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Alt 20.05.2012, 00:21
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Ritterin Ritterin ist offline
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Standard AW: Angstbewältigung

Grüß Dich Ivo

Da ich nicht selbst betroffen bin, sondern mein Vater, kann ich Dir diese Frage nicht aus der Perspektive meiner Vorredner beantworten; aber mein Vater und ich haben ein sehr enges Verhältnis und wir haben viel und oft über solche Ängste gesprochen.

Ersteinmal finde ich daß diese Gedanken ganz natürlich sind. Bei meinem Vater war es so daß er immer kerngesund war und sich bis zur Diagnose gedanklich auch noch nie mit dem Sterben auseinandergesetzt hatte. Er hat einmal zu mir gesagt "Ich war immer so gesund, ich dachte das geht jetzt einfach immer so weiter, bis ich mal steinalt bin und dann halt irgendwann gehen werde."
Dann bekam er nicht nur plötzlich die Diagnose Nierenkrebs, sondern diese Diagnose kam gleich mit einem "Bei Ihnen ist alles so weit fortgeschritten, da kann man gar nichts mehr machen", was sich gottseidank als eine völlig unsinnige Prognose herausgestellt hat. Die Zweitmeinung sah dann plötzlich ganz anders aus.

Bei ihm kamen die Ängste von denen Du sprichst auch als die OP und alles vorbei war und die Nachsorge anfing. Er hatte viel mitgemacht und als es vorbei hatte er Zeit sich über alles Gedanken zu machen. Und seine Ängste galten nicht nur sich selbst, sondern auch der ganzen Familie.
"Was ist jetzt wenn ich nicht mehr funktioniere? Was ist jetzt wenn wieder was kommt? Wer schaut nach meinen Lieben wenn ich vielleicht sterben muss? Kann ich denn jetzt noch Freude am Leben haben?"

Mit der Zeit jedoch haben sich diese Ängste in Stärke verwandelt und in ein ganz neues positives Lebensgefühl. Er hatte das überstanden und hat sich dann entschlossen sich treiben zu lassen und alles im Leben so sehr zu genießen wie es nur geht. Er lebt völlig für den Moment, für das "Jetzt", fest entschlossen sich das "Jetzt" nicht von ständigen Ängsten beherrschen zu lassen.

Das Leben ist für JEDEN vergänglich, das kann auch bei jedem nicht an Krebs Erkrankten schon morgen oder erst in so-und-so-vielen Jahren sein. Deshalb zählt das "Heute".

Das heißt nicht, daß man sich diese Gedanken gar nicht machen DARF. Nur sollten sie nicht das ganze Leben von nun an bestimmen.

Ich übe das auch selbst. Ich habe keinen Krebs aber eine andere Krankheit die jederzeit lebensbedrohlich werden kann und für mich auch schon lebensbedrohlich war. Ich schaffe inzwischen ganz gut da nicht immer dran zu denken. Hat eine Zeit lang gebraucht, aber ich mach mich inzwischen ganz gut, find ich

Gib Deiner Seele etwas Zeit.

Wünsche Dir alles Liebe und viel Zuversicht!

Bettina
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