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Alt 04.07.2014, 08:13
mutti-vation mutti-vation ist offline
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Standard AW: So ist meine Mutter gestorben

Lieber Andre,
vielen Dank für deine Zeilen, wozu man ja auch Mut braucht.

Ich möchte auch von meiner Mutti erzählen.
Meine Mutti ist im Mai gestorben. Sie war Ende Februar erkrankt und kam nach verschiedenen Stationen dann auf die Palliativstation. Es ging ihr eeiiigentlich besser, aber so wirklich auch nicht. Sie hatte viel viel Nachdenkzeit und so hatte sie mehr Pflege, mehr Ansprechpartner durch all die tollen Pfleger,Schwestern und Ärzten- das hat ihr gut getan...aber es war ein Wettlauf und WOLLEN reicht eben nicht immer... mir machen Sätze wie-du darfst jetzt nicht aufgeben! Du musst kämpfen! usw inzwischen sehr zu schaffen und sehr wütend, denn "wir" haben gut reden...
Aber trotzdem hatte sie immer mehr abgebaut...dann durfte sie plötzlich nach Hause, dort war sie 2 Tage glücklich und in der zweiten Nacht weckte sie meinen Vater wegen Atemproblemen. So kam der Notarzt und meine Mutti kam auf die ITS.
Am nächsten Früh rief mein Vater mich weinend an, meine Mutti wurde auf die Onkologie verlegt und hatte ihn gebeten zu kommen, um über den Friedhof zu sprechen
Ich bin mit, denn er schaffte es nicht und so redeten wir immer, wenn er rauchen oder weinen war, über alles, was sie wollte...
Am nächsten Tag kamen wir ins Zimmer und meine Mutti lag da und phantasierte. Es war kein Arzt weit und breit zu sehen, nur Azubis, die in Deckung gingen...wir haben ihr versucht, zu trinken zu geben, ihre Stirn gekühlt mit einem Lappen, sie versucht, so zu legen, dass es ihr besser geht.
Meine Mutti hat gesprochen, unverständlich, und dabei immer zur Zimmerdecke geguckt. Sie hat diskutiert, aber unverständlich. Dann hat sie sich umgedreht und hat mich voll angesehen und ihre Augen waren sooo voller Liebe, und Lächeln, sie hat von innen gestrahlt, ich kann es einfach nicht beschreiben, es ist wie in einem schönen Film...es war ein Augen-Liebe-Strahlen, wie ich es noch niiie gesehen hatte von jemanden...ich habe mit ihr gesprochen, auch voll von Liebe, dann drehte sie sich wieder rum und phantasierte wieder zur Zimmerdecke hoch und fuchtelte mit den Armen.Das
machte sie im Wechsel ganz oft so, erkannte auch meinen Vater und lächelte ihn genau so an wie mich. Zwischendurch atmete sie schwer. Immer, wenn wir uns bewegten, wurde sie wieder "halb-wach" und "diskutierte" wieder zur Decke hoch.
Später kam mein Bruder und Schwägerin, aber da hat meine Mutti niemanden mehr erkannt. Mein Bruder ging einen Arzt suchen oder Schwester- die ganze Station war wie ausgestorben...
Dann beratschlagten wir draußen, was mir machen...ich schlug eine Sitzwache vor und aber am Ende entschieden wir, heimzufahren, damit sie zur Ruhe kommt, denn immer, wenn wir bei ihr saßen und auch nur einer sich kurz bewegte oder wir sie berührten, ging die Luftknappheit bei meiner Mutti wieder los und auch das unruhige Phantasieren.
Also fuhren wir heim....abends dann bekam ich einen Weinkrampf, ich wollte unbedingt zu meine Mutti. Dann im Bett fing ich wieder an und es hörte nicht auf, das Weinen...mein Schatz machte sich riesig Sorgen um mich- ich konnte mich einfach nicht beruhigen.

Früh 02:15 dann bekam ich einen Anruf vom Krankenhaus. Meine Mutti war verstorben eine Stunde vorher....

Was mich quält, sind Fragen wie: Hat sie nun allein leiden und bleiben müssen? Blieb sie bis zum Schluss in diesem 2-Bettzimmer oder wurde sie woanders hingebracht und war sie da völlig allein, also war jemand da oder guckten die Schwestern einfach nur aller halbe Stunde mal hin?
Das macht mir so zu schaffen, ich habe Schuldgefühle und es tut mir soooo leid, denn wir hätten da bleiben können bei ihr für sie... 7 Stunden allein gekämpft hat sie ja noch...DAS wollte ich NIE für meine Mutti!

Wenn das hochkommt, spricht sie mit mir: "Es ist ja nun vorbei." sagt sie. Immer diesen einen Satz als Trost. Ich höre da aber auch heraus, das es schwer für sie war.

Habt lieben Dank für euer Lesen !

mutti-vation
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Meine kleine starke Mama !

30.Mai 1943 - 21.Mai 2014
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