Thema: Mein Papa...
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Alt 30.08.2012, 12:17
Vany Vany ist offline
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Standard AW: Mein Papa...

Hallo Michaela,

ja, die Entfernung ist nicht schön, du kennst das dann ja selber. Es ist nicht leicht, ich habe auch überlegt ob ich zurück gehe, aber ich weiß das mein Vater es nicht will. Ich lebe seit 10 Jahren hier und er würde sich damit nicht wohl fühlen wenn ich hier alles abbreche und zurück komme. Darüber wäre er unglücklich. Aber ich bin immer wieder mal am überlegen ob ich es tue oder nicht. Er ist für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Für ihn würde ich alles stehen und liegen lassen.

Mein Papa hat schon seit ein paar Jahren überlegt ob er sich trennt oder nicht. aber er hat es wohl immer aus Rücksichtnahme meiner Mutter gegenüber nicht getan. Die Ehe lief seit ein paar Jahren nicht mehr so gut, aber er ist immer geblieben. Meine Mutter hatte damit nicht gerechnet, für sie kam es sehr unvorbereitet und sie ist bis heute sehr verletzt und traurig darüber. Warum er es wirklich gemacht hat, kann keiner sagen, es ist schon richtig das man nicht weiß was in einem Kopf von einem Sterbenskranken wirklich vor geht. Er hat sich dann anfang Juni zu meiner Oma nach Hannover zurück gezogen, erst war es nur für einen Termin in der Klinik und dann kam er nie wieder zurück. Das er sich getrennt hat ist ok, aber nicht wie er es gemacht hat. Es ist nicht schön von einem Pflegedienst zu erfahren, dass der Ehemann nicht mehr zurück kommt. Es ist was unglücklich gelaufen, da die gleich bei meiner Mutter angerufen hatten um zu fragen warum er nicht zurück kommt und sie wusste davon noch gar nichts.

Sie hat sich in der Zeit bis er gegangen ist wirklich für ihn aufgeopfert und war die ganzen sechs Wochen nur im Krankenhaus, aber er war der Meinung ihre Augen sind kalt und leer und es wäre keine Liebe da.

Es ist schwer die Familie zusammen zu halten, ich versuche es immer wieder, aber es kommt immer wieder neuer Streit oder Kontaktabbruch zwischen meiner Mutter, Schwester und meine Mutter zu meinem Vater. Es vielen auch die Worte, ich lasse ihn anonym beerdigen, ihr tut mir alle nur weh und damit tue ich euch weh, er soll einfach nur sterben dann ist endlich ruhe usw. Ich habe es aufgegeben immer wieder die Familie zusammen zu halten, daran gehe ich kaputt und es ist nicht meine Aufgabe sondern seine. Zumindest das wir als Familie irgendwo noch bestehen und er mit meiner Mutter als "Freunde" diesen Weg geht. Sie möchte auch nicht nach Hannover zu ihm fahren, weil sie meint, dass meine Oma ihr ihren Mann weg nimmt und die denken natürlich, weil sie nicht kommt, das es ihr egal ist. Aber sie leidet sehr darunter, weint viel, dann wird sie wieder wütend und dreht emotional durch.
Sie ist jetzt erst mal für zwei Wochen zu ihrer Mutter in den Harz gefahren, habe sie aber so weit gekriegt, dass sie am Samstag auf dem Heimweg bei ihm vorbei fährt. Ich werde dann vorher noch mit meinem Vater sprechen, das die alten Dinge und das was vorher war einfach fallen gelassen werden und sie im heute und jetzt ansetzen, sodass wir als "Familie" noch eine Chance haben das durchzustehen und auch das was danach kommt.

Mir fällt es sehr schwer mit ihm klartext zu reden, immer wenn ich es mir vorgenommen hatte, stand ich da wie ein kleines Mädchen und kriegte nicht das raus was ich sagen wollte. Er blockt auch oft ab oder sagt, jetzt bitte nicht dieses oder jenes Thema. Was soll man dann machen?

Mir selber geht das Ganze sehr an die Substanz, die Familienprobleme, mein Vater mit seiner Krankheit die so schnell voranschreitet, das ich einfach nur Angst habe, oft einfach anfange zu weinen und am liebsten mich verkriechen möchte. Ich weiß nicht wie man das durchstehen soll.

Liebe Grüße
Vany
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