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Alt 15.02.2008, 12:18
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Standard AW: Nun hat`s meinen lieben Papa auch erwischt.............Guten Tag erstmal.

Hallo Estella und Ihr anderen...................leider liegt die Genesung meines Vaters z.Zt. nicht mehr nur an der Heilung der undichten Nahtstellen,- wir haben am Sonntag erfahren,- nein am Montag,- daß mein Vater einen "Septischen Schock" erlitten hat,- bzw. immer noch an ihm leidet,- also eine bakterielle Blutvergiftung,- die zu einem "multiplen Organversagen" (mehrfaches Organversagen) geführt hat, hierbei liegen die Heilungschancen,- bzw. Überlebenschancen leider nicht höher als ca. 20%,- pro Jahr versterben mehr Menschen (ca. 40.000) an den Folgen eines septischen Schockes,- insgesamt weitaus mehr als Brustkrebs-und Darmkrebserkrankte Menschen es tun.

Seine Atmung/Lungen versagen den Dienst ja schon vom zweiten Tag nach der ersten OP,- sein Lungenwasser,- Pleuraerguss füllt sich täglich immer wieder,- durch die Lymphknotenentfernung um den Magen herum haut es mit der "Entwässerung" nicht hin,- er sieht total aufgeblasen aus, -und fühlt sich an wie eine Gummipuppe wenn ich ihn streichle,- sein Blutkreislauf ist ohne Medikamente auf komplett null,- die stabilisierende Medizin muß ununterbrochen in ihn reingeflößt werden,- das Fieber ist septisch mehrmals am Tag hat er durch die so hohe Temperatur,- unverändert um 39,5° GRad,- das seit 14 Tagen nunmehr,- bekommt er übelste Schüttekrämpfe,- Fieberschübe wenn eine Bakterienflut ihn erneut überollt,- nun haben zu Guterletzt auch noch die Nieren ihre Tätigkeit aufgegeben,- seit drei Tagen ist er Dialysepatient,- braucht rund um die Uhr Blutwäsche.

Die Ärzte haben uns gefragt,- ob wie gläubig sind...............wenn ja,- sollen wir beten,- hoffen,- beten..................sie würden alles tun was geht um meinen Vater solange wie möglich am Leben zu erhalten,- aber es läge nun nicht mehr in ihrer Macht,- ihn zu heilen,- sie können ihn nur bei seinem ziemlich aussichtslosen Kampf unterstützen,- mehr ist nicht drinnen.

Tja,- wir waren,- bzw. sind geschockt bis ins Innere unseres Herzens...........mein vorgestriger Geburstag war der erste in meinem Leben,- an dem mein Vater mir nicht persönlich gratulieren konnte.

Wir waren auch da,- abwechselnd immer wieder "drüben" bei ihm,- und haben hier still und traurig,- mit einem schönen Foto von ihm,- welches auf meinem Wohnzimmertisch immer mit Kerze steht in der Mitte von uns,- angestoßen und eigentlich den ganzen Tag,- wie auch an jedem anderen an ihn gedacht.

Ich bin täglich zwei,- drei Stunden bei ihm,- streichele ihn,- hebe seine leblose Hand auf die meine und will einfach nicht aufhören seine Anwesenheit zu spüren.

Meine Tante,- Papa's Schwester ist vorgestern ,- also an meinem Geburtstag völlig spontan aus Mannheim mit dem Zug hergekommen,- da sie ja nicht weiß,- ob und wielange mein Vater diesen schweren Kampf durchhält,- Ihr Erscheinen hat mich maßlos gefreut und mir gezeigt wie sehr sie Ihren Bruder auch liebt,- er hat den Kopf zweimal bewegt,- als Sie ihre Hand auf seine Stirn gelegt hat...................ganz genau wußte er,- meine Schwester steht mir bei,- daß war meiner Meinung nach nicht nur ein Reflex,- sondern eine mit aller Kraft ausgeführte kurze Reaktion auf ihre Anwesenheit.

Gestern hat er nach einer Stunde leisem Streicheln durch mich ganz leise Schnarchgeräusche von sich gegeben,- da sind mir die Tränen wieder gelaufen,- denn das war das Schönste was seit zwei Wochen passiert ist,- nämlich der erste Ton aus dem so tief schlafengelegtem Körper.
Gut,- es waren mehr die Geräusche der Lippen auf der schlaffen Zunge,- aber es hat mich/ uns alle sehr gefreut...........mal außer den piepsenden Kontrollapparaten und Überwachungsgeräten mal etwas zu hören,- was wirklich NUR von ihm aus kam.

Tja,- drückt uns bitte weiterhin ganz feste die Daumen,- ich gebe die Hoffnung nicht auf,- er kämpft,- ansonsten würde sein Zustand seit einigen Tagen nicht immer derselbe sein,- sondern sich längst noch bedenklicher verschlechtert haben.

Grüße aus Berlin,- wenn auch sehr traurige,- aber immer noch stark hoffnungsvolle.

Von Marion und Ihrer Familie.

Tschüßi.
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