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Alt 14.01.2008, 15:55
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Registriert seit: 24.09.2007
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Standard AW: Nun hat`s meinen lieben Papa auch erwischt.............Guten Tag erstmal.

Hallo liebe Forenmitglieder,- Mitleser,- Mit-Daumendrücker,- ein frohes neues Jahr Euch allen ersteinmal......................und gleich eine Entschuldigung hinterher,- was mein langes Schweigen-seit Mitte November- betrifft.........ich mußte erstmal durchschnaufen nach der anfänglichen Schockphase die sich in Gang setzte nachdem wir von der Krebserkrankung meines Vaters hörten.

Schwierig,- jetzt wieder den roten Faden zu finden..................also:

Am 22.12.07 war mein Vater mit der 9-wöchigen Chemotherpie fertig,- die er so gut wie Estellas Papa überstanden hat,- hätte er nicht doch fast alle seine Haare verloren,- hätten ihm Unbeteiligte Nichtwissende wahrscheinlich gar nicht angemerkt,- daß irgentwas anders ist mit ihm.

Er ist da durchgestiefelt,- als wäre es Nichts gewesen,- hat nicht einen Tag im Bett verbracht oder sich auch sonst irgentwie "hängen" lassen...........er war zwar sehr oft müde und schlapp und trotzdem ist er stets seinen alltäglichen Gepflogenheiten nachgekommen.............darüber haben wir uns alle natürlich sehr gefreut.

Nun bleibt zu hoffen,- daß die neue Diagnostik auch gut ausfällt,- der Tumor sich doch verkleinert hat.............hoff,- hoff,- hoff.

Wir haben uns nun im Dezember doch entschieden,- meinen Vater dort operieren zu lassen,- wo er auch die Chemotherapie gemacht hat,- er wollte auch nicht unbedingt ein drittes Mal das Krankenhaus wechseln müssen,- wobei mir das fast lieber gewesen wäre...........wollte ihn ja unbedingt im Virchow-Klinikum vorstellen,- wo auch Estellas Vater operiert worden ist,- denn nach dem jetzt in den Medien vorgestellten Krebsregister - wo wird wann welcher Krebs am häufigsten operiert,- stach das Virchow-Klinikum mit jährlich 42 OP's von insgesamt 102 Neuerkrankungen pro Jahr im Berliner Raum doch deutlich hervor................aber : Dr. Schuhmacher (Operateur von Estellas Papa) hat jahrelang mit Dr. Raakow auf der Station im Virchow zusammen operiert,- und dieser ist nun seit Februar Chefarzt der Chirurgie des Urban-Krankenhauses,- welches ja ein städtisches und keine Uniklinik ist.........so,- und mit genau diesem hatten wir auf Anraten des Chefarztes der Onkologie im Urban ein spontanes,-überhaupt nicht Verabredetes langes ausführliches ruhiges und doch sehr,- sehr informatives Gespräch.

Der Chefarzt hat meinem Vater in die Hand versprochen ihn höchstpersönlich zu operieren und daß er genau diesen Eingriff sehr ,- sehr häufig mit Dr. Schuhmacher im Virchow gemeinsam durchgeführt hat und sich also bestmöglich damit auskennt,- er hat sogar einen geplanten einwöchigen Urlaub Anfang Februar verschoben um die OP meines Vaters eigenhändig durchzuführen und um die an den ersten 10 kritischen Tagen nach erfolgreicher OP selbst die Nachbetreuung im Auge zu behalten,- er sagt er tut den Menschen ungerne solche Rieseneingriffe an und haut dann gleich anschließend ab in den Urlaub, -also nicht daß er seinen verfügbaren Oberärzten die Nachversorgung nicht zutraut ,- nein........er fände das menschlich gesehen einfach irgentwie unfair.

Mmmmmmmmmmmhhhhh,- meinem Vater tat das Gespräch-bei dem ich natürlich wie immer mit anwesend war,- anscheinend sehr gut und danach war für ihn klar,- hier laß ich mich aufschneiden wie er es immer so nennt.

Und dann immer seine Sprüche..........typisch Berliner.........außerdem ist es doch wurscht, -ob ich hier oder da sterbe.............das ist das Komische,- er schlägt sich so tapfer,- aber in ihm scheint eine Riesenangst zu schlummern,- daß er die OP vielleicht nicht übersteht.............was ich auch verstehen kann,- denn um die 10% der Operierten werden ja nicht mehr aus den Narkosen wach,- und da mein Vater ein vorbelastetes Herz hat (Herzinfarkt in 01) ist das Risiko wohl noch größer.................ich darf gar nicht dran denken.

Hätte eigentlich auch gerne gesehen,- daß wir im Vorfeld eine Patientenverfügung in der Tasche haben,- falls mein Vater in einen Zustand fallen würde,- von dem er sich nie wieder erholen würde............er selbst hat immer gesagt: "Niemals möchte ich künstlich am Leben erhalten werden......nein,- dann lieber alle Maschinen abschalten."...............nur: es wird über Nichts was den Krebs meines Vaters betrifft mehr geredet innerfamiliär...................alles was kommt wird irgentwie verdrängt,- womit ich nur sehr,- sehr schwer umgehen kann, ich kann es kaum aushalten,- immer nur über alles mögliche zu reden,- nicht aber über das was sich bei uns allen in unseren Köpfen und Herzen abspielt...........meine Mutter betont immer bei Telefonaten wie gut es beiden geht.........(???)....und daß sie irgentwie immer noch hofft,- daß die Ärzte sich vielleicht doch geirrt haben und mein Vater gar keinen Krebs hat.......(???).............meine Mama, - sie versucht alle Gedanken daran wegzuschieben,- geht es im Fernsehen mal um Krebs,- oder die Krebs-Gala....zu Weihnachten rum,- von Josè Carreras,- und mein Vater ist berührt von einigen Patientengeschichten die dort immer vorgestellt werden,- dann wird nicht gefragt: "Warum bist Du jetzt so traurig,- was geht Dir durch den Kopf und so an's Herz?"..............nein,- es wird umgeschaltet und weiter die heile Welt gespielt.....................ich hab wirklich ein Problem diese Situation so auszuhalten,- aber vielleicht ist es ihr Selbstschutzmechanismus,- den sie ja immer hatten,- über Gefühle wird nicht geredet,- nein die werden unterdrückt,- und der eine will mit seinen Tränen den anderen nicht aufwühlen,- also wird lieber nicht mal zusammen geweint,- sondern besser vom Thema abgelenkt und nach Ablenkung davon gesucht.

Na,- das ist doch ein Generationsproblem,- also ich muß...muß....mit meinen Liebsten über meine Ängste,- Gefühle oder sonstirgentwelchen traurigen Gedanken reden........................sonst tät ich ersticken an meiner eigenen Traurigkeit........................aber gut,- ich kann meine Eltern nicht zwingen darüber zu reden...........................meine Geschwister tun das auch nicht,- es kommt mir so absurd vor,- stets und ständig mache ich mir Sorgen um meinen Vater,- und wie es danach weitergeht,- meine Mutter weiß nicht annähernd,- wie es mit dem Essen anschließend laufen soll,- sie will es auch nicht wissen,- weil sie hofft alles wird wieder wie es immer war...........najaaaaa,- vielleicht gibt es im Krankenhaus die Möglichkeit eine Diätberaterin zu befragen ,- was ist gut Anfangs,- was weniger und meine Mutter einfach zu diesem Termin dazuzuholen.

Ihr merkt schon - ich klinge ein wenig enttäuscht..............aber eigentlich bin ich nur in totaler Sorge und kriege von Tag zu Tag einen größeren Druck im Bauch,- je näher die erneute Aufnahme im Krankenhaus rückt,- aufgenommen wird er am 28.01.08.......dann wird es einige Tage erneute Diagnosestellung geben,- Magenspiegelung,- CT etc.........Herzcheck usw..........na,- das kennt Ihr ja alle..........und ich schätze,- ne Woche später-also so um den 3./4.ten Februar wird es dann losgehen..............und das Ganze findet gegenüber meiner Wohnung statt.........ich wohne gegenüberliegend dem Krankenhaus,- was ich teilweise als beruhigend empfinde, meinen Vater in der Nähe zu wissen,- auf der anderen Seite die Angst davor,- daß ich innerlich überhaupt nicht mehr zum Kraft sammeln komme,- weil ich stets und ständig weiß,- er ist zum Greifen nah bei mir,- kann ich da überhaupt wenigstens stundenweise zur Ruhe kommen,- oder renne ich alle drei Stunden rüber auf die andere Seite um nach dem Rechten zu sehen???

Habe auch Angst vor der schlechten Laune die mein Vater in dem Moment aufbauen wird,- wo er gar nichts essen und trinken darf,- er isst nämlich für sein Leben gerne............ein richtiger kleiner Fresspans..............er weiß ja daß es so sein wird,- aber wenn mein Vater Schmerzen hat,- oder sich total unwohl fühlt,- wird er oft so kodderig,- so ungerecht Allem gegenüber,- davor hab ich Angst,- daß ich es nicht schaffe ihn ein wenig aufzubauen,- denn ich für meinen Teil will einfach erstmal nur daß er ÜBERLEBT...also die OP und alles Weitere sehen wir dann...................oh manohman,- ich krieg das alles gar nicht mehr aus meinem Kopf raus und kann doch Nichts Sinnvolles für ihn tun derzeit.
Meine Geschwister gehen damit anders um,- die lenken sich ab,- reden nicht drüber,- und verdrängen alles in die Zukunft........................warum kann ich das nicht auch???

So,- na ich bin anscheinend ein wenig gefrustet z.Zt............tut mir leid,- daß Ihr Euch das jetzt gerade reinziehen müßt.............trotzdem ein DANKE für Eure wachen Augen,- bzw. wachen virtuellen OHREN.



Also drückt uns ,- bzw. meinem Goldstück von Vater bitte ganz ganz ganz feste die Daumen,- daß die OP gut verläuft und das OP-Team unter dem Chefarzt ebenso wie jener welcher allen Eventualitäten die während einer so heftigen OP auftreten können gut gewachsen sind.............und daß das HERZ MEINES VATERS den OP-Stress gut aushalten kann................seufz.

Allen Betroffenen wünsche ich das Beste,- keine Rückfälle und allen Angehörigen und Hinterbliebenen auch viel Kraft und Zuversicht die Zukunft betreffend.

Ganz liebe Grüße aus Berlin zu Euch

von Marion.



Wäre es eigentlich zuviel verlangt,- wenn einige von den auch an Speiseröhrenkrebs Erkrankten ,- oder auch Angehörigen hier unter diesem Titel ein kurzes Anschreiben an meinen Vater richten,- indem Sie/Ihr Ihm ein wenig Mut und Hoffnung zusprechen ???

Ich fänd das beruhigend zu lesen,- wenn Menschen die das genau kennen,- was er gerade durchmacht ihm einfach - zwar unbekannterweise - aber von Herzen kommend ihm alles Gute wünschen und nochmal toitoitoi sagen........wenn ich so krank wäre.

Er kann seiner Freude nicht wirklich oft Ausdruck verleihen,- er ist ein kleiner Sturkopf,- aber nah am Wasser gebaut,- im Inneren total sensibel und verletzlich und wie ich weiß voller Angst,- er könne sein Leben bald lassen......und er ist der beste Vater und Ehemann den man sich als Frau oder /und deren Kinder nur wünschen kann.

Also,- das wäre eine schöne Überraschung wen einige von Euch Lust hätten kurz einige schriftliche Worte an Ihn zu richten..............so z.B. : "Hallo Herr Dehmel.................für Ihre bevorstehende OP wünschen wir ihnen unbekannterweise alles Gute.........................bei mir ist die OP seinerzeit so und so verlaufen.........................und ist es auch ein langer Weg bis man wieder zu Kräften kommt,- es lohnt sich auch mit allen Hindernissen weiterzuleben................................

Ist nur so ne kleine Idee von mir,- ich würds ihm dann ausdrucken,- und vielleicht fehlt ihm das auch...............einfach mal zu spüren das Leben geht für doch soviele Menschen auch nach einer Speiseröhren - und Magenentfernung weiter,- spaßvoll weiter..............??


So,- jetzt hab' ich mich aber ausgedehnt schriftlich,- hoffe der Text wird überhaupt in der Länge angenommen und veröffentlicht???

Ganz liebe Grüße nochmals von Marion.
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