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Alt 05.12.2001, 22:14
Gast
 
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Standard Was tun wenn sich jemand aufgibt? HILFE

Hallo Biggi, hallo Tanja,

das klingt jetzt vielleicht egoistisch (hallo Anja-Sabine ;-)), aber ich fühle mich ein bisschen getröstet zu lesen, dass es eurem Vater/Eurer Mutter ähnlich geht wie meinem Vater. Ich lese hier so oft von den "tapferen" Betroffenen, die ich für ihren Mut und ihre Energie wirklich voll und ganz bewundere, dass ich mich manchmal fast ein wenig schäme, dass mein Daddy sich nur hängen lässt - und für diesen letzten Gedanken schäme ich mich dann noch mehr...

Tanja kennt unsere Geschichte ja, nur ganz kurz für Biggi: bei meinem Vater wurde im Nov. 2000 das BC diagnostiziert und nach einer erfolglosen OP und ebenso erfolglosen insgesamt 7 Zyklen Chemo (mit verschiedenen Kombinationen) hat er, ohne weitere Ergebnisse abzuwarten, die 2nd line-Therapie nach dem 1. Zyklus abgebrochen. "Bringt ja eh nichts". Kurzfristig ging es ihm nach diesem Entschluß besser, aber mittlerweile ist es dasselbe wie vorher.

Auch er möchte nichts wissen über seine Krankheit, weiss noch nichtmal genau, was er eigentlich hat, und die komplette Informationssuche lief über meine Mutter und in erster Linie mich. Bisher haben wir darauf Rücksicht genommen und ihm nur dann etwas erzählt, wenn er gefragt hat - in der Zwischenzeit haben wir unsere Strategie geändert und sind offener. z.B. bat mich meine Mutter, ihr den Internet-Kompass zu besorgen; jetzt haben wir aber ausgemacht, dass sie IHN darum bitten wird: er bestellt sich viele Bücher über Amazon - da soll er das miterledigen! Ich will ihm ausserdem ein Buch schenken(Tanja, hast du einen Tip?) - ich weiß, dass er es ablehnen wird, es zu lesen, aber meine Mutter interessiert es auch und sie wird es dann ganz offen liegen lassen - vielleicht packt er es irgendwann ja dochmal an?

Vielleicht funktioniert es ja auf diese Weise - die "Holzhammer-Methode" bringt bei ihm jedenfalls nichts, dann blockt er nur noch mehr ab.

Ich persönlich denke, dass der Grund für seine andauernde Depression (Ups and Downs sind nur natürlich, aber nicht dieses langanhaltende Tief seit einem Jahr jetzt) ist, dass er die Krankheit nicht wirklich akzeptiert hat und das kann er nur, wenn er informiert ist.

Denkt ihr auch so?

Was deinen Vater betrifft, Biggi, bzw. deine Mutter, Tanja: die Diagnose ist doch noch relativ frisch, oder? Vielleicht brauchen sie einfach noch ein bisschen Zeit?

Ich habe von einem Buch gehört "Interviews mit Sterbenden", in dem die Autorin verschiedene Phasen des Trauerprozesses aufführt: 1. Phase: Das Nichtwahrhabenwollen und die Isolation; 2. Phase: Zorn; 3. Phase: Verhandeln (diese Phase ist nicht immer zu sehen); 4. Phase: Depression und schließlich 5. Phase: Zustimmung (Akzeptanz)- und jede Phase braucht seine Zeit und die muss man sich auch nehmen, so schwer es fällt bei dem Gedanken, dass die Uhr tickt...

Und mal ehrlich: gerade im Moment hängen doch auch wir alle ein wenig durch, dieses verdammte Weihnachten und das drohende Silvester macht, glaube ich, uns allen zu schaffen! Und wenn ich dann noch aus dem Fenster gucke...
Wie müssen sich da erst unsere Eltern fühlen?

Ich umarm' euch und denke an euch und eure family,
alles Liebe

Janka.
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