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Alt 20.02.2005, 18:13
Gast
 
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Standard Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

danke für Deine Zeilen. Zuerst zu Deiner Frage - wir hatten keinen Schmerztherapeuten, den gab es in dem kleinen Krankenhaus nicht. Zu Beginn von Mamas Krebserkrankung habe ich dieses Thema mit dem Arzt besprochen, ich wollte wissen wie die das handhaben wenn es zu Schmerzen kommt, ob ich mich verlassen kann, daß alles getan wird, was getan werden kann.Ich war nach diesem Gespräch beruhigt und als die Zeit der Schmerzen kam, da hat sie genug Mittel bekommen. Mama war dann oft im Dämmerschlaf, das haben wir beide bedauert, aber vor die Wahl gestellt sie mit Schmerzen präsent zu haben, oder ohne Schmerzen schlafend, war es wiederum leicht zu entscheiden.

In meinem letzten Brief habe ich geschrieben "man muß dahinter sein". Damit meinte ich, man muß beide - Patient und Arzt - abfragen um auf einen Nenner zu kommen.Den Ärzten und Schwestern im Krankenhaus werde ich bis ans Ende meiner Tage dankbar sein, aber für manche Fragen war unser Hausarzt sehr wichtig. Er hat
befürwortet, daß Mama Mistelspritzen bekam, und immer ein Selen Vitamin A,C,E, Präparat.Im Grunde genommen weiß ich natürlich nicht ob ihr diese Dinge geholfen haben, aber wir hatten das Gefühl, wir machen da selbst auch etwas.

Wenn Dir das Medikament gegen Depression hilft, dann nimm es einfach. Ich kenn mich mit Depressionen nicht aus, mir wurde damals auch eines angeboten, ich dachte, bin ich depressiv? Nein, ich bin traurig und habe allen Grund dazu, ich bin überarbeitet, übermüdet, ich habe Angst und weiß weshalb. Ich hab dann beim Arzt weitergefragt und ich habe ein Medikament bekommen, das die Stimmung aufhellt. Ich habe auch ein Multivitaminpräparat genommen.Ich hatte schon geschrieben, daß ich damals bedauerte nicht auf eine Entspannungstechnik zurück greifen zu können. Mit Hilfe eines Buches habe ich es mit der Atemtechnik versucht. Das ging so so la la, aber ein wenig half es manchmal.

Ich verstehe, daß es Dich bekümmert nicht an Mamas Seite sein zu können, wenn sie den Arzt- Untersuchungstermin hat. Liebe Saphir, es ist wie es ist und es kommt wie es kommt. Wichtig ist Deine Bereitschaft und die spürt man mit jeder Zeile. Du weißt,Du mußt in die Staaten, Deine Mama weiß das auch. Was Du vorher tun kannst, wirst du tun und dann bist Du wieder bei ihr. Für diese Woche wünsche und hoffe ich für Euch, daß Ihr jemanden habt.

Wenn es möglich ist, versuche manchmal Deine Ängste zu bändigen, so wie man ein wild gewordenes Pferd bändigt. Das ist nicht leicht, ich weiß. Aber manchmal dachte ich, eigentlich bin ich vollauf beschäftigt mit dem was IST fertig zu werden und will mich nicht noch ängstigen, was alles sein KANN.
ein Beispiel dafür war die Prognose des Arztes, daß Mama vermutlich einen Darmverschluß bekommen wird. Ich habe mich drei Jahre lang davor gefürchtet und war so etwas wie die Oberwächterin ihrer Verdauung. Sie ist nicht daran gestorben.

Du hast viel um die Ohren, Saphir. Ich schlage Dir vor, daß ich Dir schreibe wenn ich glaube etwas sagen zu können, wenn Du Zeit hast freue ich mich von Dir zu hören, aber es ist auch o.k. wenn Du keine Zeit hast. Es tut mir im Herzen weh, daß Ihr beide so jung seid und dem Kummer ausgesetzt seid. Ich bin sehr beeindruckt von Dir und Deine Mama hat eine bemerkenswerte Tochter.

Ich denke an Euch wünsche alles Liebe
Briele

Seit wann ist denn Deine Mama krank?
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