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Alt 17.07.2013, 11:06
aquila aquila ist offline
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Registriert seit: 21.12.2012
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Standard AW: Therapie, hilft das wirklich...? Was hilft euch??

@Mel_1
Zitat:
Ich hab aber meinen Mann selbst entscheiden lassen
Dieser Satz hat mich sehr bestürzt!
Das erweckt den Anschein, als würde man aus meinen Ausführungen schließen, ich hätte ihm ENTSCHEIDUNGEN abgenommen, bzw. diese für ihn getroffen!
Oder dass ich mit "um alles gekümmert" gemeint hätte, dass ich alles über einen Kopf hinweg gemacht hätte, oder ihn halt immer vor vollendete Tatsachen gestellt o.ä.
Mitnichten!!! Auf keinen Fall!!! Ich habe sogar immer versucht, möglichst das, was ich mir wünschen würde, was er macht nicht allzu sehr in die Gespräche, die wir natürlcih führten, einfließen zu lassen!! Im Gegenteil, wenn ich ihm was erklärte, bzw. Optionen aufzeigte und erklärte, dann habe ich sogar wenn er sofort meinte, ok, machen wir so, oft nochmal hinterfragt! Habe z.B. als es um die Chemo ging immer wieder verdeutlicht, dass er sich das gut überlegen soll und es Ärzte gibt, die der Ansicht sind, dass das in seinem Fall kein gutes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sei usw. Und dabei trotzdem versucht, ihn nicht zu entmutigen (was ein furchtbar schmaler Grat ist und oft gerade WEIL er mir so vertraute unheimlich schwierig war und eine enorme Verantwortung, die mich ja auch jetzt noch belastet!)
Und ich habe sogar extra betont, dass er es auch auf keinen Fall für mich und/oder seine Familie machen müsse/sollte!
Wenn ich also von "um alles gekümmert" spreche, dann halt deshalb, weil er organisatorisch in dieser Situation (nur dieser) oft ziemlich hilflos war. Speziell wenn er im KH lag und so. Und was mir in den ganzen Monaten sehr übel klar wurde ist auch, dass man sich keinesfalls nur auf die Infos beschränken sollte, die von den Ärzten von selbst kommen! So umfangreich die natürlich oft sind, aber oftmals sollte man sich auch mal selbst hinterklemmen!!
Und auch was Pflege usw. angeht!!! Es ist einfach unfassbar, was für ein Organisationsaufwand hinter allem steckt und wie mühsam man sich oft durchfragen muss usw.
Und um all das habe ich mich halt immer gekümmert. Was eben auch damit zusammenhängt, dass ich beruflich die Möglichkeit habe, überall auch mal mehr Infos zu bekommen und nachzuhaken usw.
Also das wollte ich noch unbedingt klarstellen, da das ja offenbar einen wirklich falschen Eindruck vermittelt hat!!

Allerdings, was die Klarheit über den Tod angeht, war das bei ihm schwieriger... Ich denke, er hat es gewusst, aber bis zum letzten Moment verdrängt Wir haben auch über Tod und so nicht gesprochen. Gar nix in der Richtung. Nur einmal was seinen Nachlass angeht, weil da was "verhindert" werden musste, was ich dann einmal gaaaanz vorsichtig ansprach, ob er sich darüber klar ist und was er tun müsse, wenn er das nicht wolle...
Sonst nix. Das war auch alles sehr belastend weil ich auch von ihm klare "Anweisung" bekam, was seine Familie, speziell seine Mutter anging, dass die unbedingt "geschont" werden müssen usw.
D.h. immer schön gute Mine und nix sagen. Was aber seinen Eltern offenbar auch ganz recht war. Ich war oft total irritiert, wie wenig bis gar nicht von seiner Mutter nachgefragt wurde! Natürlich wann nächste Termine sind und was weiter gemacht werden soll, aber NIEMALS zu der Prognose, oder was das dann bedeutet und was passiert, wenn es nicht greift oder so. Nix, nada!
Sie schien das nicht wissen/hören zu wollen und genauso war es auch bei ihm...
Er war mit allen Fakten vertraut, ihm wurde nix vorenthalten, aber das Erkennen der Konsequenz aus diesen Infos hat er immer weggeschoben...
Als ich das mal einmal vorsichtig versuchte (weil zu MIR waren die Ärzte ja schon sehr viel drastischer und offener in den Aussagen, wo er immer die "Hoffnung-nicht-verlieren"-Version bekam), hat er mich richtig angeraunzt, dass er sich von mir wünscht, dass ich ihn aufmuntere und Hoffnung mache und nicht "immer so negativ" sein solle
Was toll war, weil was die Ärzte MIR sagten noch wesentlich direkter und somit negativer war, als was ich ihm vorsichtig zu verdeutlichen versuchte...

Also jedenfalls glaube ich, dass wenn Dein Mann da offener war, das sicher für euch beide und vor allem für Dich ein Vorteil war...
So hart es sicher war, umso weniger Fragen sind jetzt für Dich offen geblieben.... Ich glaube, das ist gut für Dich.
Ich glaube, es wäre einiges ein bißchen leichter für mich, wenn ich es mit ihm im Vorfeld hätte offen besprechen können...

Das mit dem Hund kann ich sehr gut nachvollziehen! Ich habe auch einen kleinen Hund (schon lange allerdings) und die ist schon ein bißchen ein Trost....
Das ist schon was anderes, als "ganz allein" irgendwie...

@fraunachbarin
Ich glaube, wenn man sich klarmachen kann, es ging nicht anders und man hat alles getan, was man in der Situation konnte, dann hat man eine Chance gegen die Selbstvorwürfe...
Ich hoffe, ich komme da irgendwann hin... (auch wenn ich schon wieder ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich diesen Wunsch hier schreibe )

@HelmutL
Wie gesagt, das mit der Trauergruppe (von der Diakonie) habe ich versucht, zumal da auch 2 Trauerbegleiterinnen die Gruppe "führten", quasi, aber das hat mir rein GAR nix gebracht.... Eher im Gegenteil, als ich von da nach hause kam, mit der Aussage, dass ich doch prof. Hilfe bräuchte (womit man mich auch höflich rauskomplimentiert hatte), fühlte ich mich nur noch elender.
War also eher kontraproduktiv.
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Mein Schatz... Es ist so ungerecht
Verzeih mir, dass ich Dich nicht retten konnte...

Geändert von aquila (17.07.2013 um 11:11 Uhr)
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