Einzelnen Beitrag anzeigen
  #30  
Alt 07.08.2016, 22:42
Jan64 Jan64 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.01.2011
Ort: Odenwald
Beiträge: 852
Standard AW: Rezidiv und Metastasen nach 20 Jahren

Hallo Shania,

Alternativen gibt es in der Erstline nicht wirklich. Es gibt noch Torisel, was aber eigentlich für Patienten mit einem schlechten Allgemeinzustand ist (schwere Herzerkrankungen). Es gibt noch den Antikörper Avastin in Verbindung mit Interferon alpha, dann habt ihr aber dauernd Termine in der Tagesklinik, weil diese Therapie als Infusion gegeben wird. Dadurch verliert ihr viel Lebensqualität, weil ihr nicht frei über eure Zeit entscheiden könnt. Daher sind diese "Tablettentherapien" für den Patienten sehr komfortabel, die kann man überall selbst machen, ob zu Hause, im Urlaub oder sonst wo. Wenn bei mir alles in normalen Bahnen verläuft, sieht mich mein Uro/Onkologe nur alle viertel Jahr, den Rest mach ich mit meiner Hausärztin.

Einen Therapiebeginn in der Klinik wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Es ist nicht so, das gleich mit der ersten Tablette oder Kapsel, alle möglichen Nebenwirkungen mit aller Wucht zuschlagen. Es bekommt auch nicht jeder Patient alle Nebenwirkungen die in dem Begleitzettel stehen. In der Regel sind auch nicht immer mehrere Nebenwirkungen mit hoher Intensivität vorhanden. Die kommen in der Regel abwechselnd und in unterschiedlicher Intensivität. Es gibt auch Patienten die verspüren so gut wie keine Nebenwirkungen.

Die Gelassenheit deines Mannes ist eigentlich eine gute Vorraussetzung für so eine Therapie. Alles erst mal auf sich zulassen kommen und dann je nach Stituation handeln.

Ihr könnt einige Vorbereitungen für die Therapie treffen. Dein Mann sollte sich mindestens 2-3 mal am Tag den Blutdruck messen mit einem ordentlichen Blutdruckmessgerät (haut da mal euren Behandler an wegen einem Rezept dafür). Bluthochdruck ist eine der häufigsten Nebenwirkungen bei diesen Therapien, kann aber mit den konventionellen Medikamenten (z.B. Ramipril) kontrolliert werden. Achtet darauf, dass bei Blutuntersuchungen die Schilddrüsenwerte mit untersucht werden (ist im normalen Blutbild nicht vorgesehen und wird gerne "vergessen"), Diese Medikamente beeinflussen die Schilddrüsenfunktion, kann unangenehm werden, ist aber mit Hormonen oder Carbimazol leicht zu steuern. Vorbeugend ist eine Pflege der Fußsohlen mit ureahaltiger Fußcreme zu empfehlen (da reicht ein günstige). Auch die übrige Haut ist vor Austrocknung zu schützen. Auf einen guten Sonnenschutz ist zu achten, die Haut wird empfindlicher. Bei Votrient ist ein besonderes Augenmerk auf die Leberwerte zu richten. Bei Therapien mit einer Einnahme täglich, hat sich die Einnahme am Abend bewährt, so verschläft man die heftigsten Nebenwirkungen. Ich empfehle euch ein Tagebuch zu führen in dem ihr die ganzen Daten und Vorkommnisse eintragen könnt und eurem Arzt/Ärztin vorlegen könnt. Das alles bekommt ihr auch nochmal von dem Verschreiber der Therapie vorgekaut (hoffe ich zumindest).

Zur Entscheidungsfindung ob Votrient oder Sutent möchte ich folgendes schreiben; Die Wirkweise und das Nebenwirkungsprofil der beiden Medikamente ist sehr ähnlich, so wird der Behandler versuchen, das für den Patienten und seiner Lebensumstände passende Medikament zu finden. Da habt ihr eine große Gelegenheit mit zu entscheiden. Das Votrient wird durchgänig genommen, ohne Pause,und soll eine etwas niedrigere Nebenwirkungsintensivität wie das Sutent haben. Daür kommt es unter Votrient öfter zu Lebertoxitäten, als unter Sutent. Das Sutent nimmt man 4 Wochen(28 Tage) ein und macht dann 2 Wochen Pause (14Tage), dann geht es wieder von vorne los. Ich habe das immer als sehr angenehm empfunden, in der Pause waren die Nebenwirkungen so gut wie verschwunden, Zeit um Halli - Galli zu machen, und man hatte dadurch immer ein recht nahes Ziel vor Augen als Motivationshilfe. Unser Terminkalender hat sich weitmöglichst nach der Sutenteinnahme gerichtet.

Btw.: Hat dein Mann schon einen Schwerbehindertenausweis beantragt, der kann im Alltag helfen, er hat einen Anspruch darauf.

Viele Grüße
Jan
Mit Zitat antworten