Thema: Angst
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 09.04.2006, 11:22
Susanne_T Susanne_T ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 139
Standard AW: Angst

Hallo Sabine,

nun wirst du hier auch gleich noch mit gegensätzlichen Meinungen konfrontiert, aber so ist das wohl in der Schulmedizin. Zu deinen Fragen:

1.) Sicherlich ist es wichtig, dass die Behandlungsmethode schnell gefunden wird, es ist aber auch wichtig, dass das Krebs richtig diagnostiziert wird. Die Größe, die Lage und auch welche und wieviele Lymphknoten betroffen sind und ob der Krebs gestreut hat (Metastasen). Das geht nicht von heute auf morgen und das dauert eben ein wenig. Aber nur dann ist eine entsprechend gute und auch erfolgreiche Behandlung möglich!
Was nützt es schnell zu reagieren und dann das nur "halbrichtige" zu tun!

2.) Ein Port ist sozusagen ein Anschlußstück für Infusionen und zum Blutabnehmen. Der wird unter die Haut gepflanzt und mit den entsprechenden Adern verbunden. Chemoinfusionen sind sehr agressiv und verätzen die Venen, so ist immer ein problemloser Zugang gewährleistet und man hat eine feste Stelle im Körper wo alles aus dem Blutkreislauf entnommen und hineingebracht wird. Aber aufpassen, dass die Ärzte und Schwestern etc. dann auch den Port nutzen und nicht wieder wild überall hineinstechen (Erfahrungswert :-) ).
Wenn irgendwann alles wieder OK ist und dass dann auch so bleibt, dann wird dieser wieder entfernt. Mit einem Port läßt es sich gut leben. Mein Vater sagte, es ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber er hat seinen jetzt fast zwei Jahre und keine Probleme damit. Er geht damit auch Schwimmen, auch wenn man die Erhebung unter der Haut sieht.

3.) Uns wurde vor Zwei Jahren auch die Charitee empfohlen. Macht Euch schlau, dass kann nie schaden. Kommen aber aus Hamburg und sind dann auch da geblieben. Wenn ihr einen engen familiären Verbund habt, dann ist es auch wichtig, dass Ihr das Krankenhaus auch für Besuche noch einigermaßen erreichen könnt! Ihr seit eine wichtige Stütze als Familie!

4.) Ich denke nicht, dass Ihr schon eine Klassifizierung bzgl. der Krebsgröße erhalten werdet. Aber frag schon mal nach wie groß, ob schon abzusehen ist ob die Lymphdrüsen betroffen sind oder ob der Krebs gestreut hat. Auch, in welchem Bereich der Speisröhre der Krebs ist (weiter unten ist besser als weiter oben, läßt sich besser operieren), welche Ärzte empfohlen werden und alles, was Euch sonst noch auf dem Herzen liegt!
Mehr über die Klassifizeirung findest du hier beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg http://www.krebsinformationsdienst.d...eten%20Kürzel? . Ich finde das ganz gut erklärt!

5.) Fachärzte für Krebserkrankungen heißen Onkologen! Es gibt niedergelassene Onkologen und ganze onkolgische Abteilungen in Krankenhäuseren. Diese Arbeiten dann eng auch mit den Internisten zusammen. Den der Onkologe ist zuständig für Chemo, Bestrahlung und alles rund um den Krebs, aber der Internist operiert. Gut sind auch Krankenhäuser die Interdiziplinär arbeiten. D.h. es gibt z.B. eine Gastroenteroliogisch (schreibt man das so?) Abteilung, da arbeiten dann die Fachgebiete sehr eng zusammen. Empfinde ich als klaren Vorteil gegenüber niedergelassenen Onkologen, zumal man in Krankenhäusern auch ambulant behandelt. Das Gute an KH ist, dass es meistens auch ein psychologische Betreunge (psychonkologische Betreuung) gibt, auch für Angehörige und die sind auf das Thema Krebserkrankung und auch Krebserkrankung in der Familie spezialisiert.

Zur Behandlung: Mein Vater wurde in Hamburg im AK Barmbek behandelt und operiert. Dort setzt man bei SPRK erst auf Chemo und dann auf OP und hat sehr, sehr gute Erfolge. Leider braucht man eine bestimmte Anzahl von erfolgreich behandelten Patienten (mehrere hunderte) und auch Jahre bevor das wissenschaftlich anerkannt ist (hat uns der Prof. gesagt). Der Erfolg scheint Ihnen recht zu geben. Nur als Info bzgl. Chemo und dan OP. In dem KH hält man wenig von Bestrahlung bei SPRK, wenn der Krebs an einer Stelle liegt, an der er irgendwann mal operiert werden könnte.

Mein Vater ist jetzt vor knapp 1,5 Jahren operiert worden und fängt gerade wieder zu Arbeiten an (er hat sich selbstständige gemacht). Ihm geht es soweit sehr gut (abgesehen von kaputen Gelenken, eine Spätfolge der Chemo) und eigentlich hat von den Ärzten bei der Diagnose keiner einen Cent auf sein Leben gesetzt. Seine Geschichte findest du unter Positves http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.html?t=8345 , ich habe dieses Thema damals aufgemacht, weil ich einfach nicht immer nur das Schlechte lesen und hören wollte. Wir wollten die uns verbleibende Zeit genießen und nun haben wir schon seit der Diagnose gut zwei sehr schöne Jahre verbracht. Und das werden sicherlich noch viele mehr!

Kopf hoch, es kommt, was kommen soll, aber genießt die Zeit zusammen, den jeder Tag ist kostbar - und das nicht nur als Krebspatient!

Alles Gute deiner Mutter und Dir

Susanne
Mit Zitat antworten