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Alt 28.09.2009, 15:12
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

ich schlafe wie ein Stein. Seit der Diagnose erstmals wieder wie ein Stein.

Auf der anderen Seite sucht sich der Körper andere Ventile. Bauchweh, so ne Art "Koliken" (meine Mama hatte ja mal Gallensteine ...wer weiß...- wenn ich fettig gegessen habe *autsch*) und so richtig schönen Ausschlag unterm Arm .

Ja, ansonsten geht es. Heute habe ich meiner anderen Freundin, die, die jetzt kürzlich entbunden hat, Bescheid gegeben, dass Mama verstorben ist. Meine beiden "besten Freundinnen" kenne ich so lange, wie ich alt bin. Und so lange kennen die beiden auch meine Mama. Die, die ich heute anrief, war noch dazu Azubine von Mama. Wir telefonierten ne halbe Stunde, sie erzählte von der Geburt und dem süßen kleinen Jungen und ich habe versucht, den richtigen Moment abzupassen. Naja, den gibt es eh nie. Irgendwann hab ich dann gesagt, dass Mama verstorben ist. Wisst ihr...ich glaube das zeichnet auch meine Mama aus und ihre Persönlichkeit. Alle Menschen, die es hören und erfahren, die trauern richtig mit. Sie weinen und leiden richtiggehend mit. Alle haben sie lieb gehabt und wußten sie um ihre Art, eben um ihrer selbst zu schätzen.

Ich kann momentan recht gut trösten. Und wenn ich weine, dann werde ich getröstet.

Damals mal, kurz nach Diagnosestellung, als ich noch so verzweifelt auf ein Wunder hoffte, da sagte mir die Bekannte von der Trauerbegleitung, dass der Tod auch andere Türen öffnen kann. Ich habe das so nie verstanden, aber es stimmt schon und man kann sogar aktiv mitwirken.

Ich merke jetzt, dass Menschen mehr Kontakt zu mir suchen und sich so neue Wege und Möglichkeiten öffnen. Mir kann keiner meine Mama ersetzen und ich würde noch nicht einmal auch nur eine Sekunde versuchen, mir das nur zu erträumen, so unmöglich ist das, aber man kann andere Wege einschlagen und neu hinzugewinnen. Das versuche ich.

Heute habe ich ihre Krankenhaustasche aus dem Auto geholt. Eine Maschine Wäsche läuft gerade. Ein letztes Riechen und damit verbundenes Traurigsein.

Sie fehlt mir jetzt schon unendlich. Ich merke, dass das nicht besser werden wird. Es wird nur anders. Aber ich mag mein Leben weiterleben. Noch vor einem Jahre wäre ich lieber gestorben. Ich bin froh, diese Entwicklung in diese Richtung gemacht zu haben.

Ich mache jetzt auch oft ein Licht an. Ich denke oft an Mama. Ich bin froh, sie mir jetzt sogar teils schon wieder gesund vor Augen rufen zu können. Das ist viel wert.

Die Kinder gehen gut mit dem Tod um. Sie sprechen darüber, wannimmer ihnen danach ist. Umgekehrt verdränge ich auch kein Weinen. Warum auch?! Meine Tochter hat heute im Kindergarten erzählt, dass die Oma tot ist.

Sie sagte heute im Auto:"Ich hab heute Fr. xxx erzählt, dass die Oma Ulla tot ist. Aber die wusste das schon. Sie hat mich gefragt, ob ich traurig bin. Hab ich nein gesagt. Und dann hat der Jan eine Nacktschnecke gefunden. Ihhhh Mama, die war ekelig!" So sind Kinder! Und das ist gut so.

Mein Mann ist oft traurig im Moment. Er realisiert so langsam den Verlust und es schmerzt ihn. Er ist lieb zu mir und unterstützt mich, fragt immer brav vorher, ob er mich in den Arm nehmen soll/darf !

So Ihr Lieben, nun muss ich die Wäsche aufhängen *seufz*. Ich wünsche Euch allen einen guten Tag. Und Danke all denjenigen, die mir noch Ihre Lieder und Beileidsbekundungen geschickt haben. Überhaupt - Euch allen herzlichen Dank für´s Hiersein!!!

Annika
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