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Alt 01.01.2009, 22:43
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BirgitF BirgitF ist offline
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Registriert seit: 09.09.2007
Ort: Rheinland
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Standard AW: wir sind noch so jung...

Liebe Verena,

ich habe bisher nicht bei Dir geschrieben sondern nur still mitgelesen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, Dir von unseren Erfahrungen schreiben zu "müssen".

Erst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich es wohl kaum nachfühlen kann, in welch unglaublicher seelischen Verfassung Du Dich befinden musst... Es tut mir unglaublich Leid, was Du (was Ihr) durchmacht. Ich habe als Tochter diese Zeit durchlebt und fand das schon schlimm, aber als Partner muss es noch unglaublich schwieriger sein.

Weswegen ich Dir schreibe... Aufgrund Deiner bisherigen Postings gehe ich davon aus, dass Du trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) der aktuellen Situation, dennoch recht abgeklärt über alles sprechen kannst. Ich weiß, dass der Weg, wie wir ihn gegangen sind, nicht für alle gültig ist und dass es durchaus auch Themen gibt, die einfach tabu sind...

Dennoch möchte ich dir erzählen, welche Hilfe wir, eigentlich durch Zufall, gefunden haben.
Auf einer Informationsveranstaltung zum Thema Krebs lernten wir die Damen des ambulanten Hospizdienstes kennen. Anfangs wussten wir nicht,was das eigentlich ist, denn Hospiz als solches hatte einen sehr seltsamen, beängstigenden Beigeschmack (auch darüber denke ich nun ganz anders...). Wir sind ins Gespräch gekommen und ich bin nach wie vor überglücklich, dass es so gekommen ist! Uns wurde eine Dame "zugeteilt", die sich um uns (nicht nur um meinen Vater) kümmern sollte. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass mein Vater von den Gesprächen mit diesem Dienst zu dem Zeitpunkt noch gar nichts wusste. Im nachhinein hat er unsere Hospizdame sehr geschätzt.

Der ambulante Hospizdienst schickt Mitarbeiter zu den Patienten und Familien, die begleitet werden sollen. Am liebsten ist es ihnen, wenn sie ihre "Patienten" kennen lernen solange diese auch noch ansprechbar sind und sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Meist kommen sie aus pflegenden Berufen, haben Erfahrungen in der Begleitung und in allen Pflegestufen gemacht. Sie unterstützen die Patienten und die Angehörigen, pflegen aber nicht selbst. So kann z.B. dann auch ein pflegender Angehöriger mal ein paar Stunden Auszeit bekommen und einfach mal ausspannen (wie auch immer). Sie sprechen sowohl mit den Erkrankten als auch den Angehörigen. Das war sehr hilfreich, weil man bestimmte Themen ggf gar nicht mit seinen Lieben besprechen möchte, um sie nicht zusätzlich zu belasten oder Angst zu machen.
Was mir außerdem sehr geholfen hat, war die Tatsache, dass sie eng mit einem Schmerztherapeuten zusammen arbeiteten, der sogar nachts und am Wochenende zu uns gekommen ist, um direkt zu helfen und entsprechende Medikamente zu verabreichen. Die Dame vom Hospizdienst war übrigens auch jederzeit für uns erreichbar...

Was ich damit ausdrücken möchte, ist folgendes: uns ist durch den ambulanten Hospizdienst große Hilfe wiederfahren. Wenn es so etwas in eurer Nähe auch gibt und wenn du es für Euch für sinnvoll empfindest, ist es vll ein guter Tipp. Wenn Du magst, kannst Du Dich danach ja erkundigen. Sollte ich Dir allerdings mit meinem Posting zu Nahe getreten sein, möchte ich mich direkt entschuldigen. Das wäre nicht meine Absicht. Ich möchte einfach nur meine Erfahrungen an Dich weitergeben. Falls Du etwas davon nutzen kannst, wäre es schön, denn ich habe den Eindruck, dass Du Unterstützung gebrauchen kannst. (Und sei es "nur" virtuell von Menschen, die Du nicht einmal kennst... )

Liebe Grüße
Birgit

PS: falls Du Fragen haben solltest oder falls ich Dir anderweitig irgendwie helfen kann... melde Dich einfach. Manchmal hilft ein offenes Ohr
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