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Alt 15.11.2004, 21:13
Gast
 
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Standard Meine Mutter wird sterben und soll es nicht wissen

Hallo liebe Verena,
ich weiß sehr genau,wie du dich fühlst,mir erging es genauso.
Mitte März sprach der Prof.mit meinen Geschwister und mir,er sagte mein Papa hätte nur noch ein paar Wochen,ich dachte ich kipp um als er uns das sagte,er sagte noch viel mehr nur das würde den Rahmen hier sprengen.

Meine Mann und mein Bruder mußten erstmal eine Rauchen,ich wollte meinen Vater nicht noch länger warten lassen,der Weg bis zu seinem Zimmer empfand ich als sehr lang,mir liefn die Tränen,ich konnte nicht anders,eine Schwester sagte mir,ich sollte meinem Vater bitte meine Traurigkeit nicht zeigen,er wäre noch so voller Hoffnung....na klasse..ich wußte gar nicht was ich ihm jetzt sagen sollte?!

Ich ging in sein Zimmer,er sah mich ganz erwartungsvoll an und fragte ,was der Prof gesagt hat.....ich mußte erstmal schlucken..und hab ihm dann Mut zugesprochen,das man im Moment keine Bestarhlungen mehr machen kann,weil er einen Platzbauch hatte und er sich überlegen sollte,ob er zu mir kommt oder nach Hause möchte...und dann wenn es ihm wieder besser geht,wird die Betrahlung fortgesetzt....

Meine Vater kam am 26.3. nach Hause,er wollte seinen Blumen blühen sehen,die er im Herbst gepflanzt hatte.

Er wurde vorher noch auf die Schmerzpumpe eingestellt,zu Hause bekam er ein Krankenbett,sein Sauerstoffgerät und er wurde betreut durch die ambulante Hospizpflege.

Wir versuchten ihm es so schön wie möglich zumachen....mein Papa ist am 24.5.04 im beisein seiner Kinder,seiner Lebensgefährtin und seinem Hospizpfleger gestorben.

Es^hört sich jetzt vielleicht doof an,aber wenn man von einem schönen sterben reden kann,hatte er das.

Ich bin mir ziemlich sicher,das deine Ma weiß oder spürt das sie gehen muß.....mein vater hat nie über den Tod gesprochen,wir konnten nicht mir ihm darüber reden,einen Tag vor seinem Tod,sagte er noch er wird wieder gesund,ob er uns trösten wollte,weiß ich leider nicht.

Wir sind mit meinem Vater ziemlich normal umgegangen,wir haben gelacht,gescherzt,mein Vater hatte einen ziemlichen trockenen Humor,den hatte er bis zum SChluß,ich kam mir manchmal vor,wie ein Clown,mir war zum heulen zumute und ich hab mit ihm gelacht.

Ich hab in den Monaten immer gebeten,dass das KH mich anruft und mir sagt mein Vater ist gestorben oder das er nachts zu Hause gestorben ist,doch heute denk ich anders...

Ich froh und sehr dankbar,das ich dabei war,so friedlich wie ich meinen Vater danach gesehen habe,so sah er die ganzen 2 Jahren seiner Krankheit nicht aus.

Ich hatte immer so eine Angst vor dem Tag X,wie oft habe ich mit meinen Geschwister darüber gesprochen,wie oft haben wir ihm den Tod gewünscht,damit er nicht mehr so leiden muß,oder uns gefragt warum er nicht gehen darf....nur wenn der Tag kommt,wir es einem erst richtig bewußt,was es heißt einen geliebten Menschen gehen zulassen.....

Ich kann dir nur berichten wie wir es empfunden haben,jeder geht damit anderes um genau wie mit der Trauer.

Nur bereite deiner Mama die verbleibende zeit,so schön wie möglich,auch wenn sie mal aggressiv wird,sei ihr nicht böse,sie meinen es nicht so,das war bei meinem Vater auch so.

Wir können dir zuhören und dich trösten,nur den letzten Weg mit deiner Ma muß du allein gehen,es ist eurer Weg.


Hört sich jetzt vielleicht wieder blöd an,aber obwohl ich im innern gehofft habe,das ich es nicht miterleben muß,wenn er stirbt,weil ich so Angst davor hatte,war ich mir aber ziemlich sicher,das er uns dabei haben wollte und wie schon mal gesagt,ich bin ihm sehr dankbar,das er mit uns seinen lezten Weg gegangen ist.


Ich wünsche deiner Ma,deiner Familie und Dir alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit.


Viele liebe Grüße
Daniela
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