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Alt 10.08.2011, 13:04
Yella Yella ist offline
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Standard AW: Mein Vater erkennt die Schwere seiner Krankheit nicht...

Mein Vater ist vorgestern von uns gegangen.
5 Monate nach der Diagnose.

Nach der Darm-OP ist er nicht wieder auf die Beine gekommen. Lag 3 Wochen im Krankenhaus und wurde dann als "austherapiert" nach Hause entlassen.

Ein Hospizplatz wäre frei gewesen, aber uns wurde gesagt, dass ein Hospiz nur aufnimmt, wenn der Sterbende weiß, dass er gehen muss.

Mein Vater wusste es nicht. Meine Mutter wollte auch nicht dass er es weiss. er war noch so voller Hoffnung. Hat offensichtlich nicht hingehört bzw. es verdrängt, dass der Onkologe sich für immer von ihm verabschiedet hat. Er dachte, wenn erst die Wunde der Darm-OP verheilt ist und das Stoma zurückverlegt wurde, geht die Behandlung des Tumors weiter...

Meine Mutter hat zuhause die Pflege übernommen. 24 Stunden am Tag. Mein Vater konnte nichts mehr körperlich, war aber geistig voll da. Wenn er nicht geschlafen hat was natürlich oft vorkam. Meine Mutter hat das toll gemacht.
Das Pflegebett stand im Wohnzimmer, immer waren Verwandte/Nachbarn zu Besuch. Es war fast heimelig, zumindest in Anbetracht der Umstände.

Sehr positiv war der Palliativdienst. Tag und Nacht konnte meine Mutter dort anrufen und eine Schwester oder ein Arzt kam vorbei. Diese haben einen großartigen Job gemacht und waren menschlich unglaublich. (Welcher Arzt nimmt schon eine Angehörige in den Arm und gibt ihr einen Kuss auf die Wange...?).
Der Palliativdienst hat alles verschrieben und alles an Medikamenten gegeben was nötig war, dass er keine Schmerzen hat. Eine außerordentlich Betreuung. das wollte ich nochmal loswerden und als Tipp geben allen, die mal in diese schreckliche Lage kommen sollten.

Das Ende war sehr sehr friedlich. Auch da war der Palliativdienst meiner Mutter zur Seite. Mein Vater ist quasi mitten im Gespräch eingeschlafen. Kein Kampf, keine Schmerzen. Das hat uns sehr "glücklich" gemacht.

Ich bin meinem Vater außerdem sehr dankbar dafür, dass er seinen Körper einem anatomischen Institut gespendet hat. Das mag zunächst befremdlich klingen. Ein Abschied ist aber trotzdem möglich und bei uns war er sehr schön. Auch ohne Beerdigung. Das sagt selbst meine Oma, die eigentlich immer gegen die Körperspende war, sondern der Meinung war, eine Beerdigung muss sein.
Ich hoffe, dass mein Vater damit dazu beitragen kann, dass die Forschung endlich ein Stück weiter kommt.

ich wünsche allen, die mitt dieser sch... Krankheit leben müssen alles alles Gute. Und ich betone nochmal, dass die Ausgangslage bei meinem Vater denkbar schlecht war (das habe ich schon mal geschrieben), dann noch die Komplikationen mit dem Darm... Also lasst Euch bitte nicht entmutigen... es muss nicht bei jedem so laufen... Viel viel Glück (denn das gehört sicherlich dazu).

Wer Fragen zu hat kann sich gerne melden.

Viele Grüße
Yella
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