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Alt 01.07.2006, 14:43
Alinore Alinore ist offline
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Standard Finalphase

Ob ihr euch noch an mich erinnert, weiß ich nicht. Vor knapp drei Monaten habe ich hier Hilfe gesucht, weil mein bis dahin gesunder und kräftiger Vater die tödliche Diagnose kurz vor Ostern bekam. Es war das Schrecklichste, was man einem Menschen antun kann: Bauchspeicheldrüsenkrebs (inoperabel), Lungenkrebs (inoperabel), Metastasen in Lymphknoten, Leber und hauptsächlich im Gehirn (9 Metastasen im Kleinhirn).
Wir hatten keine Chance mehr. Er nicht und wir nicht.
Dennoch verfiel er in die Krankenhausmaschinerie. In diesen drei Monaten habe ich ca. 20 Ärzte vor mir gehabt, die meistteils überfordert und desillusioniert waren. Nicht ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass mir und vor allen Dingen ihm geholfen wird.
Am ersten Einlieferungstag sind durch seine Metasten delirante Zustände aufgetreten. Er flippte völlig aus und schrie das Krankenhaus zusammen, wobei er körperlich noch in einem "gesunden" Zustand war. Die Ärzte lachten!!! Die Pfleger lachten! Wir schrien um Hilfe und wurden abgewiesen.
Danach kam ein kurzer heftiger Leidensweg, in dem Vater alle Stadien durchlief, die hauptsächlich von der Hoffnung geprägt waren, doch noch ein Wunder zu erleben. Er stimmte der Ganzhirnbestrahlung zu, die ihn Würde und Haare verlieren ließ. Sie brachte nur eine Reduzierung der Hirnmetastasen und eine Verdoppelung des Lungentumors.
Wir haben ihm mehr geschadet, als genutzt.
Mein Vater starb in einem dreitägigen Todeskampf am frühen Morgen des 29.06.06 bei einem dramatischen Sommergewitter, als das Tumorfieber sein Herz zum Stillstand brachte. Er war nicht mehr bei vollem Bewusstsein. Es gibt noch nichts was uns tröstet.
Ich wünsche euch allen, was uns nicht vergönnt war: Vertrauen in die moderne Medizin und ihre Hilfsmittel gegen den Krebs. Woimmer er auch den Körper befallen hat.
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