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Alt 23.01.2002, 23:07
Gast
 
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Standard Ich stelle mich vor

Hallo!

Ich lese schon sehr viele Monate mit, habe mich bisher aber nie zu Wort gemeldet. Ich wollte einfach vermeiden das mein Vater mitliest. Aber da ich mir inzwischen ziemlich sicher bin, daß er es nicht tut, möchte ich auch mal mein Herz ausschütten. Ich habe nun schon so viel mitgeweint und Euch auch für Eure Kraft und Einstellung bewundert, daß ich mich nun auch mitteilen möchte.

Weihnachten 1999 kam mein Vater mit Verdacht auf Lungenentzündung ins Krankenhaus. Er hatte auch eine und außerdem wurde nach einigen Tagen des Wartens ein kleinzelliges Bronchalkarzinom festgestellt. Glücklicherweise hat er damals überlebt. Es war schon ganz schön kippelig und für mich ganz, ganz schlimm. Nach Diagnosestellung habe ich mich erst mal hingesetzt und informiert und gelesen. Sicherlich nicht so fundiert wie andere Angehörige hier im Forum, aber ich wollte einfach die Wahrheit über diese Krankheit erfahren. Ein Funken Hoffnung war da, aber auch die realistische Sicht.

Jetzt sind schon 2 Jahr vergangen und viele Chemo-Therapien und auch Bestrahlungen. Zur Zeit ist es so, daß die Chemo abgesetzt wurde, da mein Vater einfach zu schwach dafür geworden ist. Ich weiß bis heute nicht, ober er wirklich über seine Überlebenschancen informiert wurde. Wahrscheinlich nicht so eindeutig und er will es, glaube ich, auch nicht wissen. Er kämpft so gut er kann. Ein Überlebenswille war bisher immer da. Ich frage mich, ob er ein Kämpfer ist, oder nur furchtbar zäh! Zäh ist er auf jeden Fall. Er lässt sich sehr wenig anmerken und klagt so gut wie nie. Inzwischen hat er richtig bösen Husten und bekommt auch schwer Luft. Meine Mutter hat Angst, daß er noch mal dabei erstickt, aber ich könnte wetten, daß er nichts beim Arzt davon erwähnt hat.

Der Abschied oder das Ende wird ihm gegenüber gar nicht erwähnt. Er redet davon wieder zu arbeiten, wenn er wieder gesund ist. Die Hoffnung mag ich ihm auch nicht nehmen und da er keinerlei Bereitschaft zu ganz offenen Gesprächen zeigt, leben wir den Alltag so gut weiter wie es geht. Es ist nicht möglich die Zeit bewußt mit ihm zu genießen oder Abeschied zu nehmen! Das ist eine Situation, mit der ich nicht ganz so gut zurecht komme. Ich habe vor einigen Monaten an ihn geschrieben und so noch einmal alles gesagt was er wissen soll. Ich möchte mir nicht vorwerfen...hätte ich mal. Mein Mann hatte vor 2 Jahren nicht die Möglichkeit von seinem Vater Abschied zu nehmen und Dinge auszusprechen. Mein Brief war allerdings kein Abschiedsbrief!

Anfangs habe ich immer und immer wieder geweint. Inzwischen bin ich meistens sehr gefasst. Fasst so als würde es mich nur am Rande betreffen. Natürlich mache ich mir Sorgen und wéine auch mal, aber ich falle nicht. Ich weiß nicht, ob ich es nur realistisch sehe oder ober ich es verdränge.Geht es jemandem ähnlich?

Das ist jetzt ein kleiner Einblick in meine Gedanken, mein Leben und ich hoffe ich habe nicht zu abgehackt geschrieben?! Ich würde mich über eine Reaktion von Euch freuen!
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