Einzelnen Beitrag anzeigen
  #27  
Alt 29.05.2006, 23:36
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2006
Ort: Engelskirchen
Beiträge: 161
Standard AW: Biefe an meine Mama

Meine liebste Ma.

Der Tag gestern war furchtbar - auch die Nacht.

Um 19.30 hatte ich mich wieder zu dir ans Bett gesetzt, ich wollte dir etwas vorlesen - aus "die farben der Wirklichkeit" und kaum hatte ich begonnen, wurdest du unruhig und hast angefangen zu weinen.

Ich hab aufgehört und dich gefragt was los ist, aber du hast nicht geantwortet,du warst ganz aufgeregt und es war als wolltes du unbedingt etwas sagen - aber du konntest nicht.

Papa und ich haben dann deine hände gehalten und dir gesagt, dass alles gut ist und du keine angst haben musst.
Du bist dann ruhiger geworden.

Trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl und ich habe die Anita angerufen.
Sie ist sofort gekommen.

Du warst ganz blass und schwitzig und dann hast du angefangen zu husten.
Du konntest den Schleim aber nich abhusten und so ging der Husten in ein furchtbares brodeln über.
Deine Hände und Arme waren ganz geschwollen, du hast Wasser eingelagert.

Immer wieder hast du versucht zu husten oder dich zu räuspern, aber das macht das geräusch noch viel schlimmer und ich dachte mein furchtbarster Alptraum würde wahr und du würdest ersticken.

Wir haben immer wieder den schleim aus deinem Mund geholt und dich möglichst hoch gebettet, dass alles verschaffte aber nur kaum Linderung.

Auf einmal bist du hochgeschreckt , hast nach Luft gerungen und dabei die Arme nach oben gerissen.
Du wolltest etwas sagen, aber es war nur ein Rasseln und brodeln zu hören.

Es war furchtbar.

Wir haben versucht dich zu beruhigen , haben dir 2mg tavor gegeben und den Arzt gerufen.

Der kam dann und hat dich abgehört und Wasser in deiner Lunge festgestellt.
Er hat dir ein entwässerungsmittel gespritzt und auch Diazepam, damit du keine Angst hast und weil es Atemnot lindert.

Du bist sehr ruhig geworden und das rasseln und röcheln wurde schwächer.

Wir haben die ganze Nacht an deinem Bett gesessen, dein Puls raste, dein atem setzte immer wieder aus und an armen und Beinen wurdest du ganz kalt.

zwischendurch hast du die Augen aufgemacht und die Augen ganz nach hinten gedreht, jeden Moment dachten wir es wäre vorbei.

Bina und Rudi waren auch da und haben an deinem Bett gesessen und geweint.

Papa ist der Kreislauf versagt, ihm wurde ganz schwindelig und er musste sich übergeben.

Manchmal stöhnst du vor Schmerzen, nuschelst Aua, aua... und deine Augen sind dann weit aufgeriisen, die hande fahren unruhig die Bettdecke auf und ab und kalter Schweiss steht auf deiner Stirn.

Ich spritze dir das Morphium und das Diazepam nun durch die Infusionsnadel direkt in die Vene.

Das wirkt schneller und deine Gesichtsmuskeln entspannen sich sichtlich.

Mittlerweile spritzen wir schon 1500 mg pro Tag, zu deinem 400 Pflaster, es ist furchtbar, was du sonst für schmerzen erleiden musst.

Du durftest in dieser Nacht nicht gehen, heute hast du den ganzen Tag fest geschlafen, du warst nicht wach zu bekommen.

Deine Hände und deine Arme sind immernoch stark geschwollen und immer wiede setzt dein atem aus, manchmal stöhnst und nuschelst du, reisst die augen auf um dann wieder erschöpft in dich zusammen zu sinken.

Ach Liebste, könntest du doch sanft einschlafen.


Ich liebe dich.

Deine Tochter
Mit Zitat antworten