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Alt 14.03.2013, 00:19
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Was kommt da auf uns zu....?

Bei uns sieht es sehr schlecht aus.

Vor 2 Wochen haben wir Mama wieder mit zu uns genommen, weil der 2. Zyklus Topocetan anstand. Am 2. Chemotag ist Mama morgens mit einer dicken Erkältung aufgestanden, die Chemo erfolgte trotzdem. Das ging die ganze Woche so, sie bekam aber den vollen Chemozyklus. Am Donnerstag wurde der Husten so schlimm, das es mich jedes Mal zerriss wenn Mama husten musste, es klang furchtbar. Nachts konnte sie gar nicht mehr schlafen, weshalb sie dann am Samstag erstmals zu ihren Schlaftabletten griff, um mal wieder ein paar Stunden zu schlafen.

In der Onkologiepraxis hatte man gesagt, sie dürfe alles gegen Erkältungsbeschwerden einnehmen, was frei verkäuflich sei, mehr nicht. Am Montag Morgen erkannte ich meine Mama nicht wieder. Irgendwie hatte sich plötzlich was verändert, irgendwie sah man ihr plötzlich ganz arg ihre Krankheit an, das war in der Woche davor noch nicht so. Den Montag hat sie eigentlich nur vor sich hindösend auf der Couch verbracht, kaum gegessen oder sonst irgendetwas. Gegen Abend kam sie dann mal nach unten geschlichen und stellte nach kurzer Zeit fest, dass sie sich eingenässt hatte. Als ich sie ansprach sagte Mama, sie hätte Selter verschüttet und würde ihre Hose gleich trocknen. Ich roch allerdings ganz genau den Urin. Ein Stündchen später bin ich dann noch mal zu ihr und hab mit ihr gesprochen und sie sagte das sie wohl tagsüber noch eine Schlaftablette genommen hatte und wir schoben die Vorkommnisse darauf, so ganz überzeugt war ich allerdings nicht.

Der ganze Tag hatte mich ganz schön umgehauen, einen Menschen den man liebt, dass erste Mal so zu sehen tut doch verdammt weh und macht unendlich traurig.

Am Dienstag ging es Mama allerdings wieder ganz gut und ich schob nun doch alles auf die Schlaftabletten und war einigermaßen beruhigt. Und dann kam heute der große Knall.

Gegen 9 Uhr heute Morgen rief Mama mich und stand wie ein Häufchen Elend vor mir. Ihr würde es wieder so schlecht wie am Montag gehen und sie würde sich noch mal hinlegen. Ich sah das sie ihr Bett abgezogen hatte und wusste somit, dass wieder eingenässt hatte. Auch nach mehrmaligen Nachfragen verneinte Mama wieder zu viel von den Tabletten genommen zu haben und ich rief über die Notrufnummer in der onkologischen Praxis an, in der Mama behandelt wird. Da sich die Praxis zur Zeit im Urlaub befindet und nur Bereitschaftstelefon hat, wurden wir gebeten im Krankenhaus vorstellig zu werden und man vermutet eine Unverträglichkeit der Schlaftabletten, eine hatte Mama ja trotz allem genommen.

Ich sie also gepackt und ab ins Krankenhaus, wo sie durchgecheckt wurde. Nach Gespräch und Untersuchungen kam die Ärztin zu dem Entschluss, dass es sich wirklich um eine Unverträglichkeit des Schlafmittels handeln muss und sagte, dass sie Mama ungerne im Krankenhaus behalten würde, da die Infektionsgefahr für Mama dort größer als zu Hause sei. Auch hier haben wir nochmal den immer starken und anhaltenden Husten erwähnt und die Ärztin meinte, man solle keinen Hustenstiller oder ähnliches nehmen, sondern abhusten auch wenn es anstrengend ist.

Mama hat dann von heute Nachmittag um 15:00 bis 22:00 geschlafen und kam dann zu uns hinunter um sich was zu trinken zu holen und war schon wieder eingenässt. Ich bin dann mit ihr hoch, hab sie ausgezogen und hab gefragt wie es ihr sonst geht. Sie sagte genau wie heute Morgen noch. Ich hab dann circa 30 min auf sie eingeredet, dass ich nochmal mit ihr ins Krankenhaus möchte, da ich mir nicht mehr vorstellen kann, dass nach mehr als 24 Stunden immer noch die Schlaftabletten schuld sein sollen, ich war leider nicht erfolgreich.

Eben war ich nun noch mal oben und Mama sagte ihr sei so warm, ob es draußen wärmer geworden sei. Ich schnell ein Fieberthermometer geholt und Mama hat 38,7 Fieber. Ich habe nun die ganze Zeit mit ihr gesprochen, dass sie dringend ärztlich behandelt werden muss, dass ich Angst habe, es könnte eine Lungenenzündung sein und das die, wenn sie schnell behandelt wird gut in den Griff zu bekommen ist...aber sie will nicht. Sie will nicht ins Krankenhaus.

Ich sitze jetzt hier und weiß nicht was ich tun soll. Ich mag nichts gegen ihren Willen entscheiden, aber ich will mir auch morgen nicht Vorwürfe machen, dass ich nicht alles gemacht habe, was möglich ist. Ich sitze hier und weine, ich möchte ihr doch so gerne helfen, ich will sie nicht verlieren.

Letzte Woche war sie noch so gut beieinander und heute hab ich das Gefühl wir nähern uns dem Ende, das kommt so plötzlich.

Ich kann nicht gegen ihren Willen handeln, hoffentlich bereu ich das nicht später....
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Liebe Grüße,

Nadine


Meine Mama

Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom 01/12

04.01.14 ins Licht gegangen

Ich werde dich nie vergessen Mama, du fehlst.
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