Die Hoffnung soll man nie aufgeben, zumal es deinem Vater noch gut geht!
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011

Geändert von Conny44 (25.02.2007 um 18:36 Uhr)
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