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Alt 04.03.2016, 16:21
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Standard ATP-TCA Erfahrungen mit Chemosensitivitätstest

Hallo,

das sind wirklich sehr wertvolle Praxiserfahrungen.

Ich möchte auch dazu beitragen die Chemosensitivitätstests aus der Esotherikecke zu holen, in der sie gerne aus Bequemlichkeit geschoben werden:

Die Idee der Chemosensitivitätstests ist schon über 50 Jahre alt...
- Anfangs wurden die Medikamente an Zellsuspensionen (Zellen, die in Flüssigkeit schwimmen),
- dann in 2 dimensionalen Gewebekulturen (z.B.: in Petrischale) und
- heute an 3 dimensionalen Mikrotumoren ("Spheroide")
getestet.

Je ähnlicher die Testmedien dem Originaltumor des Patienten wurden, desto übertragbarer und aussagekräftiger wurden die im Labor ermittelten Ergebnisse bzgl. der Wirksamkeit der Medikamente bei dem individuellen Patienten.

In dem renommierten Fachjournal BMC Cancer wurde kürzlich zur Evaluation der Aussagekraft eines Chemosensitivitätstests bei neoadjuvanten Brustkrebs eine Studie der Ludwig-Maximilan Universität München, der TU München und 8 weiteren führenden Brustzentren publiziert: http://www.biomedcentral.com/1471-2407/15/519

Kernaussagen sind:
- In 96,5% hat das mit diesem Test im Labor als wirksam identifizierte Medikament auch im Patienten gewirkt
- Die Chance auf Tumorfreiheit verdoppelte sich auf 52%, wenn die vom Test als wirksam identifizierten Medikamente, wie vorgesehen eingenommen wurden

Obwohl die Studie qualitativ hochwertig (von externer CRO geleitet) und statistisch aussagekräftig ist (76 eingeschlossene Patientinnen) und die gemessenen Parameter mit der Überlebensdauer korellieren, wird es logischerweise erst in 5-10 Jahren belastbare Daten zum 5 respektive 10 Jahre Survival geben können.

Trotzdem bieten die derart valideirten Labortests schon heute die Chance auf eine wissenschaftlich validiertere Medikamentenauswahl, als die bisher üblichen auf ärztlicher Willkür/Intuition/Erfahrung basierenden "Try&Error" Verfahren das für den individuellen Patienten wirksame Medikament aus der Vielzahl der in den Leitlinien zur Verfügung stehenden Wirkstoffe auszuwählen.

Interessant war auch zu sehen, dass Metastasen oft auf andere Medikamente reagierten als der Primärtumor... hier galt es Wirkstoffkombinationen zu finden auf die beide Geweb reagierten.

Neben dieser grossen Chance ist kein Risiko erkennbar die Medikamentenauswahl test basiert durchzuführen, da die Tests an dem bei der OP entnommenen Tumorgewebe im Labor durchgeführt werden, ohne, dass der Patient in irgendeiner Form dadurch beeinträchtigt wird. Tests ermitteln in der Regel auch nicht ein einziges Medikament, sondern zeigen dem behandelnden Arzt welche Medikamente wirksamer und welche unwirksamer sind. Sogar zu den erwarteten Nebenwirkungen können die Tests verlässliche Aussagen machen.

Der einzig mögliche negative Aspekt ist heute, dass diese neuen Tests noch nicht das langwierige Aufnahmeverfahren in den Standard-Leistungskatalog der Krankenkassen bestanden haben und somit der Patient das Labor für den Test beauftragen muss. Man kann aber bei der Krankenkasse eine Einzelfallentscheidung auf Kostenübernahme stellen.
Die Testanbieter helfen dabei mit Informationen. Bei Würdigung des individuellen Krankheitsverlaufes wird dabei schon heute oft positiv entschieden. So kann man mit wenig Aufwand das für mich heute einzig erkennbare Risiko, nämlich das Finanzielle schon im Vorfeld ausräumen.

Ebenfalls kann man die Tests kostenlos bekommen, wenn man an einer der derzeit laufenden Studien zum Messen der Aussagekraft von Chemosensitivitätstests im Bereich Eierstock und Magen-/Darmkrebs teilnimmt. Ergebnisse werden 2017 veröffentlicht werden.

Geändert von Target (04.03.2016 um 16:23 Uhr)