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Alt 07.10.2017, 05:00
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Mit 75 Jahren fängt ein neuer Lebensabschnitt an.

Liebe Mari57,

naja - Du sollst ja Deinen Mann zu nichts zwingen, sondern ihn motivieren, etwas zu essen.
Reicht ja schon, wenn er sich evtl. dazu zwingen muß.

Warum lehnt er denn eigentlich Kalorienbomben ab??
Sieh mal, Du sprachst davon, daß er 40 kg abgenommen hat.
Also hat er doch vorher auch gut und gerne gegessen.

Denn vom Hungern wird es ihm (früher) nicht gerade 40 kg auf die Rippen "hingeweht" haben.


Du kennst doch sicher alle seine Lieblings-Gerichte.
An Deiner Stelle würde ich es so versuchen:

1) Wenn mein Mann wach und munter ist, sage ich ihm (lange nach dem Frühstück):
Ich koche jetzt mal nur für mich das Gericht x.
Weil es mich danach gelüstet, und wenn Du schon nichts essen willst, will wenigstens ich das mal wieder essen.
Ich sag Dir's aber gleich:
Das esse ich alles alleine auf, und Du bekommst nichts davon ab.

(Diskussion darüber wird gnadenlos "abgewürgt":
Was ich jetzt essen will, ist meine Angelegenheit.
Genau so, wie es Deine Angelegenheit ist, was Du wann essen willst. Wenn Du überhaupt etwas essen willst. )
Oder so ungefähr in diesem Sinn.

2) Das Gericht x erfüllt bei seiner Zubereitung lange und intensiv die Bude mit Essens-Duft.
Evtl. Türen offen lassen. Versehentlich, versteht sich.

Und natürlich wird auch eine Portion für den Mann mit zubereitet.
Wovon er aber nichts weiß.

3) Das fertige Gericht tische ich dann auf, mein Mann bekommt nichts davon, und er kann mir aber zusehen, wie ich mir das schmecken lasse.
("Kostet" vielleicht etwas Überwindung, das "durchzuziehen", aber was soll's:
Immerhin "heiligt" der Zweck seit jeher und immer noch die Mittel.)

Beiläufig erzähle ich ihm dann, wie das mit seiner Ernährung weitergehen wird:
Seine Ärzte werden nämlich nicht tatenlos zusehen, wie er weiterhin abnimmt, weil dadurch der mögliche Erfolg der Therapie gefährdet werden kann.
Folge: Zwangsernährung mit geeigneten Mitteln. Meist in flüssiger Form verabreicht.

4) Erst, wenn darüber klar gesprochen wurde, kommt für mich die Überlegung in Frage, ob ich meinem Mann die Portion (aus der "Hinterhand") gebe.
So lange kann er ruhig "hungern" und im Ungewissen bleiben, was nun er zu essen bekommt:
- entweder "seine" Portion, unter Hinweis darauf, daß ich "um des lieben Friedens willen" doch schon auch für ihn etwas mitkochte
- oder etwas anderes
- oder gar nichts
Denn ich will ihn ja zu nichts "zwingen".



Ich würde das wirklich so versuchen.
Weil es mir nahezu der einzige Weg zu sein scheint, wie Du Deinen Mann dazu motivieren kannst, vielleicht doch noch etwas mehr zu essen.
Denn noch kann er das, wenn er es nur will.
Noch ist es seine freie Wahl, was er zu tun/zu essen gedenkt.

Nimmt er jedoch weiterhin ab, wird er diese freie Wahlmöglichkeit nicht mehr haben. Weil dann Zwangsernährung "angesagt" ist.

Schon allein deshalb, weil Ärzte ggf. auf unterschiedlichen Ebenen um das Leben ihrer Patienten kämpfen.
Das ggf. präzisiert:
Es kann doch niemand ernsthaft glauben, Ärzte würden einen Patienten während einer Therapie (beim Kampf um Leben und Tod) an Unterernährung sterben lassen!

Den Kampf gegen einen Krebs können Ärzte auch "verlieren".
Dabei werden sie aber keinesfalls zulassen, daß dieser Kampf durch Unterernährung gefährdet werden könnte.

Mach bitte Deinem Mann klar, daß seine Chancen, den Kampf gegen den Krebs "gewinnen" zu können, allein durch weitere Gewichtsabnahme verschlechtert werden.

Ihr seht doch völlig klar, wie die Therapie an ihm "zehrt".
Sein Körper versucht, mitzukämpfen.
Dazu braucht er aber pure Energie!!
Bekommt er die nicht per Essen zugeführt, baut er ab, was ihm stattdessen (ersatzweise, körperintern) zur Verfügung steht!!
Bis hin zu seinem kompletten Untergang, mangels "verbrennbarer" Energie, weil nichts mehr (irgendwo im Körper abbaubar), davon vorhanden ist.

Tendenziell driftet Dein Mann m.E. insoweit in Richtung seines eigenen Unterganges ab.

Nochmal:
Sprecht bitte mit seinen Ärzten darüber, was für ihn an sich verträglich sein müßte.
Und danach soll er das auch essen, so lange er das noch kann.
Es sei denn, er zieht es vor, sich zwangsernähren zu lassen.
Was dann sozusagen der "letzte Anker" ist.
Ist und bleibt seine freie Wahl.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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