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Alt 25.04.2004, 17:38
Gast
 
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Standard Nierenzellkarzinom und Lebermetastasen

Liebe Pascale,

es ist in der Tat nach meiner Erfahrung nicht der übliche Weg, daß zunächst in der Leber Metastasen eines Nierenzellkarzinoms auftreten und die Lunge absolut frei ist. Sind die Metastasen durch ein CT oder MRT gesichert worden, bzw. ist Tumorfreiheit in der Lunge durch ein CT abgesichert?

Die Meinungsunterschiede zwischen den Radiologen ist für mich ebenfalls absolut nicht nachvollziehbar. Mit 4 cm Größe sollte das wirklich zu unterscheiden sein! Kannst Du einen schriftlichen Befund anfordern? Wenn Du ihn aus dem Französichen für mich ins Deutsche übersetzen würdest, könnte ich Dir bei dem "Fachchinesisch" behilfich sein. Aber meine etwas zurück liegenden Französichkenntnisse werden, glaube ich, nicht ausreichen! Wenn es geht, besorge doch bitte auch den pathologischen Bericht, in dem dsas Tumorstadium stehen müsste ( T...., N...., M.....G..... )

Wenn es nicht anders geht, würde ich mir an Eurer Stelle bzgl. der Metastasierung auch ggf. eine andere Meinung einholen. Es ist schon wichtig, daß bekannt ist, ob nun Metastasen vorhanden sind oder nicht!

Und eine Thermoablation NACH erfolgter Immun-Chemo ist nun für meine Begriffe der absolute Quatsch! Entschuldige bitte, daß ich das so ausdrücke, aber da geht mir mal wieder der Hut hoch: die Immun-Chemo hat die besten Möglichkeiten, wenn so wenig wie möglich Tumormasse vorhanden ist. Und auf eine Stabilisierung ohne Therapie zu warten, ist das Warten auf ein Wunder. Es gibt die sogenannten Spontanheilungen - zu 1% sind sie statistisch verbucht. Aber darauf bei einer Metastase von 4 cm Größe zu warten ( wenn es denn nun eine Metastase ist )......???

Ich könnte es nachvollziehen, wenn man aufgrund des Allgemeinzustandes Deines Vaters ( oder aufgrund der zu starken Belastung in dem Alter ) die Immun-Chemo nicht durchführen möchte, aber die Thermoablation nicht durchzuführen, wäre m. E. nicht verständlich.

Ich kann Deinen Wunsch nach einem würdigen Lebensende durchaus verstehen, denn niemandem ist damit geholfen, wenn der Patient "zu Tode" therapiert wird. Das ist auch meine Meinung. Bei vielen Patienten in sehr fortgeschrittenem Krebsstadium, die ich im Laufe meiner Kliniktätigkeit erlebt habe, habe ich immer nur gedacht: Warum könnt Ihr den Patienten nicht endlich in Ruhe lassen? Aber nach dem, was Du berichtet hast, ist Dein Vater in keinem "Endstadium". Eine Lebermetastase, keine Lungenmetastasen, keine Knochenmetastasen, keine Hirnmetastasen sind beim Nierenzellkarziom keine so schlechte Prognose.

In der Regel wächst ein Nierenzellkarzinom ja sehr langsam, es gibt nur selten rasant schnelle Verläufe. Es bleibt nur die Frage nach dem TATSÄCHLICHEN Zustand Deines Vaters und der daraus folgenden Therapie. Schau mal, mein Mann Jürgen hat mehrere Lungenmetastasen, hatte zwei sehr große Tumore in beiden Nieren. Die eine Miere ist entfernt worden, aus der anderen ist mit Thermoablation der Tumor bis ins Gesunde entfernt worden. Und es gibt bis heute kein Rezidiv! Wenn man die Lebermetastase ( sofern es eine ist, ) ablatiert, wird an dieser Stelle nicht unbedingt etwas weiter wachsen, denn die Ablation wird immer, sofern es möglich ist, bis ins Gesunde durchgeführt. Es ist also Unsinn, mit der Thermoablation zu warten, bis sich das Wachstum stabilisert hat ( wenn das überhaupt durch die Immun-Chemo geschafft wird ).

Die Ablation schützt natürlich nicht davor, daß der Krebs weiter metastasiert, aber es ist erst mal wieder eine Metastase weniger. Und dann müsste man sehen, was man ansonsten an Therapie mit Deinem Vater macht, um sein Immunsystem zu stärken, so daß es Krebszellen entdeckt und selbstständig entfernt.

Vielleicht kannst Du Dir mal die Befunde Deines Vaters aushändigen lassen. Ich halte das für sehr wichtig. Und das kann man Euch nicht verweigern! Ansonsten bliebe wirklich noch die zweite Meinung. Denn diese Unstimmigkeit bzgl. der Lebermetastase in einer Größenordung von 4 cm kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Aber für Dich ganz wichtig: verfalle bitte nicht in Hektik, auch wenn es schwer fällt. Das würde Dir und auch Deinem Vater nichts bringen. Wichtig ist es, genaue Befund-Auskünfte zu bekommen und sich dann umfassend, ggf. auch mit einer anderen Meinung, zu informieren. Vielleicht könntest Du auch hier in Deutschland Dir eine Zweitmeinung einholen, wenn Du alle Befunde Deines Vaters in Kopie hast.

Liebe Grüße,

Ulrike
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