Thema: Es tut so weh
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Alt 05.08.2010, 22:42
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Zu Deiner Frage
9.00 Uhr Ankunft in der Onkologie, dann nach einer Stunde Wartezeit, dann Blutabnahme, nach 2 Stunden Wartezeit kommt ein Arzt, davon sind evtl. wenn wir Glück haben, wie heute 5 Sätze (Motto: wie geht es, haben Sie die letzte Chemo gut vertragen, dann machen wir weiter...... und so weiter und so weiter). Irgendwie habe ich den Eindruck, daß die Ärzte wissen, dass die erkrankten Patienten eh Angst haben vor der Wahrheit und die Ärzte Angst haben vor dem Mitteilen der Wahrheit und deshalb so schnell weg sind). Außerdem ist die Zahl der wartenden Patienten, die ein gleiches Schicksal haben emens groß. Wenn der Arzt dann sein Gespräch hatte, wartet Dieter dann zirka 1 1/2 Stunden darauf, daß die Apotheke die Chemo gemischt hat und liefert, bis sie dann durchgelaufen ist, ist für den Patienten dann zirka eine Wartezeit von Anfang bis zum Ende fast 4-5 Stunden. Überlegt mal, daß ist Lebenszeit und Dieter ist ja nicht der einzige Patient. NE heute morgen waren es bis zu 20 Patienten, die geduldig warteten bis sie dran kamen. Da mein Mann Sauerstoff braucht und nur ein einziger Platz frei ist, an dem ein Sauerstoffgerät steht, kann es sein, daß in dem Zimmer, darin stehen 5 Stühle, dass zu diesem Gespräch mit dem Arzt, anwesend 4 fremde Leute sind, die mithören, was wir (ich und Dieter) wissen wollen oder wenn, wie jetzt, daß CT so schlecht ausgefallen ist. Darauf hingewiesen meinte mal die Ärztin, daß wäre ihr auch nicht recht, daß so viele mithören, aber was soll man tun (Sauerstoff ist halt nur in diesem einem Zimmer). Ich habe mich mal erkundigt, wie es in anderen Kliniken aussieht (Karlsruhe oder Baden-Baden) Patienten erzählten mir, daß gleiche Procedere, wie ich es mit meinem Mann erfahre. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden (Personal und Raum, da die Krebserkrankungen immer mehr massiv zunimmt) Auch fehlt es an Zeit, daß man für die Erkrankten benötigt. Bitter aber es ist so.
Tja bis ich daheim bin ist Dieter so fix und fertig, daß ich ihm nur noch die Schuhe ausziehen kann, und er dann so wie er ist sich auf die Couch legt und sich für die nächsten Tage - bis zur nächsten Chemo - sich nur noch notfallmäßig aufraffen kann.
Seid gewiss, ich übertreibe nicht. Das ist die Wahrheit.
Heute morgen habe ich zum esten Mal versucht Hilfe von den Krankenschwestern zu bekommen, in dem sie mir Hilfe geben
Dieter mit dem Rollstuhl vom Erdgeschoss in die Ambulanz zu schieben. Ihr müsst Euch vorstellen. Mein Auto steht in zweiter Reihe geparkt mit Warnblinklichtern, Dieter geht 20 Schritte mit mobilem Sauerstoffgerät, daß in so einem Wägelchen liegt zur Eingangstür und da organisiere ich einen Stuhl zum Sitzen, dann steige ich die Treppe hoch in den 1. Stock, reihe mich ein in die Warteschlange zur Anmeldung ein, wenn ich Glück habe, stehen nur wenige zum Anmelden da, ich melde Dieter an, daß er unten sitzt und jemanden braucht, der mit dem Rollstuhl kommt und ihn holt, da ich ja mein Auto wegfahren muss bevor die Politesse kommt und mein Auto abschleppt. Meistens bekomme ich nur mißmutige Antworten, so wie heute; alles in Urlaub und die wo da sein sollten sind krank oder schon beschäftigt, mit viel Bitten und Betteln bekomme ich dann Hilfe. Also Rollstuhl organisiert, Fahrstuhl ins Erdgeschoß, Dieter reingesetzt, wieder hoch in den 1. Stock, Dieter hingefahren zum freien Sauerstoffplatz -wohlgemerkt ist nur einer da (was machen wir, wenn dieser besetzt ist???), dann wenn Dieter versorgt ist rase ich runter, setze mich in mein Auto und suche einen Parkplatz, (an dem ich nicht alle halbe Stunde eine Münze reinschmeißen muss), rase dann dann wieder zu dem Ort an dem ich Dieter abgeliefert habe und warte bis ein Arzt kommt, der nicht Urlaubsvertretung machen muss, sondern vielleicht auch mal Zeit hat mit uns zu reden(heute war das wieder nicht der Fall).
Jetzt kommt sicher die Frage, warum machst ihr das mit????
Ganz einfach: Mein Mann will das so - also am Anfang wollte er das so. Im Moment ist das Ergebnis so schlecht, daß es ihm zu viel Kraft abverlangt eine neue Onkologie zu suchen (evt. Heidelberg oder Freiburg), weil es ihm einfach an der Kraft fehlt sich neu zu orientieren.
Außerdem sind wir nicht die Einzigen, die in Karlsruhe in der Onkologie sind, jeder macht das mit .... einer weniger, einer mehr.
So, daß ist jetzt eine lange Geschicht geworden. Eines sage ich Euch, wenn Dieter bei dieser Procedere nur geholfen wird bin ich der glücklichste Mensch der Welt.
Gruß Ilonka
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