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Alt 13.10.2004, 19:06
Gast
 
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Standard Meine Mutter will nicht, dass wir es wissen

Hallo Claudi,
über Krankheit und Tod sollte man sprechen, solange er noch nicht unmittelbar bevorsteht.
Meine Mutter starb vor fast 12 Jahren, damals war ich 34. Meine Mutter war schon viele Jahre krank, sie hatte Hepatitis C. In dieser Zeit hat sie oft über sterben und Krankheit gesprochen. Als es dann immer schlimmer wurde, hat sie ihren bevorstehenden Tod nie angesprochen. Auch ich habe dieses Thema nie angesprochen. Nach ihrem Tod habe ich sehr lange Zeit keine Ruhe gefunden. So gerne hätte ich gewusst, was sie in dieser letzeten Zeit empfunden, gefühlt und gedacht hat. So gerne hätte ich ihr noch direkt gesagt, dass sie eine wunderbare Mutter war. Gerne wäre ich auch anders als im normalen Alltag mit ihr umgegangen. Aber das war eben durch die Tabuisierung des nahen Todes nicht möglich.
Im Frühjahr 2003 bin ich selbst an Krebs erkrankt. Ich habe nie aus meiner Krankheit ein Geheimnis gemacht und offen mit meinen Kindern darüber geredet. Im Moment geht es mir wieder ganz gut und ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Sollte allerdings mein Krebs wieder aktiv werden, so werde ich die Zeit intensiv mit meinen Lieben genießen und über jedes Thema reden, auch über den Tod.
Vielleicht kanns du ja vorher mit deiner Schwester darüber reden und ihr überlegt euch gemeinsam, wie ihr eure Mutter darauf ansprechen könnt. Ich bin der Meinung, dass ihr dann die euch verbleibende Zeit wirklich noch nützen könnt.
Ich wünsche Dir, deiner Familie und vor allem Deiner Mutter alles Gute.
Liebe Grüße
Margit
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