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Alt 04.11.2005, 18:02
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: ich weiß nicht mehr weiter

Liebe Laura,
du sprichst mir soooo aus dem Herzen.
Ich kann dir in allem zustimmen....Ich lauf durch die Gegend und schau so aus als ob alles normal wäre, aber es ist nichts normal....Niemand versteht was bei uns zuhause abgeht. Ich bin soooo süchtig nach meinem alten Leben, nach meinem alten Ich, dass ich es kaum aushalte und doch kann ich dieses alte Leben nicht mehr führen...
Mir hilft Schreiben sehr viel, Gedichte und Geschichten. Da schreib ich mir den ganzen Schmerz von der Seele, und es hilft auch...ein bißchen zumindest.
Ich hab ein Gedicht für meine Freunde geschrieben, damit sie mich ein bisschen besser verstehen....hier ist es.....


Für meine Freunde - Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen

Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen.
Ich gehe weg von Zuhause, um kämpfen zu können.
Es fällt mir nicht leicht, euch zu verlassen, ich würde lieber zuhause bleiben.
Normal weiterleben und so tun, als gäbe es keinen Krieg, als gäbe es keinen Tod, als gäbe es keinen Schmerz.
Aber ich kann nicht, denn ich muss kämpfen.
Einen Kampf gegen den Tod.
Gegen den Tod, der hoch zu Ross auf dem Schlachtfeld auf mich wartet.
Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen.
Und ich werde euch eine Weile nicht mehr sehen.
Aber ich nehme eure Bilder in meinem Herzen mit mir.
Und wenn ich im Schlachtgraben liege und die Bomben des Todes über mich hinweg donnern, dann werde ich an euch denken.
Und ich werde lächeln, weil ich weiß dass ihr da seit - in meinem Herzen.
Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen.
Ich wäre eine Weile nicht mehr da.
Ihr werdet mich eine Zeit lang nicht sehen.
Aber es ist nicht schlimm für euch, denn ihr wisst dass ich kämpfe.
Und ihr wisst, dass mich keine Kugel des Todes treffen kann.
Denn ich habe einen Panzer an.
Einen Panzer aus Liebe, Hoffnung und Glück.
Er verdeckt den so leicht angreifbaren Mantel aus Angst, Schmerz und Trauer, der sich unter ihm versteckt.
An diesem Panzer prallen alle Geschosse des Todes ab, und das wisst ihr.
Und es wird ein harter und langer Kampf sein.
Und ich werde weinen und schreien und der Tod wird lachen.
Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen
Und ich werde Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre weg sein.
Ihr werdet aus dem Fenster blicken, hinauf in den bewölkten Himmel und euch fragen wie es wohl gerade läuft.
Und ich werde auf dem Boden liegen, voll Dreck, voll Blut.
Keine Kraft mehr.
Und vielleicht sende ich euch eine Nachricht.
Die Nachricht, dass der Tod besiegt ist.
Und ihr werdet lachen und am Fenster stehen und Richtung Horizont schauen und vielleicht werdet ihr eines Tages eine kleine, schmale Gestalt ausmachen, die sich dunkel gegen die untergehende Sonne abzeichnet.
Und vielleicht werde ich diese Gestalt sein.
Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen.
Und wie seit Anbeginn der Zeit, seit es Kriege gibt, können die Daheimgebliebenen nur eins machen:
Warten.
Warten auf die Rückkehr des Kriegers.
Warten und hoffen.
Das der Zurückkehrende noch der gleiche ist.
Und wie seit Anbeginn der Zeit, seit es Kriege gibt, kann der Krieger nur eines hoffen:
Das die Daheimgebliebenen auf ihn warten.
Es ist so als würde ich in den Krieg ziehen.
Und ich hoffe ihr wartet auf mich.


Ich studiere auch und das Studium scheint mich manchmal noch zusätzlich zu erdrücken....Egal wohin ich gehe, ich kann den Gedanken an meinen Vater nicht abschütteln.....
Vorerst mal genug von mir....
Anna
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