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Alt 01.02.2005, 23:45
Gast
 
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Standard Auch meinen Vater hat es erwischt

Hallo Viola,

auch Dir vielen Dank.

Dass mit der 2. Meinung werden wir jetzt auch in Angriff nehmen, auch wenn wir der Meinung sind, dass er im Moment sehr gut aufgehoben ist.

Die Lage lässt ja nun auch wirklich wenig Zweifel, was die Therapiemöglichkeiten angeht.

Seit heute sieht die Welt im Sinne der Hoffnung auch schon wieder ganz anders aus. Der Termin mit dem Radiologen ist sehr gut verlaufen. Er ist guter Dinge, dass Chemo und Bestrahlung Erfolg haben können. Die Metastasen sind wohl auch noch verhältnissmässig klein. Egal wie, mein Vater weiss seit heute, dass er im Uniklinikum bleiben kann (was ihm sehr wichtig ist), obwohl er auch zu Hause weiterbehandelt werden könnte. Und dass er auf eigenen Wunsch jederzeit ambulant weitermachen kann (jeden Tag 3 Stunden Zug fahren ist ihm egal). Er sieht jetzt, dass es weitergeht und dass die Ärtze über Monate Therapien mit ihm planen.

Er ist regelrecht beflügelt. Ich habe ihn anschliessend mit nach Hause genommen, er war arbeiten und mit Freunden unterwegs, ist zum lachen und scherzen aufgelegt und freut sich darauf, am Wochenende seinen Enkel zu besuchen. Natürlich ist die Situation in seinem Körper immer noch die Gleiche, aber der Kopf hat eine regelrechte Engergiespritze bekommen. Meine Mutter, die heute mal nicht mit dabei war, versteht gar nicht, was in dem Termin passiert ist, dass die Psyche so einen Schub bekommen hat. Mir hat es auch die Möglichkeit eröffnet, ihn zu forden; auch mal kritisch zu sein, um ihn zu motivieren, nicht beim nächsten Zwacken wieder in ein Loch zu fallen. Ich konnte ihm sagen, dass er keinen Spaziergang vor sich hat, ohne dass er gleich wieder in Panik verfallen ist oder den Kopf hängen gelassen hat.

An den Termin und die Emotionen des heutigen Tages werde ich ihn in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder erinnern können, dass gibt vor allem auch der Familie den Mut, offensiv mit diesem miesen Eindringling umzugehen.

Die ermutigenden Berichte habe ich auch schon ausgedruckt und werde sie ihm auch noch zu lesen geben, im Moment nutze ich sie aber erstmal für die eigene Motivation, da ich seine Emotionen nicht überstrapazieren will.

Mir selber hat dieses Forum selbst in dieser noch sehr kurzen Zeit sehr geholfen. Ich konnte dem Prof. die eine oder andere Frage mehr stellen und ich bin sehr offensiv an die Sache rangegangen. Meinem Vater hat dies sehr gut getan, da er einen Menschen an seiner Seite weiss, der sich nicht nur emotional, sondern auch sachlich mit dem Thema auseinandersetzt und ihn nicht schont, wenn es sein muss. Dies hätte ich nicht getan, hätte ich nicht hier gelesen, dass es auch Sinn macht und Prognosen und Statistiken eben das sind, was sie sind, Prognosen und Statistiken.

Wir blicken nach vorn und die Nachricht von Freitag, nicht operieren zu können, ist kein Rückschlag mehr, sondern eben ein Wechsel der Therapie. Und wer weiss, was meinem Vater erspart geblieben ist?!?

Donnerstag geht es wieder ins Klinikum, Festlegung der Bestrahlungstherapie, Wochenende wieder nach Hause und nach Rosenmontag beginnt dann endlich die Behandlung.

Euch allen noch einmal vielen Dank und auch alles Gute

Dirk
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