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Alt 26.10.2004, 12:43
Gast
 
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Standard Hatte mein Vater Schmerzen trotz Morphium?

@Barbara:
Hallo Barbara,
ich weiß, dass dein Schatz nicht gesund gestorben ist. Das macht niemand und du wärst ja sonst auch nicht hier.
Es ist nicht immer möglich zu machen, Todkranke zuhause zu pflegen. Wenn sich Schmerzen nicht im Griff halten lassen, dann ist das nicht möglich. Mein Papa hatte von der Diagnose bis zum Tod 9,5 Wochen. 9,5 Wochen von einem sehr lebenslustigen und noch freiberuflich arbeitenenden 69-jährigen (sah aus wie 59) bis zu einem abgemagerten Mann mit ganz viel Wasser im Körper, der nicht mal mehr alleine zum Klo kann. Wir hatten die Wahl, Papa nach Hause zu holen und mit Schmerzmittel abschießen zu lassen oder Papa auf der Palliativstation zu begleiten. Dort waren wir zu dritt ständig bei ihm und konnten viele wertvolle Gespäche führen. Selbstverständlich haben wir seine Pflege dort übernommen. Der einzige Unterschied zu zu Hause war, dass es nicht sein zu Hause war UND dass Papa dort nach Bedarf mit verschiedensten Schmerzmittel auf den Punkt versorgt wurde. Auf den Punkt heißt, so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Papa war bis zuletzt "da" und nicht abgeschossen. In den 9,5 Wochen war Papa auf Grund seiner Erkrankung viel im Krankenhaus. Er fühlte sich dort wohl weil ja stets ein Arzt in der Nähe war. Und wir. Zuhause wäre kein Arzt anwesend gewesen. Papa war wegen einer akuten Verschlechterung der Blutwerte im Krankenhaus. Von dort kam er auf eine Palliativstation, weil die Schmerzkontrolle im normalen Krankenhaus nicht möglich war. Die Atmosphäre auf der Palliativstation sowie die menschliche und medizinische Versorgung war grandios. Papa ging es von Tag zu Tag deutlich schlechter. Immer wieder (täglich) gab es Situationen, in denen ein CT, Ultraschall oder anderes gemacht werden musste. All unsere Kraft war bei Papa und nach 5 Tagen dort starb Papa.
Er war nur zur guten Einstellung der Schmerzen dort und starb dann. Wie hätten wir ihn zu uns holen können?
Es ist ein Geschenk, dass du deinen Schatz zu Hause pflegen konntest. Wir konnten Papa leider nicht ein Sterben zu Hause ermöglichen. Aber seine Pflege haben wir auch komplett übernommen. Nur weil jemand nicht zuhause stirbt, so heißt das nicht, dass man nicht alles versucht hat, dieses zu ermöglichen.
Dein Schatz hat bestimmt einen längeren Leidensweg als unser Papa hinter sich. Bei uns ging alles so schnell, dass wir einfach nur bei ihm waren. Egal, wo Papa war. Und nun ist Papa für immer bei uns.
Alles Liebe, Sonja
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