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Alt 13.03.2017, 12:08
Conny84 Conny84 ist offline
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Standard Mama Darmkrebs

Hallo zusammen,

so schmerzhaft und traurig es ist, all Eure Beiträge hier zu lesen, so sehr hilft es aber auch zu wissen, dass da draußen Menschen sind, die all das nachvollziehen können, was Partner und Freunde - so sehr sie sich auch bemühen - nicht immer begreifen können.

Diese Angst, die einen lähmt, die einen auffrisst. Diesen Wunsch, jede Minute, die bleibt, mit ihr zu verbringen.
Wir alle sind irgendwie wie Ameisen, die eine Last tragen, die so viel größer ist als sie selbst.

Bei meiner Mama ist im Juni vergangenen Jahres Darmkrebs festgestellt worden. Ein halbes Jahr Chemo mit Folfox. Hat letztlich überhaupt nichts gebracht, weil es da bereits Metastasen in der Leber gab, die von den Ärzten als harmlose Zysten gedeutet wurden. Meine Mutter ist so voller Kampfeswillen und Lebensmut. Ich weiß nicht, wo sie das herholt. Sie hat jetzt die zweite palliative Chemo mit Folfiri und Avastin hinter sich und schlägt sich weiter wacker. Ihr Credo: "Hätte ich diese Krankheit nicht, wüsste ich doch gar nicht, wie schön das Leben ist und wie lieb die Menschen mich haben."

Weil sie so tough ist, will sie nicht, dass wir (meine Schwestern und ich) weinen. Also erfüllen wir ihr diesen Wunsch. Lachen mit ihr, reden nicht ständig über diese beschissene Krankheit, machen all die banalen Dinge ("Wir müssen mal den Keller aufräumen!"), die sie sich von uns wünscht.
Aber innerlich zerbreche ich. Ich habe Panikattacken, in denen ich glaube, keine Luft zu bekommen, habe Momente, in denen ich das Gefühl habe, nicht in meinem Körper zu stecken (so freakig das klingen mag), meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um die Angst, sie zu verlieren. Nicht bei ihr zu sein, wenn es soweit ist. Ich werde schon nervös, wenn ich nur einkaufen bin. Oder wenn mein Freund und ich 60 Kilometer entfernt von ihr übernachten.

Wie findet man ein normales Maß? Gibt es das überhaupt?
Habt Ihr Euch therapeutisch durch diese Zeit helfen lassen?
Habt Ihr Euer Leben komplett umgekrempelt? Ich würde so gern jetzt heiraten, damit meine Mama noch meine Trauzeugin sein kann. Aber das überfordert meinen Freund zum jetzigen Zeitpunkt gewaltig, weil wir nach wie vor eine Fernbeziehung führen und er nicht diese Situation zum Anlass für eine baldige Hochzeit nehmen möchte. Es fühlt sich für ihn nicht richtig an. Für mich dagegen fühlen sich nur noch Sachen richtig an, die meine Mama glücklich machen und die mir selbst jeden Tag beweisen, dass ich selbst noch lebe und fühle. Klingt das bescheuert?

Danke, wenn Ihr Euch die Zeit genommen habt, all diese wirren Zeilen zu lesen. Ich wünsch Euch von Herzen viel Kraft für alles, was noch kommt!
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