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Alt 22.03.2015, 12:38
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Möchte mich vorstellen

Hallo Susi,

doch, ich kann dich gut verstehen und für mich ist deine Haltung absolut nachvollziehbar. Schließlich liegt es im Bereich des zu Erwartenden, dass mit zunehmendem Alter der Eltern das Risiko einer Erkrankung steigt. Auch das Versterben der Eltern vor ihren Kindern entspricht einem normalen Lauf des Lebens. Dies anzunehmen bedeutet keinesfalls, dass man seine Eltern nicht richtig liebt oder einer möglicherweise lebensbegrenzenden Erkrankung gleichgültig gegenübersteht. Ganz und gar nicht! Für mich ist deine Sicht der Dinge eine sehr geerdete. Das Leben ist endlich und der Tod mit dem Tag der Geburt unausweichlich.

Auch ich bin bei Diagnose, während der Krankheitszeit und schließlich beim Tod meines Vaters nicht ins große Trauerloch gefallen. Es war sehr traurig, es war schmerzhaft, ich habe viel geweint. Bis dato waren wir alle fest davon ausgegangen, dass Papa, der nie krank war, ein hohes Alter bei guter Gesundheit erreichen würde. Die Realität war mit Diagnosestellung komplett auf den Kopf gestellt: Absolut unheilbar, vielleicht noch ein, maximal zwei Jahre Lebenserwartung bei stetig abnehmender Lebensqualität.

Wir haben dennoch gehofft. Wir haben versucht, die Prognosen nicht auf beschriebene Weise und in genanntem Zeitraum eintreffen zu lassen. Wir wollten an unseren gemeinsamen Lebensplänen und Zukunftsvorstellungen festhalten. Wir haben ihn gepflegt, wir haben sehr gelitten und mitgelitten und schließlich getrauert. Aber wir konnten es als Schicksal annehmen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren und die Sinnfrage ans Leben zu stellen.

Und du hast vollkommen Recht: Krebs ist kein generelles Todesurteil.
Behalte deinen Mut, deine Kraft und deine Hoffnung, denn so kannst du deinen Eltern eine große Stütze sein.

Alles Gute für euch
Simi
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