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Alt 04.06.2006, 21:45
tiabo tiabo ist offline
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Standard AW: Alternative oder palliative Behandlung nach 4 1/2 Jahren Kampf

Hallo Chris,

ich habe deine Mail durchgelesen und möchte dir gerne meine Erfahrungen mitteilen.

Ich habe meinen Vater am 23.05.06 durch den Lungenkrebs verloren.

Er war 2 Wochen im Universitätskrankenhaus in Frankfurt, dort sollte seine Lungenentzündung und die Schmerzen in den Griff bekommen werden. Leider sind die Medikamente nicht angeschlagen und er wurde am 19.05.06 als nicht therapierbar entlassen.

Er wurde in ein Hospital für palliative Medzin eingeliefert. Pallative Medizin heisst, dem Kranken den Leidensweg so "leicht" wie möglich zu machen. Wenn pallative Medizin ins Spiel kommt ist eine Heilung ausgeschlossen. Du erwähntes, dass dein Vater Bauchschmerzen hat. Das war auch bei meinem Vater der Fall. Es war ein neuer Herd in der Leber.

Wenn ein Krebspatient über Schmerzen klagt und Fieber bekommt, sind das die Anzeichen, dass der Krebs sich vermehrt > Metastasen

Wenn du palliative Medizin in Erwägung ziehst, dann hat das nichts mit Chemo zu tun.

Mein Vater ist innerhalb 4 Tagen gestorben, weil der Lungenkrebs gestreut hat. Er hat Medikamente erhalten, die die Schmerzen betäubt haben. Die Medikamente stammen aus der Narkosebereich. In großen Mengen werden diese Medikamente zur Betäubung bei Operationen eingesetzt. Der Krebskranke spürt die Schmerzen nicht mehr, er hatte nicht mehr Panik, nicht mehr Atmen zu können. Nachteil, er befindet sich im Dämmerzustand, wie nach einer OP, wenn man aufwacht und erstmal nicht weiß, was los ist.

Ich möchte dir die Hoffnung nicht nehmen, aber du musst dir im Klaren darüber sein, dass palliatve Medizin nicht Heilung des Krebspatienten bedeutet. Dein Vater hat sehr lange mit dieser Krankheit leben können, 4 1/2Jahre sind eine "lange" Zeit. Mein Vater hat 1 1/2 Jahre gelebt.

Ich weiß, dass es schwierig ist und es gibt keinen Tag an dem ich nicht weine, weil diese schlimme Krankheit ihn mir weggenommen hat. Aber sei dir im Klaren, der Krebs hat und wird das Leben deines Vaters bestimmen und wahrscheinlich auch sein Ende.

Glaub mir, dein Vater wird dir nie sagen, wie groß seine Schmerzen sind oder die Angst vor dem Tod. Versuch eine Liste zu machen, was er gerne "noch" machen würde und was er bisher verpasst hat. Mein Vater wollte nochmal für uns Kochen und wir wollten ihm nochmal seinen Garten zeigen, auf den er unendlich stolz war. Das war auch unser letzter gemeinsamer Ausflug bevor er ins Krankenhaus gekommen ist. 2 Tage vor seinem Tod, habe ich ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe und vermissen werde und wie stolz ich auf ihn bin, dass er so ein wundervollener Mensch ist. Er hat geweint und wußte, dass es bald Zeit ist zu gehen...

Egal für was dein Vater sich entscheidet, rede mit ihm und versuch ihn zu verstehen. Die Schwestern sagten mir, es ist ganz wichtig, im Team mit meinem Vater zu arbeiten. Gib ihm die Kraft, hinter seiner Entscheidung zu stehen und versuche das Beste daraus zu machen. Ich weiß, leichter gesagt als getan, aber dein Vater wird dir dankbar sein.

Mein Vater hat mich vorbereitet, er musste sich um 6h mit jemanden treffen, um 4.20h ist er verstorben. Menschen, die sterben werden, wissen, wann sie gehen müssen.

Chris, ich weiß es ist ein sehr schwerer Weg und die Trauer, die eines Tages in dein Leben treten wird, wird dich dein Leben lang begleiten, aber dein Vater wird immer mit dir sein.

Viel Kraft schicke ich dir und eine warme Umarmung.

Lg
Tijana
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