Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 03.09.2002, 22:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ein langer Abschied - Teil 2

Hallo Bettina, hallo Nadine,

ich begrüße euch persönlich, weil ich gerade von euch so viel gelesen habe.

Mein Mann bekam die Diagnose Sarkom vor einem Jahr. Seitdem haben wir - mein Mann, ich und unsere drei Kinder - schon viel mitgemacht.

Tiefer Fall, Hoffen, tiefer Fall, Hoffen und wieder - jetzt - der tiefe Fall und ich habe so eine Angst, als ob es danach kein Hoffen mehr gibt.

Auch ich finde im Forum nicht viel über Ehepartner von Krebspatienten und die Situation deren Kinder. Vielleicht habe ich auch nicht so viel gesucht... Aber mal sehen, möglicherweise findet sich ja doch jemand?

Auch mich plagt sehr oft das Gefühl, nicht früh genug nicht genug getan, veranlasst zu haben. Was ich jetzt alles so über eine Krebserkrankung gelesen habe, sagt mir, dass die Anzeichen schon lange vorher sichtbar waren.

Mein Mann litt sehr oft an grippalen Infekten und allgemeinem Unwohlsein. Er war deswegen beim Arzt. Aber der Allgemeinmediziner führte alles immer nur auf Stress im Beruf oder die familiäre Belastung zurück. Ich erinnere mich noch, wie er mich fragte:"Was mache ich nur mit Ihrem Mann?" Jede Menge Mittelchen hat er aufgeschrieben, alles unnütz! Auch der Orthopäde und der Urologe haben sich nicht die Mühe gemacht, mal näher hinzugucken, woanders oder eine Überweisung zum großen Check beim Internisten zu veranlassen. Und dabei habe ich auch gesagt, dass er doch mal zum Internisten gehen solle. Vielleicht hätte der anhand von Blutbild oder so schon viel eher von dieser sehr seltenen Krankheit erfahren können. Und da setzt bei mir der Vorwurf an, ich hätte da mehr Druck machen sollen. Statt dessen hab ich hinterher auch geglaubt, er spielt den eingebildeten Kranken - bis Juni 2001. Da kamen die Schmerzen und der Orthopäde setzte fleißig die Spritzen dagegen. Zwei Wochen hab ich mir das angeguckt und dann sind wir ins Krankenhaus. Im Ultraschall war das 5 cm große Ding leicht zu sehen. Ultraschall - kann das nicht jeder einfache Arzt machen? Sind das zu hohe Kosten?
"Es ist ja so selten, diese Krankheit. Da konnte keiner drauf kommen", sagte mir der Allgemeinmediziner hinterher. Tja, wir wussten es auch nicht.

Ich bin skeptisch gegenüber Ärzten geworden. In der Klinik (Essen) vertraue ich nur noch dem Professor. Und es mag arrogant klingen: auf die Stationsärzte bzw. Assistenzärzte geb ich nicht viel. Praktisch unerfahren und mit wenig Fingerspitzengefühl möchte ich von denen nicht viel hören. Die haken nicht nach und bei Visiten hör ich von denen keine eigenen Anregungen. Die kommen von meinem Mann und im Moment von mir oder von meiner Schwester, die uns auch sehr viel hilft. Und der Professor ist dankbar dafür, hat er doch nicht jeden einzelnen Fall immer komplett im Kopf. Er bringt es auch noch rüber, dass er noch Ideen hat, was man noch tun kann. Im Moment experimentiert er mit einer Chemo. Eine sehr harte und mein Mann ist sehr geschwächt. Durch die Krankheit fängt er an, sich zu verändern. Er war immer der witzige, charmante, ehrgeizige, erfolgreiche, sachliche, liebevolle, durchsetzungskräftige, charakterstarke, sportliche, ehrliche, kreative .... Mensch - ich hatte es leicht und wunderbar gut, ich werde vieles davon übernehmen müssen, versuchen ihm die Kraft zu geben und unseren Kindern den Halt.

Ich würde gerne jeden Tag voll da sein, aber hier zu Hause sind drei Kinder. Die Schule hat angefangen und ich muss das irgendwie einigermaßen normal hier weiterlaufen lassen. Geht das überhaupt?

Ich renne von Arzt zur Arzt, lese im Internet und suche nach Alternativen, falls die Schulmediziner sagen, er wäre austherapiert. Die Krankenkasse zahlt ja auch nicht alles. Jetzt habe ich gehört, zwischen den Chemos wäre Sauerstofftherapie zur Stützung des Immunsystems ganz gut. Ist das hilfreich? Was ist mit der biologischen Klinik? Wie heißt die und wie bekommt man Kontakt?
Das Allgemeinbefinden meines Mannes ist derzeit ganz schlecht, da auch der Darm durch die OP's und die Bestrahlung Probleme bereitet. Ich würde ihm da so gerne Erleichterung verschaffen.

Jetzt habe ich hier so viel losgelassen und ich schicke es einfach ab. Geschriebenes Wort kann man nicht ändern. Ich hoffe, ihr - man - versteht es richtig.
Mit Zitat antworten