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Alt 03.11.2005, 23:39
gaertner gaertner ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo ,

es tut immer gut zu lesen, das andere die selben erfahrungen, sorgen und nöte haben. in manchen momenten denke ich , mein allernächstes"umfeld" hat schon recht, es wird zeit , den platz im leben , den man vorher hatte , wieder voll einzunehmen , sich zu 100 % wieder in die arbeit zu stürzen und einfach wieder normal zu funktionieren.
Danke , das ich dann hier lesen kann, es ist nicht verkehrt und völlig abgedreht, dass einen diese trauer doch länger nicht zur ruhe kommen läßt.
das stärkt mich , gegenüber "diesem Umfeld" meine trauer ohne schlechtes gewissen haben zu dürfen. denn dieses gefühl beschleicht mich manchmal, mich schämen zu müssen , dafür, das mich diese sogenannten "flashbacks" immer noch überraschend treffen. zugegebenermaßen aber auch nicht mehr so oft und nicht mehr so heftig .
trotzdem vermisse ich jemand, mit dem ich immer mal wieder über meine gefühle, meine trauer , den tod von robert und über robert selber reden kann.
denn dieses austauschen hilft, reden hilft. solange dies nicht in der form , wie ich das gerne möchte, machen kann, werde ich halt immer mal wieder ein paar zeilen schreiben.

an sandra6
wir haben für robert alle zusammen einen wunderschönen platz ausgesucht. er liegt im sogenannten "alten teil" vom friedhof, wo es wirklich wie in einem park ist. sträucher, wiese und auch hohe bäume. gleich in der nähe eine bank zum verweilen. und nicht in einer reihe, sondern mitten in einer wiese an einer wegkreuzung. er war immer was besonderes , er passte in keine reihe.
öfters huschen eichhörnchen bei ihm vorbei, so wie die letzten wochen in der klinik vor seinem fenster.hinter seinem grab stehen am wegrand mirabellen, an dem tag , wo wir den platz ausgesucht haben , sind sie uns garnicht aufgefallen, da sie da noch nicht geblüht hatten.
die paar tage später , zu seiner beerdigung, hat sich mutter natur alle mühe gegeben , warmer sonnenschein und die mirabellen standen in schneeweiser blüte. trotz des so unfassbar traurigen anlasses , weswegen wir dort alle anwesend waren, war es ein tag , der schöner nicht sein konnte. diese äußerliche stimmung hat am ende dazu beigetragen, die schwere des augenblicks abzumildern und auch froh zu sein, das robert es dort so schön hat.
an so einem tag hatten wir vor jahren mal meine mutter dort besucht , die ca. 20 m weiter leider auch schon dort ihre ruhestätte gefunden hat.
da waren meine jungs noch in der grundschule und haben so dahin gesagt, hier ist es aber schön , wenn wir mal sterben , wollen wir auch hier liegen.(bei mir laufen die tränen ).
ich hoffe , er nutzt diese schlechten , nassen , depressiven herbststunden, um wie in der klinik einfach zu schlafen, wenn es ihm nicht so gut ging , und freut sich und räkelt sich , wenn das wetter angenehmer ist.
zu dem grab meiner mutter habe ich keine enge bindung, meinetwegen hätte es auch die "grüne wiese" sein können. liegt allerdings auch an unserem damaligen verhältnis.
das robert ein so schönes und besonderes plätzchen bekommt , war in erster linie deshalb, weil wir davon ausgehen, das dies sein wunsch ist. die zeit zwischen dem wissen, das er stirbt und seinem tatsächlichen tod hat nicht ausgereicht , diese dinge endgültig zu besprechen. da stand noch eine abschiedsparty zu hause im vordergrund, die dann leider ob der schnelligkeit , mit der der krebs uns robert entrissen hat , auch nicht stattfinden konnte.
so, jetzt hab ich mich wieder beruhigt.

an sandra!
das mittel heißt reden und zuhören (oder schreiben und mitlesen) ,geteiltes glück ist doppeltes glück , geteilter schmerz ist halber schmerz.
manchmal hasse ich auch die alten sprüche , doch warum das rad neu erfinden ?


lg gaertner
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.

Geändert von gaertner (03.11.2005 um 23:44 Uhr)
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